Fischsterben in der Oder: 190 Tonnen toter Fische geborgen! Sorgte ein Pestizid für die Umweltkatastrophe?
Die Suche nach der Ursache für das massive Fischsterben in der Oder geht weiter. Mehr als 190 Tonnen toter Tiere wurden bislang geborgen. Derweil wurden überhöhte Pestizid-Werte an der Messstelle Frankfurt (Oder) festgestellt. Löste dies die Umweltkatastrophe aus?
Anderthalb Wochen nach Bekanntwerden des Fischsterbens in der Oder wird das Ausmaß der Umweltkatastrophe immer deutlicher. Die Feuerwehr in Polen barg nach Angaben vom Samstag bislang fast 160 Tonnen toter Fische aus der Oder und einem kleineren Fluss. In Brandenburg waren es nach einer früheren Mitteilung des Umweltministeriums mindestens 36 Tonnen. Bei der Suche nach der Ursache haben die Behörden überhöhte Pestizid-Werte gewiesen. Weshalb die Fische verendeten, ist aber noch unklar.
Fischsterben in der Oder: Überhöhte Pestizid-Werte im Wasser entdeckt
Bei Proben, die an der Messstelle Frankfurt (Oder) in der Zeit vom 7. bis 9. August entnommen wurden, seien hohe Konzentrationen eines Pestizids mit dem Wirkstoff 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure gefunden worden, teilte Brandenburgs Umweltministerium mit. Es sei aber davon auszugehen, dass die nachgewiesene Dosis nicht unmittelbar tödlich für Fische gewesen sei. Der Wirkstoff wird etwa zur Bekämpfung von Unkraut eingesetzt. Der “Tagesspiegel” berichtete zuerst darüber.
Das Ministerium geht weiter davon aus, dass die Umweltkatastrophe mehrere Ursachen gehabt habe. Die überhöhte Konzentration des Pestizids über mehrere Tage habe sicherlich Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen gehabt. Möglicherweise sei das Pestizid am Oberlauf der Oder in noch höheren Konzentrationen vorhanden und am Messpunkt Frankfurt (Oder) bereits stark verdünnt gewesen.
Ursache für Umweltkatastrophe in der Oder weiter unklar: War giftige Algenart für Fischssterben verantwortlich?
Das massenhafte Fischsterben im Grenzfluss Oder wurde auf deutscher Seite am 9. August bekannt. Die Behörden inDeutschland warfen Polen zuletzt vor, zu spät informiert zu haben. Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) erhob hingegen am Freitag auch Vorwürfe gegen die Behörden in Brandenburg, wie die “Bild” schreibt. Die Gefahr hätte bereits zwischen dem 7. und 9. August an der Messstation in Frankfurt (Oder) auffallen müssen, sagte er bei einer Pressekonferenz.
Helfer in beiden Ländern haben in den vergangenen Tagen tonnenweise verendeten Fisch geborgen. Die Suche nach der Ursache gestaltet sich schwierig. Wissenschaftlern zufolge könnte eine giftige Algenart ein Faktor für das Fischsterben sein. Darüber hinaus werden verschiedene andere Stoffe untersucht.
Fast 160 Tonnen toter Fische wurden aus Flüssen geborgen
Wie eine Sprecherin der Feuerwehr-Hauptverwaltung inPolen am Samstag der Deutschen Presse-Agentur sagte, sind insgesamt 158 Tonnen Fisch eingesammelt worden. Der Großteil entfalle dabei auf die Oder. Bei dem kleinen Fluss, in dem ebenfalls tote Tiere entdeckt wurden handelt es sich um den Ner, der bei Lodz entspringt und in die Warthe mündet. Er hat keine Verbindung zur Oder.
Zur Verbrennung angemeldet wurden laut Brandenburger Umweltministerium bis zum vergangenen Donnerstag sogar 67 Tonnen Fischabfälle. Diese Angaben machte Sprecherin Frauke Zelt am Samstag auf Anfrage. Die Zahl bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass bereits so viele Fische eingesammelt wurden.
Mecklenburg-Vorpommern hatte am Freitag mitgeteilt, dass bei Untersuchungen von Proben im deutschen Teil des Stettiner Haffs, in das die Oder mündet, keine Auffälligkeiten festgestellt worden seien.
Neue Bürgerinitiative plant in Brandenburg Menschenkette in Reaktion auf Umweltkatastrophe
Indes will in Brandenburg eine neue Bürgerinitiative auf das Fischsterben aufmerksam machen. Am Samstagabend werde der Fluss am Ufer des Dorfes Kienitz als Warnzeichen mit Scheinwerfern rot angestrahlt, sagte Sprecherin Steffi Bartel. “Wir wollen den Menschen an der Oder damit auch ein Forum geben, ihre Ängste und Sorgen angesichts dieser Umweltkatastrophe auszusprechen.” Für den 4. September rief die Initiative zu einer Menschenkette an der Oder auf.
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gom/news.de/dpa