Saarbrücken vor dem DFB-Pokal-Halbfinale: Regen als Segen
Am Tag vor dem größten Spiel der Saison ist die Stimmung in Saarbrücken gelöst. Das hat wenig mit der eigenen Form zu tun, auch nicht mit dem Gegner. Sondern mit dem Wasser. Denn am Montagnachmittag ist das Vereinsheim des 1. FC Saarbrücken, ein zweckmäßiger Flachbau, Bierwerbung über der Tür, bröckelnder Putz, Wohngebiet in Sichtweite, überspannt mit grauen Wolken. Mindestens sechs Liter pro Quadratmeter sollen an diesem Tag vom Saarbrücker Himmel fallen, am Dienstag, dem Tag des DFB-Pokal-Halbfinales, sollen weitere zwei dazukommen.
In Saarbrücken nimmt man diese Entwicklung wohlwollend zur Kenntnis. Die Großwetterlage, könnte man sagen, bleibt weiter aufseiten des Überraschungs-Halbfinalisten. Oder: Der Rasen der Nation könnte für den Underdog wieder zum zwölften Mann werden.
Gerade einmal drei Wochen ist es her, dass der infolge einer Sparmaßnahme beim Neubau des örtlichen Ludwigsparkstadions wegrationalisierten Drainage knöcheltief überflutete Rasen einen entscheidenden Beitrag zum sensationellen Halbfinal-Einzug des 1. FC Saarbrücken leistete. Und auch bei den beiden anderen Sensationen zuvor gegen den Bundesligisten Eintracht Frankfurt und die Übermacht des FC Bayern München spielte der Regen mit.
Dennoch ist während der Pressekonferenz im Vereinsheim von Euphorie wenig zu spüren. Sowohl Trainer Rüdiger Ziehl, als auch Torhüter Tim Schreiber bemühen sich darum, die eigene Rolle entsprechend der Kräfteverhältnisse einzuordnen: „Man kann sich von den Siegen gegen die Bundesligisten nichts kaufen“, sagt Ziehl. Es sei ein neues Spiel, einen möglichen Sieg und damit den Einzug ins Finale in Berlin müsse man sich hart erkämpfen.
Beide Mannschaften überzeugten zuletzt weniger
Das Statement ist auch als Antwort auf Kaiserslauterns Coach Friedhelm Funkel zu verstehen. Der hatte unter der Woche den 1. FC Saarbrücken als „klaren Favoriten“ bezeichnet – und sein Team als Außenseiter. Ziehl möchte sich und seine Mannschaft davon nicht irritieren lassen. „Es ist für uns ein Bonusspiel“, sagt der Coach.
Tatsächlich sind beide Teams vor dem Derby in wenig bestechender Form. Kaiserslautern verlor am Wochenende zu Hause 1:3 gegen Fortuna Düsseldorf. Saarbrücken hingegen wollte aus Sorge um den notorischen Rasen erst gar nicht zu seinem Heimspiel antreten. Die Partie gegen Rot-Weiß Essen wurde vom DFB abgesagt. Vor zwei Wochen verloren die Saarländer ihr Spiel in Duisburg 0:2.
Wird es also wieder auf den Rasen ankommen? „Ich bin wirklich überrascht über seinen guten Zustand“, sagt Trainer Ziehl. Verein und Stadt täten weiterhin alles, um ein bespielbares Geläuf zu gewährleisten. Und generell will man sich in Saarbrücken nicht nur mit dem Wetter beschäftigen. „Wir gehen das Spiel an, wie die anderen“, sagt Torhüter Schreiber. „Wir sind damit gut gefahren, warum sollten wir das jetzt ändern?“
Ziehl hingegen versucht, den Druck von seiner Mannschaft zu nehmen: „Gegen Gladbach ging es ums Halbfinale“, sagt er. „Jetzt eben ums Finale. Wo ist da der Unterschied?“