Auf Hertha BSC wartet eine Herkulesaufgabe
Am vergangenen Wochenende ereignete sich ungewöhnliches im Ruhrstadion. Erling Haaland stand für Borussia Dortmund auf dem Platz – und erzielte im Spiel beim VfL Bochum, das 1:1 endete, kein Tor. Das war dem Ausnahmestürmer zuvor erst in einer Partie dieser Saison in der Fußball-Bundesliga passiert.
Am Mittwoch dann traf er schon wieder wie gewohnt, zwei Mal beim 3:0 gegen Greuther Fürth. Am Samstag kommt der Norweger mit dem Tabellenzweiten ins Olympiastadion zu Hertha BSC (18.30 Uhr, live bei Sky).
13 Treffer in zehn Bundesligaspielen aktuell, insgesamt 53 Tore in 53 Spielen, so lauten die atemberaubenden Zahlen zu Haaland. Dass der 21-Jährige kaum zu stoppen ist, ist bekannt. Hertha muss ihn trotzdem stoppen. „Es wird nicht ein Spieler abgestellt“, sagt Trainer Tayfun Korkut, „alle gemeinsam“ sollen es schaffen.
Dabei kann auf der rechten Abwehrseite Routinier Peter Pekarik helfen, der nach seiner Oberschenkelverletzung wahrscheinlich für den nicht überzeugenden Deyovaisio Zeefuik wieder in die Startelf rücken wird. Ob Suat Serdar (Knieverletzung) und Stevan Jovetic (Wadenprobleme) ebenfalls spielen können, ist noch fraglich.
Tore von Haaland zu verhindern, gelang Hertha in den letzten Aufeinandertreffen unterschiedlich gut. Vor gut einem Jahr verloren die Berliner 2:5 – Haaland-Tore: vier, alle nach der Pause erzielt. Im vergangenen März schoss er keins, aber Hertha hatte trotzdem mit 0:2 das Nachsehen. Schließlich haben die Dortmunder nicht nur Haaland, „sie haben sehr viele Spieler mit viel Qualität“, sagt Korkut. Zusammen mit Bayer Leverkusen hat die Borussia nach dem FC Bayern die meisten Tore erzielt (39).
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Gute, gemeinsame Verteidigung muss ein Schlüssel für Hertha sein, also eine „resolute Defensivleistung“, wie es Korkut nennt. Aber: „Wir dürfen auch das Spiel mit dem Ball nicht vergessen, wollen Aktionen nach vorn haben.“
In Mainz erlitt Hertha BSC einen herben Rückschlag
Alles Dinge, die zuletzt beim Spiel in Mainz nicht zu sehen waren. Die Quittung waren vier Gegentore, ein herber Rückschlag nach den beiden zuvor ordentlichen bis guten Leistungen unter Korkut und die Erkenntnis, dass die fehlende Konstanz auch beim neuen Coach Herthas Begleiter bleibt.
Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, wie der Abend gegen Dortmund verlaufen würde, wenn sich die Mannschaft ähnlich desaströs präsentiert wie in Mainz. Das wird nicht passieren, glaubt Korkut, der „Mut und Freude am Spiel“ fordert. Die Begegnung beim FSV habe er mit der Mannschaft analysiert: „Das müssen wir so schnell wie möglich abhaken. Wir wollen jetzt mit viel Elan ins Spiel gegen Dortmund gehen und positiv auf dem Platz stehen.“
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Auch Sportgeschäftsführer Fredi Bobic wird genau hinschauen. Und danach „werden wir unseren Kader noch mal genau analysieren.“ Weitere Neuverpflichtungen im Winter – nach dem norwegischen Nationalspieler Frederik André Björkan, der im Januar vom FK Bodö/Glimt kommt – schließt Bobic nicht aus.
In der Bundesliga herrscht abgesehen von Ausreißern ganz oben und ganz unten ein ziemliches Gedränge. „Mit zwei bis drei Siegen kannst du dich von hinten richtig ranrobben an andere Gefilde“, sagt Bobic. Die Tabelle biete daher Chancen. Momentan jedoch muss Hertha BSC eher die Risiken im Auge haben und „die Realitäten anerkennen, dass man unten drinhängt“.
Korkuts Vorgänger Pal Dardai hatte stets mindestens 20 Punkte als Ziel bis zur kurzen Winterpause ausgegeben. Dafür müsste Hertha BSC gegen Dortmund gewinnen. Andernfalls könnte es auf Relegationsrang 16 ins neue Jahr gehen. „Ich denke nicht an Punkte im Moment“, sagt Korkut trotz der prekären Tabellensituation. Für ihn stehe die Entwicklung der Mannschaft im Vordergrund. Der Trainer ist sich sicher: „Die Mannschaft ist besser, als sie sich in Mainz präsentiert hat.“ Den Beweis dafür kann sie jetzt am Samstagabend im Olympiastadion liefern.