Vorteil Cody Kessel: Der Profi der Volleys profiliert sich auch als Autor

Schreiben kann Cody Kessel überall: In Cafés, im Bus auf dem Weg zum nächsten Spiel und zwischen den Trainingseinheiten. Dem BR Volleys-Spieler hilft es, seine Gedanken niederzuschreiben und den Tag zu reflektieren, um beim nächsten Duell noch besser zu performen. Nach rund zwei Jahren Arbeit hat er nun sein erstes Buch „11 Ways to get an Edge“, also „Elf Möglichkeiten sich einen Vorteil zu verschaffen“ veröffentlicht, das als E-Paper verfügbar ist.

„Das ist sehr aufregend, ich schreibe schon lange einen Blog und einen Newsletter, seit ich aus den USA nach Deutschland gezogen bin“, sagt Kessel am Telefon. „Und es macht wirklich Spaß sich auf diese Weise mit Menschen zu vernetzen.“ 

Lesen und schreiben mochte Kessel eigentlich schon immer, 2015 absolvierte er einen Master in Geschichte. Seine Abschlussarbeit verfasste er über die Geschichte des Volleyballs, viele Aspekte konnte er nun auch in sein Buch miteinbeziehen. Darin erinnert er sich an seinen Weg zu den BR Volleys, aber widmet sich auch mentalen Aspekten, die Sportler*innen dabei helfen können, erfolgreicher zu werden. „Es ist eine Art Brief an mein jüngeres Ich. Ich will damit auch die wichtigsten Lektionen, die ich gelernt habe, mit jüngeren Generationen teilen.“

Im ersten Kapitel geht es um positive Energie, die einem auch durch schwere Zeiten helfen können. Anschließend schreibt Kessel über Themen wie mentale Stärke und Kontrolle; über die Frage, was man als Sportler*in kontrollieren kann und wann man die Kontrolle besser abgeben sollte.

Sein Buch schrieb Cody Kessel neben seiner Profikarriere

„Wenn man das unterscheiden kann, ist das sehr hilfreich.“ Auch Selbstbewusstsein und -vertrauen spielen eine Rolle. Den Spieltechniken habe er aber nur ein Kapitel gewidmet, sagt Kessel. „Gerade im Volleyball sind viele sehr besessen von Technik, aber ich wollte auch mentale Aspekte beleuchten.“ Bei den Männern werde häufig angenommen, dass man mentale Stärke von Natur aus besitze. Nur selten gehe es darum, dass mentale Stärke auch eine Fähigkeit sei, die man entwickeln könne. „Da werden Sprüche wie ‚Sei keine Pussy‘ gesagt. Toxische Männlichkeit ist im Profisport präsent. Ich will zeigen, dass mentale Stärke so eben nicht aussieht.“

Sein Buch schrieb Kessel neben seiner Profikarriere. Von außen sehe es manchmal so aus als sei alles von vornherein geplant gewesen, sagt Kessel, „aber das ist nie die ganze Geschichte.“ Immer wieder hätten sich seine Zielsetzung und die Inhalte der Kapitel geändert. Seine höchste Priorität war dabei aber immer die sportliche Karriere. „Das Buch war eher ein Nebenprojekt.“ Ein Projekt, das ihm offenbar so viel Freude bereitete, dass er am liebsten noch ein weiteres Buch schreiben würde. „Schreiben verschafft Klarheit und inspiriert mich, auch auf dem Feld.“

Mit einem Sieg im letzten Gruppenspiel wären die Volleys für die nächste Runde der Champions League qualifiziert

Ein bisschen Inspiration können er und sein Team am Mittwoch gut gebrauchen, wenn es im letzten Spiel der Champions-League-Gruppenphase gegen das polnische Spitzenteam Aluron CMC Warta Zawiercie geht (19.30 Uhr). Zuletzt konnten die Berliner sich auswärts 3:1 durchsetzen, allerdings mussten sie bereits zwei Niederlagen gegen Ankara einstecken. Mit einem Heimsieg würden die Volleys in der Gruppe auf Platz zwei landen und sich automatisch für die nächste Runde qualifizieren.

Bei einer Niederlage müssen sie hoffen, doch noch unter den besten Drittplatzierten zu landen und so weiterzukommen. „Wir wissen, dass ein sehr starkes Team kommt, aber freuen uns einfach auf diese Herausforderung. Unser ganzer Fokus liegt darauf“, sagt Kessel. Beim Spiel werde es vor allem auf den Aufschlag und das Zuspiel ankommen. „Das wird der Schlüssel sein. Zawiercie ist eines der besten Aufschlagteams der Welt.“

Volleys-Manager Kaweh Niroomand erhofft sich ein echtes „Volleyball-Highlight“. Zawiercie zähle zu den besten Mannschaften Europas, deshalb rechne er mit einem technisch sehr guten Spiel. „Wir müssen in den Flow kommen. So eine Mannschaft kann man nur schlagen, wenn man in den Angriffsmodus kommt und anfängt zu schwimmen und zu schweben.“ 

Gegen Ankara sei die Mannschaft noch zu verhalten, zu ruhig, zu vorsichtig gewesen. „Wir müssen die Atmosphäre der Halle in einen Schub umwandeln.“ Am Mittwoch gibt es auch ein Wiedersehen mit dem Libero Santiago Danani, der vergangene Saison in Berlin unter Vertrag stand. Vielleicht entsteht daraus eine Anekdote für Kessels nächstes Buch.

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