Kolumne „Inklusiv“: Auf dem Segelboot kann man frei sein

Bevor die Saison zu Ende geht, findet in Hamburg ein inklusives Segel-Event statt. Das Finale des „Heinz Kettler Deutschland Cups“ wird vom 19. bis zum 21. Oktober auf der Alster ausgerichtet. Nach dem „Inklusiven Segel-Länder-Pokal“ am Tag der Deutschen Einheit findet damit bereits die zweite inklusive Segelveranstaltung im Oktober in Hamburg statt. Der Hamburger Segel-Club richtet dies zusammen mit dem Norddeutschen Regatta Verein aus.

Gegen 12 Uhr wird am ersten Tag gemeinsam auf der Alster mit den Crews trainiert. Am Inklusiven Segeln nehmen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam teil. Das Angebot richtet sich auch an Menschen mit Beeinträchtigungen, die im Rollstuhl sitzen und die keine Arme mehr haben sowie blinde Menschen. Die Segelboote wurden extra barrierefrei gebaut, damit auch Menschen mit einer körperlichen Behinderung teilnehmen können.

Die Regatta selbst wird am Freitag, dem 20. Oktober, um 11 Uhr eröffnet. Bis maximal 18 Uhr sind die Wettfahrten geplant und am Samstag geht es um zehn Uhr weiter mit den Wettfahrten. Die Siegerehrung soll am Nachmittag stattfinden.

Das Besondere daran ist, dass der Deutschland Cup aus jeweils zwei Regatten besteht, die zusammen gewertet werden. Daraus ergibt sich ein Gesamtsieger für beide Regatten. So wird derjenige, der in beiden Regatten am besten abschneidet, zum Cupsieger gekürt.

Wir veranstalten auch eine inklusive Segel Weltmeisterschaft, also eine echte Weltmeisterschaft des Weltsegelverbandes.

Sven Jürgensen, Gründer des Deutschland Cups

Eine Regatta ist ein Wettkampftag, bei dem die Teams gegeneinander segeln. Dafür werden Tonnen im Wasser platziert und die Segler müssen einen festgelegten Kurs segeln. Die Wettfahrt umfasst zwei Runden in einer Zeit von ungefähr 15 Minuten, bevor die Teilnehmer ins Ziel kommen.

Um mehr Segelzeit für alle Teilnehmer zu ermöglichen und den Wettkampf angenehmer zu gestalten, wurden kürzere Wettfahrten eingeführt. Die Teilnehmer kommen aus verschiedenen Städten wie zum Beispiel aus Bremerhaven, Rostock und Münster.

Ein Event im Zeichen der Inklusion

Die Idee, einen Deutschland Cup in Hamburg zu organisieren, hatte Sven Jürgensen von der Organisation MOVE und vom Inklusiven Segelverein „Wir sind Wir – Inclusion in Sailing e.V.“. Auf diese Weise sollen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung miteinander und gegeneinander segeln. Jürgensen gründete zusammen mit Clemens Krauss sowie Menschen mit und ohne Einschränkung den Verein. Mit dem Deutschland Cup soll langfristig eine erfolgreiche inklusive Segelserie in Deutschland umgesetzt werden.

Am Inklusiven Segeln nehmen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam teil. 
Am Inklusiven Segeln nehmen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam teil. 
© Sven Jürgensen

Auch Claudia Langenhan vom Norddeutschen Regatta Verein e.V. findet Inklusion im Segelsport wichtig: „Ich finde inklusives Segeln ist sehr wichtig und eine tolle Möglichkeit, dass Menschen mit und ohne Behinderung Sport machen können, und es ist eigentlich egal welche Beeinträchtigung vorliegt. Auf dem Wasser, auf dem Boot kann man sozusagen frei sein“.

Ich finde es ebenfalls eine gute Idee, dass inklusives Segeln angeboten wird. Denn es gibt von den über 1200 Segelvereinen kaum inklusive Vereine, in denen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam segeln. Wichtig finde ich, dass regelmäßig Veranstaltungen stattfinden, damit ein Zeichen in Sachen Inklusion und Teilhabe gesetzt wird. Am Tag der Deutschen Einheit fand der „Inklusive Segel-Länder-Pokal“ an der Alster in Hamburg statt. Dort nahmen alle 16 Bundesländer teil. Das Event stand im Zeichen der Inklusion im Segelsport.

Die Segelgruppe wird immer größer, weil das Inklusive Segeln immer bedeutender wird. Der Mitbegründer des Segel-Länder-Pokals, Sven Jürgensen, sagte, das Segeln hier in der Stadt sei etwas Besonderes. Er erklärte: „Wir veranstalten auch eine inklusive Segel-Weltmeisterschaft, also eine echte Weltmeisterschaft des Weltsegelverbandes. Wir machen solche Events auf nationaler Ebene, aber auch international“.

Für 2024 sind mit weiteren Partnern insgesamt drei bis vier Spieltage sowie eine europäische Öffnung der Serie geplant.

Nikolai Prodöhl ist Journalist. Er hat eine Lern- und Sprachbehinderung und schreibt seit September nun im Tagesspiegel eine Kolumne.