Schwarzes Zentralgestirn vom Prenzlauer Berg: Der Dichter Bert Papenfuß-Gorek ist tot
„Letztlich“, heißt es in seinem Gedicht „Der gesetzlose Raum“, „sind wir zu endlich, / um das Endliche auszuloten.“ Das war wohl seine Art von Dialektik in einem radikalen Diesseits, das von einem Jenseits gar nicht erst träumen wollte. Bert Papenfuß-Gorek, 1956 als Sohn eines hohen NVA-Offiziers im mecklenburgischen Stavenhagen geboren, war mit 20 Jahren nach Ost-Berlin gekommen und setzte alles daran, die Verhältnisse im Namen einer Freiheit aufzusprengen, die sich allein im Widerstand gegen den Vater und die Verhältnisse erfahren konnte: im Rausch, in der Dichtung, im Rausch der Dichtung.
Papenfuß wurde ein Zentralgestirn jener Lyrikszene vom Prenzlauer Berg, die unter den Augen der Stasi inmitten des betongrauen Sozialismus ihren Anarchismus zelebrierte, irgendwo zwischen permanentem Linksabweichlertum, Situationistischer Internationale und Bohème-Gehabe.
Das Ganze war kein politisches Programm, es war eine Haltung. „Es gibt“, schrieb er nach der Wende, „keine Freiheit / in der Diktatur der Bourgeoisie, / Demokratie genannt, Sklaverei ist gemeint. / Es gibt keine Freiheit / in der Diktatur des Proletariats (…) Die Freiheit wird nicht kommen, / Freiheit wird sich rausgenommen. / Wird Staatsapparaten abgetrotzt, / in die Klos der Büros gekotzt.“
In der Dunckerstraße betrieb er den Torpedokäfer, in der Torstraße gründete er das Kaffee Burger mit und zog schließlich mit der Rumbalotte Continua in die Metzer Straße – Territorien eines rebellischen Geistes, der im neuen Berlin nicht überleben konnte. Er war Spiritus rector der Zeitschriften „Sklaven“, „Gegner“ und „floppy myriapoda“ – und blieb mit allen Unterbrechungen doch immer Dichter. Jetzt ist Bert Papenfuß-Gorek mit 67 Jahren einer Krebserkrankung erlegen. (dotz)