Das sind Berlins Sportler:innen des Jahres
Sportlerwahlen haben mitunter an sich, dass nicht nur diejenigen gewinnen, die durch besondere Leistungen in ihrem Sport aufgefallen sind, sondern ohnehin starke öffentliche Präsenz genießen. Auch daher sind sie dann bei derartigen Preisvergaben prädestiniert für einen vorderen Platz. Bei Elena Semechin kam ganz viel zusammen, in jedem Fall aber lässt sich sagen, dass die Para-Schwimmerin verdient zu Berlins Sportlerin des Jahres gewählt worden ist – das zweite Mal nach 2019.
Noch als Elena Krawzow, inzwischen ist sie mit ihrem Trainer Phillip Semechin verheiratet und hat einen neuen Nachnamen, gewann sie Gold bei den Paralympics von Tokio. Danach aber begann ihr größter Kampf: Im November musste Semechin ein Tumor im Kopf entfernt werden.
Die Wahl der „Berliner Sportler:innen des Jahres“ ist eine Konstante im Berliner Sport, zur 43. Auflage ist nun der Name der Veranstaltung in der Gegenwart angekommen. Zur Hälfte war es wieder eine Publikumswahl, zur anderen Hälfte haben Vertreter von Berliner Medien abgestimmt.
Und anders als sonst oft, hat diesmal der Fußball abgeräumt und da speziell der 1. FC Union: Die Köpenicker haben sich als eine starke Konstante in der Bundesliga etabliert, mit monetär gesehen schlechteren Mitteln als Ligakonkurrent Hertha BSC, aber mit viel Arbeit und Herzblut.
Der 1. FC Union stellt diesmal die Mannschaft des Jahres, der Bundesligist gewann vor den Basketballern von Alba und den Eishockeyprofis der Eisbären – zwei Teams, die immerhin Deutscher Meister wurden. Obendrauf wurde Unions Coach Urs Fischer noch zum „Trainer:in des Jahres“ gekürt. Der Preis als „Sportler:in des Jahres“ ging an Wasserspringer Patrick Hausding, womit dann drei Titel an die Männer gingen und nur einer an eine Frau.
„Da bin ich von Wolke sieben auf den knallharten Boden aufgeschlagen“
Aber die Frau ist wohl die heimliche Gesamtsiegerin. Elena Semechin sagte zu ihrer Wahl: „2021 ist definitiv eines der aufregendsten Jahre in meinem ganzen Leben – und diese Auszeichnung ist meine Extra-Belohnung.“ Nach zehn Jahren harter Anstrengung habe sie endlich paralympisches Gold gewonnen. „Das war einfach eine Befreiung, danach hatte ich eine schöne Zeit – bis dann die Diagnose kam. Da bin ich von Wolke sieben auf den knallharten Boden aufgeschlagen.“
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Und ihr Kampf gegen den Krebs läuft ja leider immer noch, Bestrahlungen und Chemotherapie stehen an. Auf Initiative der Berliner Medien wurde Elena Semechin im Rahmen der Wahl zudem mit einem Solidaritätspreis ausgezeichnet, der mit einer finanziellen Zuwendung von 5000 Euro verbunden ist. Eine Summe, über die Profifußballer wohl eher schmunzeln würden, also ist das Geld bei Elena Semechin gut aufgehoben.
Bei den Männern war der Sieger dann auch nicht die dicke Überraschung; wohl auch mangels Alternativen hat sich Patrick Hausding zum vierten Mal den Preis geschnappt. Der inzwischen 32 Jahre alte Wasserspringer gewann bei seinen vierten und finalen Olympischen Spielen gemeinsam mit Lars Rüdiger Bronze vom Drei-Meter-Brett und durfte bei der Eröffnungsfeier in Tokio die deutsche Fahne tragen. Vier Mal stand Hausding bei Olympia auf dem Brett und gewann dabei drei Medaillen, insofern wurde nun auch sein Lebenswerk gekrönt. Es hat also, wie bei den Frauen, den richtigen Preisträger getroffen.
Dass der 1. FC Union es schwerer haben wird so zeitnah einen Titel zu gewinnen, liegt in der Natur der Bundesliga, in der gefühlt seit 100 Jahren dieselbe Mannschaft Meister wird. Allerdings haben die Unioner trotzdem noch eine gute Titel-Chance – im DFB-Pokal. Dort heißt der Gegner im Viertelfinale Hertha BSC und der FC Bayern München ist nicht mehr im Wettbewerb. Keine Frage: Schaffen es die Köpenicker ins Endspiel im Olympiastadion, dann werden sie im kommenden Jahr auch wieder eine gute Wahl sein zur Berliner Mannschaft des Jahres.