Blaue Mauritius und Bells Telefon

Als Heinrich von Stephan im Jahr 1865 die Einführung des „Postblattes“, dem Vorgänger der Postkarte als kostengünstigere Alternative zum Brief, vorschlug, stieß seine Idee auf Ablehnung. Man hatte Datenschutzbedenken – wegen der Boten. Erst fünf Jahre später überzeugte Stephan mit seinem Vorhaben: Die „Correspondenz-Karte“ fand im Deutsch-Französischen Krieg massenhaft Verwendung.

[Museum für Kommunikation, Leipziger Straße 16, bis 30. Oktober, Di 9–20 Uhr, Mi–Fr 9–17 Uhr, Sa–So 10–18 Uhr]

Dabei ist die Postkarte nur eines von vielen Verdiensten des Visionärs Heinrich von Stephan. Er war Initiator des Weltpostvereins, der bis heute die Regeln für den weltweiten Postverkehr bestimmt, und gründete 1872 das Museum für Kommunikation Berlin, das am 24. August 150-jähriges Bestehen feiert.

Ursprünglich diente die Ausstellung der Ausbildung von Postbeamten – doch schon wenige Jahre später machte das Haus seine Exponate der Öffentlichkeit zugänglich. Heute gilt die Einrichtung als erstes Postmuseum der Welt und bietet den Besucherinnen und Besuchern mit 2000 Objekten einen umfangreichen Einblick in rund 40 000 Jahre Kommunikationsgeschichte.

Zum Jubiläum zeigt das Museum von diesem Donnerstag an eine Sonderausstellung mit Möbeln und Modellen historischer Fahrzeuge aus seiner Entstehungszeit. Außerdem bietet eine QR-Code-Tour Informationen zu 27 ausgewählten Objekten aus der Dauerausstellung – darunter der erste Telefonapparat von Alexander Graham Bell und die weltweit berühmteste Briefmarke, die „Blaue Mauritius“.

#SagtHeinrich – ein Social-Media-Projekt auf TikTok und Instagram

Mittels einer sogenannten „Google Arts & Culture-Ausstellung“ können Interessierte ausgewählte Exponate aus den verschiedenen Sammlungsbereichen online und von zuhause aus kennenlernen. So vereint das Jubiläumsprogramm Angebote in digitaler, hybrider und Präsenz-Form.

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Besonders spannend für Social-Media-affine Besucher: Das Projekt #SagtHeinrich, das auf Instagram und TikTok den Gründer Heinrich von Stephan und seine Innovationen beleuchtet, dessen Biografie trotz all der Errungenschaften auch problematische Aspekte enthält. Diese lässt das Museum nicht unbeachtet: Texttafeln verweisen auf seine Rolle als Generalspostdirektor in der Zeit des Kolonialismus, den er mit dem Ausbau der Postdampfschiffe und der Postämter in den Kolonialgebieten stärkte. Auch wollte Stephan Frauen aus dem Postdienst fernhalten – wenngleich sich das „Fräulein vom Amt“, die Vermittlerin von Telefongesprächen, dann doch durchsetzte.