Die Formkurve der deutschen Biathleten zeigt nach oben
Zwar verschenkte Erik Lesser mit nur einem Fehler beim letzten Schießen seine erste Podestplatzierung seit über einem Jahr. Aber Rang sechs des 33-Jährigen im abschließenden Verfolgungsrennen beim Heim-Weltcup in Ruhpolding am Sonntag sowie zwei zweite Plätze durch die Staffel und Benedikt Doll im Sprint waren ein Fingerzeig: Drei Wochen vor den Olympischen Winterspielen in Peking geht es für die deutschen Biathleten in die richtige Richtung – und trotz des Corona-Falls von Johannes Kühn steigt die Zuversicht.
„Auf der Strecke war es heute eine einzige Qual. Aber meine Formkurve zeigt Richtung Olympia nach oben“, sagte Lesser, der als einer von sechs möglichen deutschen Peking-Fahrern Argumente für die nur vier möglichen Startplätze sammelte. Auch Doll, der im Jagdrennen nach vier Fehlern Elfter wurde, konnte im Sprint mit seinem ersten fehlerfreien Schießen seit zwei Jahren Selbstvertrauen tanken. Zudem schaffte David Zobel als Zehnter des Jagdrennens die halbe Olympia-Norm. Philipp Nawrath untermauerte derweil in der Staffel seine Position als Schlussmann.
Die Frauen rund um die angeschlagene Franziska Preuß hängen hingegen weiter hinter ihren Erwartungen zurück und verpassten den erhofften Leistungssprung auch in Ruhpolding. Die noch nicht für die Spiele qualifizierte Franziska Hildebrand sorgte mit Platz 20 in der Verfolgung und Rang 17 im Sprint für die besten Ergebnisse. Mit der Staffel hatte es nur zu Rang vier gereicht.
„Wir müssen trotzdem ruhig bleiben. Wir haben noch zwei Wochen Zeit, um uns gut vorzubereiten“, meinte der Sportliche Leiter Bernd Eisenbichler. Obwohl sie eine sehr gute Saisonvorbereitung absolvierten, bleiben die Ergebnisse bei den Frauen aus. Medaillenhoffnung Denise Herrmann, die mit Blick auf Peking die Verfolgung in Ruhpolding ausließ und bei den letzten Rennen vor Olympia ab Donnerstag in Antholz nur im Massenstart antreten wird, hat noch zu viele Schwächen am Schießstand. Lediglich in der Staffel war bei ihr ein Aufwärtstrend zu sehen.
„Wir haben noch genug Zeit“
Die bisher formschwache Vanessa Hinz verbesserte sich in der Verfolgung um 34 Plätze auf Rang 26 und hatte damit wenigstens ein Erfolgserlebnis. Vanessa Voigt schießt solide, kann aber läuferisch nicht mithalten. Möglich scheint aber, dass Hildebrand auch ohne Qualifikation als eine von fünf deutschen Frauen mit nach China reisen darf.
Franziska Preuß steigt nach ihrer Corona-Infektion und Fußverletzung jetzt erst in ein Aufbautraining ein und wird auch den Weltcup in Antholz verpassen. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch nicht so, dass sie an Wettkämpfe denken kann“, sagte Frauen-Disziplintrainer Kristian Mehringer. Ihr letztes Rennen bestritt sie am 12. Dezember. Ob Kühn, der ebenfalls wegen eines positiven Tests in Quarantäne musste, in Südtirol wieder ins Team zurückkehrt, ist noch offen.
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Generell schwebt das Thema Corona über allem. „Man passt sehr auf, es ist schon belastend“, sagte Doll, und Lesser ergänzte: „Wenn man jetzt in Quarantäne muss, ist es mit Olympia vorbei.“ Nawrath musste als Kontaktperson von Kühn zuletzt vier PCR-Tests machen, was ihn im Sprint (41.) nicht frei auflaufen ließ.
„Ich habe auch die Franzi mal kurz getroffen. Es geht ihr auch nicht gut, wenn man so isoliert ist. Das ist schlimm, einfach nicht leistungsfördernd“, sagte Narrath. Eisenbichler meinte mit Blick auf die 27-Jährige, die bis zu ihrer Verletzung beste Deutsche war: „Wir haben noch genug Zeit. Es ist möglich, auch wenn es keine optimale Ausgangsposition ist.“ (dpa)