Helden der Harmonie
Nachdem 2020 sowohl der Berliner Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“ abgesagt werden musste als auch der Bundeswettbewerb, hatten sich die Verantwortlichen fest vorgenommen: Das soll auf keinen Fall nochmal passieren, egal, wie sich die Pandemie entwickelt! Denn junge Menschen, die beim Erlernen eines Instruments so viel Ehrgeiz entwickeln, dass sie sich mit Gleichaltrigen messen wollen, brauchen eine Plattform. So wurde der Jahrgang 2021 komplett digital organisiert. Was im Onlineunterricht erarbeitet werden konnte, wurde auf Video festgehalten und dann von 27 Jurymitgliedern am Bildschirm begutachtet.
Dass trotz der erschwerten Bedingungen allein in Berlin 405 Teilnehmer:innen dabei sein wollten, zeigt, wie sehr die Talente sich nach „motivierenden Erlebnissen“ sehnen, wie es Franziska Sommer von der Musikschule Marzahn-Hellersdorf formulierte, die jetzt das Preisträgerkonzert moderierte. Das musste zwar ohne Publikum stattfinden, die Mendelssohn-Remise aber bot immerhin eine ansprechende Atmosphäre für die Liveübertragung auf der Youtube-Seite des Landesmusikrats Berlin (die Aufzeichnung ist dort zu finden unter “Jumu goes digital”).
Es erklingt vor allem Musik des 20. Jahrhunderts
Der Flügel steht zwischen edlen Granitsäulen, Marmorbüsten der großen Männer der Familie schauen den Interpret:innen über die Schulter, im Hintergrund blicken sanftmütig die Mendelssohn-Frauen von bunten Bildtafeln. Das Programm startet mit zwei jungen Frauen, die typische Männerinstrumente spielen, nämlich mit der Trompeterin Elisabeth Bahners und der Hornistin Marta Sedlacek.
Und ganz bewusst haben sich die Veranstalter wohl auch gewünscht, dass vor allem Werke des 20. Jahrhunderts vorgestellt werden. Enorm divers ist dadurch das stilistische Spektrum, bis hin zu einem lustigen Performance-Stück von Gerhard Scherer, bei dem der 2009 geborene Anton Rügert nicht nur in seine Posaune bläst, sondern auch in einen Gartenschlauch.
115 Berliner:innen treten auf Bundesebene an
Amir Bardad Ardalai spielt Minimal-Music auf der Blockflöte, Ian Istomin Jazziges auf der Querflöte. Ulas Gül beeindruckt mit beachtlicher Meisterschaft auf der Langhalslaute Bazlama und die 2010 geborene Rahel Kremer ist in Liebe zur Mandoline entbrannt.
Alle Talente hier sind Held:innen der Harmonie, schließlich haben sie sich beim Üben weder in ihrer Leidenschaft nicht in ihrer Disziplin von Corona bremsen lassen. Am längsten aber klingt der Beitrag der 2005 geborenen Gitarristin Helene Stahlenbrecher nach: Weil sie bei ihrer Interpretation eines Präludiums von Heitor Villa-Lobos wirklich eins wird mit ihrem Instrument – und darum auf berührende Weise, ganz ohne Worte, auf den Saiten singen kann. Sie gehört zu den 115 Teilnehmer:innen des Landeswettbewerbs, die Ende Mai nun auch auf Bundesebene bei „Jugend musiziert“ antreten dürfen.