75. Berlinale: „Dreams (Sex Love)“ aus Oslo gewinnt den Goldenen Bären

Der Goldene Bär der 75. Berlinale geht nach Norwegen, an „Dreams (Sex Love)“ von Dag Johan Haugerud, in dem eine Schülerin einen Roman über ihre erste Liebe schreibt und den Text ihrer Mutter und der Großmutter zu lesen gibt. Ein Film über das Begehren, sagt Jury-Präsident Todd Haynes, er nennt ihn „überwältigend eigen“ und gleichzeitig universell.

Mit dem Großen Preis der Jury zeichneten die sieben Juror:innen Gabriel Mascaros brasilianischen Beitrag „O Último Azul“ über eine alte Frau aus, die vor der staatlichen Verwahranstalt für alte Menschen in die Freiheit entflieht. Zum Preis der Jury an Iván Funds argentinisches Roadmovie „El Mensaje“ flossen während der Dankesrede des Regisseurs reichlich Tränen bei den Darsteller:innen.

Bei der zügigen Preisverleihung im Berlinale-Palast wurden die Darstellerpreise Rose Byrne in Mary Bronsteins „If I Had Legs I’d Kick You“ und Andrew Scott für die beste Nebenrolle in Richard Linklaters Broadway-Hommage „Blue Moon“ zugesprochen. Den Regiepreis erhielt der Chinese Huo Meng für sein Dorfdrama „Living the Land“.

Die Bären-Gala der 75. Berlinale, des ersten Jahrgangs unter Intendantin Tricia Tuttle, ging anders als im Vorjahr ohne eine Vielzahl von politischen Statements über die Bühne. Klar, dass das Enfant Terrible unter Europas Regisseuren, der Rumäne Radu Jude, einmal mehr klare Worte sprach, an den 125. Geburtstag von Luis Buñuel just an diesem Samstag erinnerte und ihm den Preis widmete.

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Für Buñuels „Erbe der Respektlosigkeit“ und dafür, dass er der Logik des „immer größer, immer teurer“ widerstand. Radu Jude hofft, dass der Internationale Gerichtshof allen Mördern das Handwerk legt und, mit Blick auf die morgigen Bundestagswahlen und die Wahlchancen für die AfD, dass die Berlinale 2026 nicht mit Riefenstahls „Triumph des Willens“ eröffnet wird.

Für einen der ernstesten Momente der Gala sorgte Yehuda Beinin, Vater der Hamas-Geisel Liat Atzili und Protagonist von Brandon Kramers „Holding Liat“, der den mit 40.000 Euro dotierten Dokumentarfilmpreis erhielt. „Wir werden von Verrückten regiert“, so Beinin im auf der Gala gezeigten Filmausschnitt, „sei es auf der israelischen, sei es auf der palästinensischen Seite. Das Ergebnis sind Tote. Es bringt mich zur Verzweiflung.“

Die Australierin Rose Byrne gewinnt Silber für ihre Hauptrolle in „If I Had Legs I’d Kick You“.

© AFP/RONNY HARTMANN

Für den lustigsten Moment sorgte wiederum der Niederländer Quenton Miller, Gewinner des Cupra-Awards bei den Kurzfilmen. „Koki, Ciao“ sei eigentlich von dem sprechenden Kakadu Koki realisiert worden, der Preis gehe an ihn. Weshalb Millerdie „Bravo, Koki“-Rufe des Publikums auch mit dem Handy filmte, um sie dem gefiederten Preisträger zuhause vorzuspielen. Kokis Reaktion werde er umgehend posten.

Nach den Highlights ihres ersten Berlinale-Jahrgangs befragt, nannte Tricia Tuttle die Begegnungen mit dem ganz offenbar abenteuerlustigen Publikum.

Die Intendantin nennt auch eine neue Zahl, nach der Rekordzahl zur Halbzeit: Bis zum vorletzten Tag wurden bereits 330.000 Tickets verkauft. Nach dem Publikumstag am Sonntag werden es noch ein paar mehr sein. Riesen-Applaus für Tricia Tuttle, sie ist angekommen in dieser Stadt.

Nach der Berlinale ist vor der nächsten: Wie sagte Moderatorin Désirée Nosbusch zu Beginn? Eine Berlinale endet nicht mit der letzten Vorstellung, auch nicht mit der Preisverleihung. Die Filme bleiben, im Kopf, und im Herzen. Den Termin des Festivals 2026 hat Tuttle noch nicht verraten.