Die beste Defensive und zweitbeste Offensive: Der 1. FC Union hat das Glück der Tüchtigen

Es war keine große Überraschung, wie Urs Fischer die Frage nach der Tabellensituation recht schnell und routiniert abfrühstückte. Den Fans des 1. FC Union gestand er zu, Platz eins zu feiern und entsprechend zu besingen mit „Deutscher Meister wird nur der FCU“, wie es aus dem Auswärtsblock im Kölner Stadion klang. Er selbst sehe die Situation aber etwas anders. „Was mich vor allem freut, wenn ich auf die Tabelle schaue, sind die 14 Punkte“, so Fischer. „Ich glaube die helfen uns, weil auf uns noch schwierige Wochen warten.“ Trotz des Sieges in Köln und dem Sprung an die Tabellenspitze, bleibe es eine Momentaufnahme.

Der Sieg in Köln war dank einer starken Anfangsphase insgesamt verdient, wie auch Kölns Trainer Steffen Baumgart immer wieder betonte, selbst wenn für ihn eher die Schiedsrichterleistung Thema des Tages war. Vor allem der Elfmeterpfiff in der ersten Halbzeit nach einem Handspiel von Luca Kilian, erhitzte das Gemüt des Kölner Trainers. Die Szene sei, wie er richtig feststellte, allerdings nicht spielentscheidend gewesen, denn Jordan Siebatcheu verschoss. „Ich habe lange eine Mannschaft nicht so gut hier im Kölner Stadion spielen sehen wie Union. Das muss man anerkennen“, sagte Baumgart.

Sechs Spiele hat der 1. FC Union nun bestritten in der Bundesliga, fünf Mal sind die Köpenicker mit dem ersten Tor des Spiels in Führung gegangen und jedes Mal hat die Mannschaft von Urs Fischer nicht verloren. Der FC Köln hätte sich also nach drei Minuten bereits darauf einstellen können, dass am Sonntag höchstens noch ein Punkt zu holen war nach dem Eigentor durch Timo Hübers. Doch diese Statistik hatten die Kölner wahrscheinlich nicht im Kopf, als der Gegentreffer passierte und waren bemüht, noch vor der Halbzeit auszugleichen. Gegen „kompakt“ und „solidarisch“ verteidigende Berliner, wie Fischer es am liebsten sieht von seiner Mannschaft, sollte es bei den Bemühungen bleiben.

Union hat sich nach dem schwachen Auftritt gegen Saint-Gilloise in der Europa League auf seine Stärken besonnen und zurück in die Erfolgsspur gefunden. „Kompliment an meine Mannschaft. Wir waren von Beginn weg bereit für diese Aufgabe“, lobte Fischer. „Ich glaube, es hat uns wirklich gewurmt am Donnerstag, dass wir da die erste Hälfte eigentlich verschlafen haben. Das wollten wir im heutigen Spiel besser machen.“

Im Angriffsspiel herrscht Verbesserungspotenzial bei Union

Es war wieder die für Union bekannte Intensität im Spiel, Freude am Verteidigen und mehr Zug zum Tor. Also das Unioner Spiel, das die Köpenicker in dieser Saison schon so erfolgreich machte und weshalb sie nach dem Unentschieden von Freiburg nun zumindest bis nächsten Samstag an der Tabellenspitze weilen. Dafür brauchte es am Ende das Glück des Tüchtigen und die Fußspitze von Hübers, denn ganz so rund lief es zumindest in der Offensive noch nicht. „Wir haben einen Lauf, aber wir wissen natürlich, dass viele Dinge noch nicht so gut sind. Die Defensivarbeit ist einfach eine Stärke von uns, aber beim Spiel mit dem Ball müssen wir auf jeden Fall zulegen“, sagte Kapitän Christopher Trimmel.

Beim Spiel mit dem Ball müssen wir auf jeden Fall zulegen

Union-Kapitän Christopher Trimmel

Union stellt nach dem sechsten Spieltag nun die beste Defensive und die zweitbeste Offensive. Und das obwohl die noch in der Europa League fehlende Torgefahr auch gegen Köln nicht vollständig zurückkehrte. Neben dem Abseitstor von Sheraldo Becker und dem Lattentreffer von Trimmel gab es nichts Erwähnenswertes im Spiel nach vorne. Was Union aber umso mehr zeigte, war die nötige Cleverness und Reife in der zweiten Hälfte. Die Berliner spielten es gut herunter, wie Fischer sagte. Dabei hätten vor allem die Einwechselspieler einen guten Job gemacht und die nötige Ruhe und Stabilität zurück ins Spiel gebracht. Ein wichtiger Faktor für das kommende Europa-League-Spiel am Donnerstag gegen Sporting Braga.

Hinzu kam die gute Torwartleistung von Lennart Grill, der den angeschlagenen Frederik Rönnow kurzfristig ersetzte und die Führung im zweiten Durchgang festhielt. „In der zweiten Hälfte hat Köln ein bisschen gedrückt. Da brauchten wir einen Torhüter mit einer wirklich guten Parade“, lobte Fischer Grill. „Zu Beginn war er vielleicht noch ein bisschen nervös, fand dann aber gut ins Spiel rein.“ Fischer dürfte auch abseits des Platzes mit Grill zufrieden gewesen sein, der sich gut einfügte, was Antworten auf Fragen zu Platz eins betraf: „Ob das jetzt für Platz eins ist oder Platz zehn, ist uns glaube ich relativ egal. Es geht wie jedes Jahr bei Union drum, erstmal vierzig Punkte zu sammeln.“

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