Dem Profifußball fehlt immer noch zu oft die Empathie

Fußball kann eine der schönsten Nebensachen der Welt sein. Er gibt Spaß, Freude, Gemeinschaftsgefühl. Bei all der medialen und systemimmanenten Überhöhung wirkt es manchmal, als gäbe es nichts Wichtigeres zwischen Himmel und Erde. Doch an Tagen wie diesem Freitag wird schlagartig klar, wie klein und unbedeutend der Sport in Wirklichkeit ist.

Nach 13 Jahren als Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach beendet Max Eberl seine Tätigkeit mit sofortiger Wirkung, aus gesundheitlichen Gründen. In einer emotionalen Pressekonferenz äußerte sich der 48-Jährige ausführlich zu seinen Beweggründen – und für diese Offenheit gebührt ihm viel Respekt.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Zwar hat sich in den vergangenen Jahren einiges zum Besseren verändert, doch beim Thema psychische Erkrankungen hat der Profisport immer noch große Defizite. Das hat auch der Fall Eberl gezeigt. Über solch eine lange Zeit in prominenter Funktion in der Bundesliga tätig zu sein, bedeutet ständigen Druck. Daran wird sich kaum etwas ändern lassen. Dass im Profifußball auch zwölf Jahre nach dem Tod von Robert Enke immer noch ein eklatanter Mangel an Empathie und Respekt herrscht, ist jedoch nur schwer zu ertragen.

Wenn Eberl unter Tränen schildert, wie sehr er in den vergangenen Monaten unter dem Fußballgeschäft gelitten hat, und der Präsident seines Klubs unmittelbar danach sagt, man habe alles getan, um „ihn umzudrehen“, lässt das tief blicken. Das gilt ebenso für Teile der Medien, die erst munter über die Gründe für Eberls Rücktritt spekulieren und dann in solch einem emotionalen Moment ohne Taktgefühl nach Nachfolgekandidaten fragen. Zumindest Eberl fand am Freitag die richtigen Worte: „Es geht nicht um Fußball. Ich muss auf den Menschen aufpassen. Es ist die höchste Verantwortung, die ich habe.“