Der 1. FC Union will Feyenoord schnell abhaken
Im Gegensatz zu Max Kruse ist nicht viel über die Fähigkeiten von Rani Khedira beim Kartenspielen bekannt, doch der Fußballprofi des 1. FC Union blickte nach der bitteren 1:2-Niederlage gegen Feyenoord Rotterdam mit einem Pokerterminus schnell nach vorne. „Wir müssen All In gehen und sechs Punkte holen“, sagte Khedira am späten Donnerstagabend zu den Restchancen der Berliner auf die nächste Runde der Conference League.
Nach vier von sechs Spielen ist Union in Gruppe E mit drei Punkten Letzter. Da im Parallelspiel Slavia Prag gegen Maccabi Haifa gewann, haben die Berliner aber weiter alles in der eigenen Hand. Platz eins und die damit verbundene direkte Qualifikation für das Achtelfinale ist zwar nicht mehr möglich, doch der Umweg über die Zwischenrunde ist ein durchaus realistisches Szenario. In drei Wochen ist Union zu Gast in Haifa und nach der klaren Überlegenheit im Hinspiel dürfte der Bundesligist als Favorit in dieses Duell gehen. Danach winkt Anfang Dezember eine Art Endspiel im Olympiastadion gegen Slavia Prag. „Wenn ich mir die Tabelle anschaue, brauchst du zwei Siege“, sagte Trainer Urs Fischer. „Und dann schauen wir, wie die Lage ist.“
Die Stimmung bei den Berlinern war trotz der gar nicht so düsteren Perspektive allerdings alles andere als gut – und das war verständlich. Angenehm war der Abend im Olympiastadion für die Spieler und ihre Fans sicher nicht. Im strömenden Dauerregen kämpften sie mit dem tiefen Rasen, rutschten durch den Matsch und standen am Ende trotz guter Leistung ohne Lohn da.
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Die unnötigen Platzverweise für Christopher Trimmel und Cedric Teuchert in den Schlussminuten passten zu diesem unglücklichen Auftritt. Fischer wollte den beiden Spielern keine Vorwürfe machen, sah aber Gesprächsbedarf. „Du musst schauen, dass du dich beherrschen kannst“, sagte der Trainer. Er sei aber auch lange genug Spieler gewesen und dabei „ist auch mir die eine oder andere Unbeherrschtheit passiert“. Gegen Haifa werden beide gesperrt fehlen, für Teuchert ist die Gruppenphase vermutlich vorzeitig beendet.
Doch nicht nur die Platzverweise fügten sich ins Bild dieses ärgerlichen Europapokalabends, der mit den Sorgen um die Sicherheit rund um das „Hochrisikospiel“ bereits nicht sonderlich schön begonnen hatte. Auch der Rotterdamer Siegtreffer kam maximal unglücklich zustande. Nach einem Rückpass war der ansonsten mal wieder sichere Torwart Andreas Luthe bei einem Dribblingversuch ausgerutscht, Feyenoords Cyriel Dessers musste den Ball nur noch ins leere Tor schieben. „Fußball ist ein Fehlerspiel und das war ein Fehler zu viel“, sagte Fischer. „Aber am Schluss gewinnen wir zusammen und verlieren wir zusammen.“
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Vorwürfe an Luthe waren auch sonst nicht zu vernehmen. Fans und Mannschaft haben ein gutes Gespür für die Bedeutung ihres Torwarts, der dem Team mit vielen starken Paraden die Europapokalteilnahme erst ermöglicht und auch in dieser Saison bereits einige Punkte gerettet hat. „Auf so einem beschissenen Platz passiert so was leider“, sagte Khedira. Luthe sei erwachsen genug, um mit der Situation umzugehen. „Am Sonntag rettet er uns dann wieder den Arsch.“
Auch Robin Knoche macht sich keine Sorgen um die mentale Verfassung von Luthe und seinen anderen Kollegen. „Bisher haben wir immer eine sehr gute Reaktion gezeigt“, sagte der Abwehrspieler und hofft am Sonntag in Köln (17.30 Uhr, Dazn) auf einen versöhnlichen Abschluss der dritten Englischen Woche in Folge, bevor danach die Länderspielpause beginnt. „Ich mache mir keine Sorgen, dass irgendwas im Team passiert oder gebrochen ist“. sagte Knoche.