Der Mediendenker: Zum Tod von Lutz Hachmeister

Er gehörte zu einer Generation von Medienjournalisten, die ihr Gewerbe so ernstnahmen wie die Literatur- oder die Theaterkritiker. Historisch informiert, detailscharf in der Wahrnehmung fiktionalen und dokumentarischen TV-Erzählens wie für die Gesetze der Massenunterhaltung, und gerade so vertraut im Umgang mit den Apparaten, dass er auch blitzschnell auf bissige Distanz gehen konnte: Das waren die Voraussetzungen, die Lutz Hachmeister für seine Arbeit in Anspruch nahm.

1959 im nordrhein-westfälischen Minden geboren, führte ihn 1987 gleich seine erste Stelle nach dem Studium von Kommunikationswissenschaft, Soziologie und Philosophie zum Tagesspiegel, wo er in seinen knapp zwei Jahren als Medienredakteur um Standards kämpfte, die auch seinem wissenschaftlichen Ehrgeiz standhalten sollten: An der Freien Universität hatte er unter dem Titel „Theoretische Publizistik“ über die Geschichte der deutschen Kommunikationswissenschaft promoviert.

Der Wechsel zum Marler Grimme-Institut 1989, dem er als Nachfolger von Hans Janke sechs Jahre lang als Direktor diente, rückte ihn aus der Position des kritischen Beobachters ein Stück weiter in Richtung des forschenden Akteurs. Und es schien, als hätte das Fernsehen, das durch seine privaten Player gerade erst Zuwachs bekommen hatte, auch noch Interesse an aufmerksamer Begleitung statt bloßem Service gehabt.

Von da aus wäre es für einen Mann mit Überzeugungen leicht gewesen, Karriere im öffentlich-rechtlichen System zu machen. Er zog es vor, seinen Einfluss von der Seitenlinie aus zu entfalten: Mit dem Institut für Medien- und Kommunikationspolitik gründete er 2006 einen von zahlreichen Sendern und Medienunternehmen geförderten Thinktank. Das in Köln ansässige Institut verdient sein Geld vor allem mit Beratungstätigkeiten.

Seine Berufung aber fand Hachmeister über all die Jahre als vielfach ausgezeichneter Regisseur von Dokumentation wie „Schleyer“ oder „Das Goebbels-Experiment“ und zuletzt Günter Wallraff. Auch das pointierte Wort blieb sein Metier.

Neben zahlreichen Zeitungsbeiträgen veröffentlichte er unter anderem Bücher über Martin Heideggers „Spiegel“-Gespräch mit Rudolf Augstein und Georg Wolff und mit „Hôtel Provençal“ zuletzt eine farbige Geschichte der Côte d’Azur. Am 26. August ist er, wie erst jetzt bekannt wurde, überraschend im Alter von 64 Jahren in Köln gestorben.