Der Fußball-„Kaiser“ ist tot: Franz Beckenbauers Leben in Bildern
Weltmeister als Spieler und als Trainer, deutscher Meister mit dem FC Bayern und dem Hamburger SV – Franz Beckenbauer war ein Ausnahme-Fußballer, national wie international.
Geboren wird Beckenbauer 1945 im Münchener Stadtteil Giesing. Das Fußballspielen lernt er als Junge beim SC 1906 München und wechselt später zum FC Bayern München. Ab den frühen 1960ern spielt er dann in der Regionalliga Süd.
In der Saison 1965/1966 gelingt ihm der erste große Triumph seiner Karriere: Er wird als bester Spieler der Saison ausgezeichnet.
Und auch privat läuft es bei Beckenbauer gut: 1966 heiratet er Brigitte Wittmann und bezieht ein Häuschen in München-Solln.
Im Viertelfinale der Europameisterschaft holt die deutsche Nationalmannschaft um Kapitän Beckenbauer den ersten Sieg einer DFB-Elf in England. Nach dem 3:1 im Wembley-Stadion gilt das Team bei Fans und Fachleuten über Jahrzehnte hinweg als glanzvollste Auswahl.
Mit ihm als Mannschaftskapitän gewinnt Deutschland zwei Jahre nach dem Europameistertitel auch die Weltmeisterschaft 1974.
Nach seiner Zeit beim FC Bayern wechselt Beckenbauer für die damalige Rekord-Ablösesumme von zwei Millionen US-Dollar in die USA. Bei Cosmos New York spielt er an der Seite von Brasiliens Jahrhundert-Fußballer Pelé.
Der Münchner genießt seinen Star-Status in der Metropole. Dreimal gewinnt New York die US-Meisterschaft. Doch Beckenbauers Fazit: „Fußballerisch kannst du es vergessen.“
1984 wird er deutscher Nationaltrainer. Zwei Jahre später fährt die von Beckenbauer zusammengestellte Mannschaft ohne große Erwartungen zur Weltmeisterschaft nach Mexiko. Trotz mittelmäßiger Spiele schafft es die Mannschaft bis ins Endspiel.
Schon in den 1980er-Jahren erreicht Franz Beckenbauer Kult-Status – wenn auch der Titel „Kaiser“ damals noch nicht verwendet wird.
Nach sechs Jahren als DFB-Teamchef nähert sich Beckenbauer vor der WM 1990 in Italien endgültig seinem Legendenstatus.
Nach dem mit 1:0 gewonnenen Finale gegen Argentinien holt die deutsche Mannschaft 1990 in Rom den Weltmeistertitel.
Legendär sind die Bilder von Beckenbauer, wie er nach dem WM-Triumph seiner DFB-Elf allein mit den Händen in den Hosentaschen über den Rasen im Olympiastadion in Rom schreitet. „Das war der einzige Platz, an dem ich meine Ruhe hatte“, sagt er später.
Im Jahr der Deutschen Wiedervereinigung versetzt der Weltmeistertitel das Land in Euphorie.
1990 wird Franz Beckenbauer nach Mário Zagallo der zweite Sportler, der sowohl als Spieler als auch als Teamchef Fußball-Weltmeister wurde.
Zurück in Deutschland werden Beckenbauer und sein Team von Tausenden auf dem Römerberg erwartet.
1994 bis 2009 ist er Präsident des FC Bayern München sowie nach der Umwandlung des Vereins in eine Aktiengesellschaft 2002 auch Aufsichtsratsvorsitzender.
Erst bei der WM 1994 und dann erneut 1998 ist Franz Beckenbauer als Experte beim Pay-TV-Sender Premiere zu sehen.
Als Chef des Bewerbungs- und Organisationskomitees bringt er die Weltmeisterschaft nach Deutschland, Italien holt den Titel.
Doch wirft das „Sommermärchen“ auch seine Schatten: Beckenbauer gerät in den Skandal um nicht geklärte Millionen-Zahlungen rund um die Vergabe des Turniers. In der Schweiz wird gegen ihn wegen des Verdachts auf Betrug, Geldwäscherei und Veruntreuung ermittelt.
Als im März 2020 der Sommermärchen-Prozess wegen Verjährung eingestellt wird, muss Beckenbauer keine juristischen Konsequenzen mehr fürchten.
Beckenbauer war Vater von fünf. Seinen Sohn Stephan musste er 2015 beerdigen, als der mit 47 Jahren an Krebs starb. Dieser Schicksalsschlag und die auf die Fußball-WM in Deutschland 2006 folgenden Korruptionsvorwürfe dürften Beckenbauer zunehmend zu schaffen gemacht haben.
Eingesetzt hat sich Beckenbauer nicht nur für den Fußball. Vor über 40 Jahren gründete er die Franz-Beckenbauer-Stiftung, die in Not geratenen Menschen hilft. „Eine Stiftung ist ja für die Ewigkeit gemacht“, sagte Beckenbauer der „Bunten“ einmal und fügte hinzu: „Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass es weitergeht, auch wenn du selbst nicht mehr da bist.“ (Tsp)