Der Klang von Farblandschaften: Die Galerie Mond zeigt Bilder von Jens Joneleit

Jeder kennt es, jeder hat es mal gemacht: bei einem längeren Telefonat spontan etwas auf einen Fetzen Papier gezeichnet. In Jens Joneleits Gemälde „Documenta“ von 2013 scheinen sich solche Telefonmalereien auszubreiten.

Spielerisch und zusammenhanglos tummeln sich kleine, bunte Bildfragmente auf dem hellen Malgrund, beim näheren Hinsehen werden Sätze, miniaturhaft hingekritzelt, erkennbar. Kleine, philosophisch angehauchte Wortbotschaften wie etwa „This is not about theories – this is about mediation“. Sie mögen etwas zur besseren Lesbarkeit des Werkes beitragen, doch festlegen möchte sich der Künstler nicht.

Klebeband in der Komposition

Seine Malerei, vorgestellt in der Galerie Mond, will keine Geschichten erzählen, keinen gesellschaftspolitischen Diskurs führen oder das eigene künstlerische Ego zum Ausdruck bringen. Unkonventionelle Materialien, differenzierte Farben und Formen oder ein festes Gerüst wie bei der Serie „Undone“ von 2013, in der ein schwarz-gelb gestreiftes Paketklebeband die Komposition horizontal durchschneidet, sollen alleine für sich sprechen, und Joneleit verändert dabei sein Vokabular von Bild zu Bild. Langweilig wird es dem Betrachter hier bestimmt nicht.

Er studierte Kunst und Musik

Geboren 1968 in Offenbach am Main, zog Jens Joneleit 1990 in die USA, um Kunst und Musik an der University of South Dakota und der University of Wisconsin-Madison zu studieren. 2004 kehrte er nach Deutschland zurück,von 2009 bis 2016 lebte er in Berlin. In dieser Zeit arbeitete er als Maler, Musiker und Komponist, seine dritte Oper „Metanoia“ wurde 2010 unter Daniel Barenboim im Schillertheater als damaligem Ausweichquartier der Staatsoper Unter den Linden uraufgeführt. Im selben Jahr hatte Joneleit eine viel beachtete Einzelausstellung mit zehn großformatigen Gemälden in den Uferhallen beim Museum Hamburger Bahnhof. Seit 2021 wohnt er erneut in Berlin, er ist auch als Filmemacher tätig.

Seine Gemälde, Mischtechniken auf Leinwand oder Holz, entstehen in einem Wechselspiel zwischen Komponieren und Malerei, doch keine seiner Kompositionen hat er je in ein künstlerisches Bild übertragen. Dennoch ähneln manche Großformate einer 2009 entstandenen Reihe Improvisationen dem Free Jazz, rein intuitiv in eine visuelle Partitur übertragen. Andere lassen an Notizen denken, die frei im Bildraum schweben und sich nur dann verbinden, wenn die Betrachter selbst assoziierend vor den Werken stehen.

In der aktuellen Ausstellung wird am unteren Rand eines Gemäldes eine Art Diagramm oder gar Skyline sichtbar, über der am Himmel seltsame Wesen – Flugzeuge, Tiere, Roboter – als Farbpartikel ziellos schweben. Joneleit variierte dieses Motiv, das zwischen Abstraktion und Figuration pendelt, in Nuancen von Schwarz, Weiß und Pink, so dass gleichsam eine Nacht-, Tages- und Dämmerungsansicht erwuchsen.

Hommage an Basquiat

Der amerikanische abstrakte Expressionismus und der Neoexpressionismus eines Jean-Michel Basquiat oder Julian Schnabel haben ihn beeindruckt, Basquiat ist auch das monochrome Exponat „Yellow“ gewidmet. Auf die amerikanische Farbfeldmalerei bezieht sich dagegen die Serie „Wall Piece“ von 2013, die Schichten verschiedener Farben auf einer Holzkiste verteilt.

Eine Affinität zur schönen Muse hat Joneleit schon seit Kindesbeinen an, da seine Eltern Kunst sammelten und er selbst frei erfundene Landkarten entwarf. Komplizierte Straßensysteme finden sich als Bruchstücke auch in diversen seiner Werke. Befahrbar sind sie nicht. Die Preise liegen zwischen 4.950 und 22.000 Euro.