„Er ist ein Phänomen, eine Legende“: Cristiano Ronaldo und seine Rekordjagd
Nach den sportlich vielleicht schwierigsten Wochen seiner langen Karriere genoss Cristiano Ronaldo seinen historischen Abend sichtlich. Beim 3:2 (0:0) seiner Portugiesen gegen Ghana im ersten Gruppenspiel hatte der 37 Jahre alte Superstar per Foulelfmeter das 1:0 erzielt – und damit mal wieder Geschichte geschrieben. Als erster Fußballer schoss er auch bei seiner fünften Weltmeisterschaft ein Tor.
2006, 2010 und 2014 hatte Ronaldo jeweils ein Tor erzielt, vor vier Jahren in Russland deren vier. Bis Donnerstagabend hatte er sich die Bestmarke mit Pelé (1958, 1962, 1966, 1970), Uwe Seeler (1958, 1962, 1966, 1970) und Lionel Messi (2010, 2014, 2018, 2022) geteilt. „Das war ein wunderschöner Moment. Meine fünfte WM, wir haben gewonnen. Das war sehr wichtig“, sagte Ronaldo. „Der Weltrekord ist etwas, was mich sehr stolz macht.“
Für Ronaldo war es nach einer turbulenten Woche der ersehnte erfolgreiche Auftakt in seine wohl letzte WM. Mit einem brisanten Interview, in dem er seinen damaligen Klub Manchester United scharf angegriffen hatte, und der folgenden Trennung vom Verein am Dienstag hatte Ronaldo zuvor die Schlagzeilen rund um den portugiesischen WM-Start in Doha begleitet. Und auch nach dem Sieg gegen Ghana kam kaum ein Spieler an der obligatorischen Frage nach Ronaldo vorbei. „Er ist ein fantastischer Spieler“, sagte Ghanas Tariq Lamptey.
„Es gibt keinen Zweifel, dass er einer der besten Spieler der Geschichte ist. Er ist ein Phänomen, eine Legende. In 50 Jahren werden wir noch über ihn reden“, schwärmte Nationaltrainer Fernando Santos. Mit 117 Toren in 191 Länderspielen liegt Ronaldo auch in dieser Kategorie weltweit vorne. Auch seine Teamkollegen waren voll des Lobes. „Es ist ein Traum. Schon als Kind habe ich davon geträumt, mit ihm zu spielen“, sagte João Félix. Auch Bruno Fernandes sagte, er habe schon als Kind auf die Fußball-Ikone geschaut. „Das Wichtigste ist für mich: Wenn wir es weit schaffen, ist Cristiano glücklich – und ich auch.“
Ronaldo unternimmt in Katar den fünften Anlauf auf seinen ersten WM-Titel – ansonsten hat er im Fußball fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. „Wir sind auf einem guten Weg, um Weltmeister zu werden“, sagte der Dortmunder Raphael Guerreiro schon nach dem Auftaktsieg. Im zweiten Spiel gegen Uruguay kann Portugal bereits die Qualifikation für das Achtelfinale perfekt machen – und Ronaldo den nächsten Rekord. Mit einem weiteren Treffer würde der Kapitän mit Portugals bestem WM-Torschützen Eusébio gleichziehen, der auf neun Treffer kommt. Der Rekord von Miroslav Klose mit 16 Toren dürfte für Ronaldo allerdings unerreichbar bleiben. Eine weitere Bestmarke hat Ronaldo mit seinem Einsatz gegen Ghana aber bereits egalisiert.
Die meisten WM-Teilnahmen
Der Portugiese ist jetzt einer von nur fünf Spielern, die an fünf Weltmeisterschaften teilgenommen haben. Das gelang zuerst dem Mexikaner Antonio Carbajal, der zwischen 1950 und 1966 fünf Mal dabei war. Lothar Matthäus nahm zwischen 1982 und 1998 an fünf Endrunden teil, der Mexikaner Rafael Marquez zwischen zwischen 2002 und 2018 sowie Lionel Messi zwischen 2006 und 2022. Die Mexikaner Andres Guardado und Guillermo Ochoa sind in Katar ebenfalls zum fünften Mal bei einer WM dabei, kamen aber nur bei drei bzw. vier Turnieren zum Einsatz.
