Die Bibliothek der Zukunft: Virtuell, physisch oder hybrid

Bibliotheken haben eine traditionsreiche Geschichte, die ins alte Ägypten zurückreicht. Aber sie haben auch eine vielversprechende Zukunft. Momentan in Berlin heiß diskutiert ist der Umzug der ZLB in die ehemaligen Galeries Lafayette.

Doch was müssen Bibliotheken beachten, um zukunftstauglich zu bleiben? Drei Expert:innen geben eine Einschätzung ab.


Immersive Bibliothek

In der Bibliothek der Zukunft wird es weniger Regale und mehr Raum für Austausch und Kreativität geben. Der Bibliotheksraum wird physisch, hybrid oder virtuell sein. Im Metaversum werden wir neue Welten entdecken, die uns ohne Grenzen und rund um die Uhr vernetzen, wenn wir das möchten.

Unser Lernen wird immersiv sein. Die Informationen und Medien, die wir suchen, werden uns analog oder digital, von Bibliothekar*innen und Künstlicher Intelligenz optimal aufbereitet auf dem Endgerät unserer Wahl zur Verfügung stehen.

Die Bibliotheken der Zukunft werden noch stärker öffentliche und inklusive Orte sein. In physischen und digitalen Veranstaltungen werden sie die demokratischen Werte unserer Gesellschaften verteidigen. Sie werden zu Diskursräumen, die für alle offen sind.

Dazu gehört: Projektbasiert Medien- und Informationskompetenz vermitteln, Zentren für die unterschiedlichen Communities der Stadt sein, wundervolle Räume zur Verfügung stellen und jeden Tag geöffnet sein. Im Zentrum der Bibliotheksangebote werden die Bedürfnisse der Nutzenden stehen. Der Zugang zu Wissen wird inklusiv, gerecht und gleichberechtigt sein.


Innovationsraum

Die Zukunft der Bibliotheken hängt in hohem Maße davon ab, dass wir jetzt gezielte Maßnahmen ergreifen, um eine nachhaltige Zukunft für die Bibliotheken zu schaffen, die auf Kapazität und Innovation beruht.

Die Kapazitäten der Bibliothekare in der Zukunft der Bibliotheken werden sich auf mehr als nur herkömmliche bibliothekarische Fähigkeiten stützen. Mehr denn je werden Bibliothekar:innen innovatorische Fähigkeiten in den Bereichen Co-Creation, Beratung, Programmentwicklung und -management, Datenanalyse und neue Fähigkeiten in den Bereichen digitale Technologie, Innovation und kollaborativer Schöpfung von Ideen benötigen, denn Bibliotheken sind lebende Organismen, die sich weiterentwickeln, um die Bedürfnisse unserer heutigen Gesellschaft zu erfüllen.

Die Bibliothek der Zukunft ist nicht nur ein Raum für den Zugang zu Wissen, sondern auch ein Zentrum für die Erforschung, Entwicklung und Umsetzung innovativer Ideen zum Nutzen der Gesellschaft, der Wirtschaft und neuer digitaler Technologien. Dies steht auch im Einklang mit der Entwicklung kosteneffizienter Bibliotheksgebäude und -infrastruktur in schwer zugänglichen Gemeinden.


Dritter Ort neben Arbeit und Zuhause 

Die Bibliothek der Zukunft wird vor allem ein wichtiger nicht-kommerzieller Raum der Stadtgesellschaft, ein sogenannter „Dritter Ort“ neben Arbeit und Zuhause sein und sollte deswegen umfangreiche Öffnungszeiten auch am Sonntag haben.

Schon jetzt erreichen wir mit diesem Konzept in Düsseldorf verschiedene Bürgergruppen, die Veranstaltungen in der Bibliothek durchführen – das schafft Netzwerke und macht eine Bibliothek zur Plattform für die Bürgerinnen und Bürger. Damit werden in Zukunft Bibliotheken auch Orte lebendiger Demokratie sein können – dort wo man sich Meinungen selbst bilden und mit anderen austauschen kann.

Durch die Förderung der Digitalen Teilhabe mit digitalen Angeboten in der Bibliothek vor Ort und im Netz und auch mit Beratung garantieren Bibliotheken schon jetzt und in Zukunft die Chancengleichheit aller. Ein ganz wichtiger Faktor scheint mir, dass die Bibliotheken die Kraft zur Integration von Menschen verschiedener Herkunft haben. Das erleben wir schon heute und wird eine wichtige Zukunftsaufgabe. Erhalten bleiben sicher auch künftig die außerschulische Lese- und Medienkompetenzförderung als eine Kernaufgabe von Öffentlichen Bibliotheken.