1. FC Union gegen Feyenoord wird ein Hochrisikospiel
Der sportliche Anpfiff des Conference-League-Spiels zwischen dem 1. FC Union und Feyenoord Rotterdam im Olympiastadion war noch fast 48 Stunden entfernt, als die Auseinandersetzung abseits des Rasens bereits Fahrt aufnahm. In der Nacht zu Mittwoch wurde ein altes Mauerstück an der East Side Gallery in Friedrichshain mit einem rot-weißen Feyenoord-Schriftzug besprüht. Kurz darauf wurden in der Umgebung zwei niederländische Staatsbürger festgenommen. Am Mittwoch wurde die Stelle, vermutlich von Berliner Fans, mit „Ultras Union“ übermalt.
Es könnte nur ein Auftakt für einige Aktionen der beiden Fanlager sein. Denn Polizei und Verein schätzen das Duell am Donnerstag (21 Uhr, Livestream auf RTL+) als „Hochrisikospiel“ ein. Das Hinspiel vor zwei Wochen in den Niederlanden wurde von Auseinandersetzungen überschattet. Am Abend vor dem Spiel wurde Unions Vereinsspitze um Präsident Dirk Zingler in einem Restaurant körperlich angegriffen, offenbar von Feyenoord-Hooligans. Am Spieltag wurden 75 mitgereiste Berliner Fans vorläufig festgenommen und mehrere Union-Anhänger auf dem Weg zum Stadion bei einem Polizeieinsatz verletzt. Am Einlass gab es massive Verzögerungen, sodass Hunderte Berliner Fans erst lange nach Anpfiff im Stadion ankamen. Union sowie zahlreiche Fans beklagten sich über einen übermäßig harten Polizeieinsatz.
Zwischen Berliner und Rotterdamer Anhängern gab es zwar keine größeren Zusammenstöße, das Rückspiel birgt dennoch viel Brisanz. Die Berliner Polizei spricht offiziell von einer Fehde zwischen gewaltbereiten Fangruppen von Union und Feyenoord Rotterdam.
„Die Sicherheitsvorkehrungen sind allein schon wegen der Menge an Gästefans erhöht worden“, sagt Unions Pressesprecher Christian Arbeit. Es werden etwa 800 Ordner im Einsatz sein. Die Polizei ist nach Tagesspiegel-Informationen mit insgesamt 1900 Einsatzkräften präsent, darunter auch fünf Einheiten aus anderen Bundesländern und die Reiterstaffel der Bundespolizei. Nach Tagesspiegel-Informationen aus Polizeikreisen waren am Mittwochabend bereits rund 1100 Feyenoord-Fans aus den Niederlanden in Berlin.
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Die Berliner hatten das Kartenkontingent für die Gäste einige Tage vor dem Spiel von 2800 noch mal aufgestockt, somit werden am Donnerstag mindestens 5200 Feyenoord-Unterstützer im Stadion sein. So viele Gästefans wurden in Berlin seit Beginn der Pandemie nicht mehr erwartet. Aufgrund dieser Menge und der Vorkommnisse rund um das Hinspiel habe es in der Vorbereitung einen noch intensiveren Austausch mit Sicherheitsbehörden, Verband und Feyenoord gegeben, erklärt Arbeit. Am Mittwoch gab Union bekannt, dass der Berliner Senat für das Spiel unter 3G-Bedingungen 30.000 Zuschauer zugelassen hat.
Die Fans beider Klubs sollen schon bei der Anreise streng voneinander getrennt werden. Die Berliner Anhänger sollen mit der S-Bahn zum Stadion fahren, während die Niederländer mit der U-Bahn und dann über die Hanns-Braun-Straße geleitet werden. Die Polizei will auch andere Orte in der Stadt im Blick behalten. Es sei davon auszugehen, dass die verfeindeten Fans die gewaltsame Auseinandersetzung auch an symbolträchtigen Orten suchen werden. „Wir haben auch dezentrale Aktionen im Fokus“, sagt Polizeisprecher Thilo Cablitz.
Bei Feyenoord herrscht vor dem Rückspiel durchaus Sorge ob der Sicherheitssituation. „Wir fordern jeden auf, sich in Berlin gut zu benehmen. Sonst schaden sie dem Klub enorm“, sagte Feyenoords Vorsitzender Toon van Bodegom. Im Verein rumort es aktuell enorm. Generaldirektor Mark Koevermans hat nach anhaltenden Drohungen von Fans gegen ihn und seine Familie seinen Rücktritt angekündigt.
Die Feyenoord-Anhänger sind international berüchtigt und haben dem Verein in dieser Saison schon Geldstrafen von Seiten der Uefa in sechsstelliger Höhe eingebracht. In der Vergangenheit gab es bei den Duellen mit Ajax Amsterdam, aber auch im Europapokal schlimme Szenen zu sehen. Dafür verantwortlich ist vor allem ein harter Kern von Hooligans. Wie viele von diesen mit nach Berlin reisen, ist nicht genau bekannt. „Natürlich machen wir uns Sorgen darüber, ob es gut geht“, sagt van Bodegom.