1. FC Union enttäuscht beim FC Augsburg

Immer wieder war Urs Fischer an der Seitenlinie lautstark zu hören. „Ruhiger!“, rief der Trainer des 1. FC Union seinen Spielern in der Anfangsphase mit Nachdruck zu, doch so wie in der 16. Minute hatte er das ganz sicher nicht gemeint. In aller Seelenruhe führten die Berliner einen Abstoß aus, obwohl der FC Augsburg sehr hoch presste. Andreas Luthe passte auf Dominique Heintz, der zurück zu Luthe und dann leistete sich der Torwart einen schlimmen Aussetzer. Luthe spielte den Ball flach ins Zentrum zu Robin Knoche, doch Augsburgs Arne Maier war schneller, bediente Michael Gregoritsch und der Stürmer schob den Ball aus elf Metern freistehend ins Tor. „Wir haben den Anspruch, kurz zu eröffnen. Aber ich muss da schon sehen, dass Robin zu viel Druck hat“, sagte Luthe selbstkritisch.

Viel besser wurde es für die Berliner auch in den folgenden 75 Minuten nicht. Am Ende eines enttäuschenden Auftritts verlor Union am Samstag vor 7600 Zuschauern 0:2 (0:1) beim FC Augsburg. Für die Berliner war es die erste Niederlage in diesem Kalenderjahr und ein klarer Rückschlag im Kampf um die Europapokalplätze.

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Fischer veränderte seine Startformation im Vergleich zum 2:1 bei Borussia Mönchengladbach vor zwei Wochen auf vier Positionen, allerdings nicht ganz freiwillig. Neben Max Kruse, der kurz vor Ende der Transferfrist zum VfL Wolfsburg gewechselt war, musste der Schweizer auch auf Mittelfeldspieler Grischa Prömel verzichten, der Anfang der Woche positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Für Frederik Rönnow und Paul Jaeckel blieb nur ein Platz auf der Bank. Dafür begannen Andreas Luthe, Dominique Heintz, Genki Haraguchi und Taiwo Awoniyi, der nach seiner Rückkehr vom Afrika-Cup erstmals in diesem Jahr zum Einsatz kam.

Union formierte sich auch ohne Kruse wie üblich im 3-5-2 und interpretierte dieses wie schon in Gladbach asymmetrisch. Sheraldo Becker nutzte seine Schnelligkeit immer wieder, um über die rechte Seite nach vorne zu stoßen. So attackierten die Berliner häufig mit drei Stürmern.

Es waren keine fünf Minuten gespielt, als der Nationalspieler von Surinam auf dem rechten Flügel einen seiner Sprints anzog, viel zu viel Zeit hatte und in weitem Bogen in den Strafraum flankte. Dort wurde Niko Gießelmann ebenso wenig bedrängt, köpfte aber aus guter Position über das Tor.

So ordentlich Unions Start war, so groß waren die anschließenden Probleme. Augsburg provozierte einige Berliner Ballverluste und besonders in der Zone vor dem eigenen Strafraum bekam Union keinen Zugriff. Florian Niederlechner boten sich zwei Abschlusschancen, doch seine Schüsse von der Strafraumgrenze flogen jeweils links am Tor vorbei.

Neuzugang Sven Michel wurde eingewechselt

Dass Augsburg die schlechteste Rückrundenmannschaft und seit fünf Spielen ohne Sieg war, ließen sich die Gastgeber nicht anmerken. Sie agierten entschlossener, suchten oft die Tiefe und pressten hoch. Nach einer Viertelstunde zahlte sich diese proaktive Herangehensweise aus – wenn auch mit gütiger Beihilfe des ehemaligen Augsburgers Luthe.

Nach dem 1:0 durch Gregoritsch versuchte der FCA gleich nachzusetzen und Union wackelte gehörig. Erneut war es Niederlechner, dem sich eine hochkarätige Chance bot. Sein Flachschuss ließ Luthe keine Chance, doch Christopher Trimmel rettete kurz vor der Linie mit einer eingesprungenen Grätsche.

Im Vergleich zu diesen erstklassigen Chancen wirkten Unions Angriffsbemühungen sehr spröde. Becker sorgte mit seinen Flanken von der rechten Seite zwar für so etwas Gefahr, doch Awoniyi fehlte im Abschluss die Präzision und Gießelmann köpfte erneut über das Tor. Nach einer Ecke verfehlte Timo Baumgartl das Ziel aus dem Gewühl.

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Augsburg blieb die bessere und gefährlichere Mannschaft. Gregoritsch traf mit einem Fernschuss die Latte. Den Berlinern war ob dieser klaren Unterlegenheit die Frustration anzusehen und bei Rani Khedira äußerte sie sich in einem Foul im Mittelfeld. Dafür sah der ehemalige Augsburger die Gelbe Karte – und fehlt damit in einer Woche gegen Dortmund.

Fischer verzichtete trotz der schwachen Leistung seiner Mannschaft in der Pause auf Wechsel und die erste Chance der zweiten Hälfte hatte Haraguchi. Von Augsburg kam in dieser Phase offensiv nicht mehr so viel wie noch vor der Pause, doch manchmal braucht es keine filigranen Angriffskombinationen. Nach einem Ballgewinn von Gregoritsch versuchte es André Hahn aus 25 Metern und traf wuchtig zum 2:0 in den Winkel. „Das erste Tor schenken wir ihnen, das zweite war ein Traumtor. Aber Augsburg hat es gut gemacht und war giftiger“, sagte Trimmel.

Nach dem 0:2 sah sich Fischer zum Reagieren gezwungen und das tat er mit allem, was seine Ersatzbank hergab. Neuzugang Sven Michel kam ebenso ins Spiel wie Levin Öztunali, Keita Endo, Kevin Behrens und Bastian Oczipka. Doch wirklich zwingend wurden die Berliner Aktionen auch danach nicht. Die beste Chance hatte Behrens, doch der frühere Unioner Rafal Gikiewicz parierte sicher. (Tsp)