Die meisten WM-Titel
Mit dem Gewinn der Europameisterschaft 2016 hat sich Ronaldo den Traum von einem großen Titel mit der Nationalmannschaft erfüllt, bei Weltmeisterschaften ging der Portugiese aber bislang stets leer aus. Bei seinem Debüt 2006 kam er mit seiner Mannschaft immerhin ins Halbfinale und unterlag im Spiel um Platz drei gegen Deutschland. Den Rekord als Spieler mit den meisten WM-Titeln hält Pelé, der 1958, 1962 und 1970 mit Brasilien triumphierte. Von den noch aktiven Spielern kommt keiner auf mehr als einen WM-Titel. Mehr als eine Weltmeisterschaft konnte kein deutscher Spieler gewinnen, Franz Beckenbauer kommt als Spieler (1974) und Teamchef (1990) aber auf zwei Erfolge.
Die meisten WM-Einsätze
In dieser Kategorie stehen zwei Deutsche ganz oben. Lothar Matthäus kam bei seinen fünf Weltmeisterschaften 25 Mal zum Einsatz, Miroslav Klose folgt mit nur einem Spiel weniger. Allerdings ist Kloses Bilanz fast noch eindrucksvoller, da er ein Turnier weniger bestritt. Zwischen 2002 und 2014 stand er zwei Mal im Finale und zwei Mal im Halbfinale. Auf Platz drei der Rangliste folgt der Italiener Paolo Maldini mit 23 Einsätzen.
Unter den noch aktiven Spielern ist Messi mit 20 Spielen am besten platziert, Ronaldo folgt mit 18. Sollte Messi mit Argentinien bis ins Finale oder ins Spiel um Platz drei kommen, was nach der sensationellen Auftaktniederlage gegen Saudi-Arabien aktuell eher unwahrscheinlich ist, und immer zum Einsatz kommen, würde er Matthäus überholen. Ronaldo kann sich maximal noch auf Platz zwei verbessern.
Die meisten WM-Tore
Hier steht Klose ganz oben im Ranking. Mit seinem 16. Tor bei einer Endrunde überholte er 2014 den großen Brasilianer Ronaldo – ausgerechnet beim 7:1 gegen Brasilien in Brasilien. Auf den Plätzen drei und vier folgen Gerd Müller (14 Tore) und Just Fontaine (13). Der Franzose benötigte dafür aber nur eine Weltmeisterschaft und hält mit 13 Toren bei der WM 1958 wohl einen Rekord für die Ewigkeit.
Das schnellste WM-Tor
Dieser Rekord gehört seit 2002 der türkischen Torjägerlegende Hakan Şükür. Im Spiel um Platz drei nutzte er einen kapitalen Abwehrfehler der südkoreanischen Gastgeber und traf nach nur elf Sekunden zum 1:0. Am Ende gewann die Türkei 3:2.
Die meisten Tore in einem WM-Spiel
Der Russe Oleg Salenko erzielte 1994 beim 6:1 gegen Kamerun fünf Tore. Sechs Spielern gelangen je vier Tore in einem Spiel, der letzte war der Spanier Emilio Butragueño 1986. Der letzte WM-Dreierpack gelang dem Engländer Harry Kane vor vier Jahren. Der letzte Deutsche, dem dieses Kunststück gelang, war Thomas Müller 2014 gegen Portugal.
Die meisten WM-Spiele ohne Gegentor
Unter den Torhütern teilen sich der Engländer Peter Shilton und der Franzose Fabien Barthez den Rekord der meisten Zu-Null-Spiele. Beide blieben zehn Mal ohne Gegentreffer. Die längste Zeit ohne Gegentor blieb jedoch der Italiener Walter Zenga mit 517 Minuten bei der WM 1990. (mit dpa)
Zur Startseite