Hertha BSC setzt auf das Prinzip Terodde: Haris Tabakovic soll Tore garantieren

Die Eingewöhnung in der neuen Umgebung ist leider nicht so leicht, wie Haris Tabakovic sich das vorgestellt hat. „Wahnsinn“, sagt Stürmer, der seit knapp drei Wochen bei Hertha BSC unter Vertrag steht. Dass es so kompliziert ist, in Berlin eine Wohnung zu finden, das hätte der Schweizer nicht gedacht. „Sehr schwierig, der Berliner Markt, sehr, sehr schwierig“, erzählt Tabakovic, der immer noch im Hotel lebt.

Die Eingewöhnung an seinem neuen Arbeitsplatz hat sich hingegen vergleichsweise unkompliziert gestaltet. Im Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden wurde der Stürmer kurz vor der Pause für den verletzten Florian Niederlechner eingewechselt, im Pokal gegen Jena stand er dann erstmals in der Startelf. Und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird das auch an diesem Samstag wieder so sein, wenn Hertha im Topspiel der Zweiten Liga beim Hamburger SV antritt (20.30 Uhr, live bei Sport1 und Sky).

„Mit seiner Größe und Durchschlagskraft wird er unserem Offensivspiel guttun“, hat Benjamin Weber, der Sportdirektor des Berliner Fußball-Zweitligisten, gesagt, nachdem er Tabakovic für eine halbe Million Euro von Austria Wien verpflichtet hat. Die ersten anderthalb Einsätze für seinen neuen Klub haben zumindest angedeutet, dass diese Einschätzung nicht völlig an der Realität vorbeigeht.

Gegen Wehen traf der 1,94 Meter große Stürmer nach seiner Einwechslung mit einem artistischen Hackentrick die Latte; beim 5:0 in Jena bereitete er einen Treffer vor und erzielte ein Tor selbst – per Fallrückzieher. „Der Ball war in der Luft“, erzählte er später. „Es gab nur noch eine Möglichkeit.“

Dass Hertha explizit einen Stürmer wie ihn – groß, wuchtig, abschlussstark – gesucht hat, ist kein Zufall. Es liegt an der neuen Umgebung, in der sich der Klub nach dem Abstieg jetzt bewegt. Auch wenn der Aufstieg für den Klub derzeit offiziell kein Thema ist, gilt Hertha in der Zweiten Liga erst einmal als große Nummer. Die Konkurrenz wird den Berlinern daher in der Regel die Spielgestaltung überlassen und sich selbst vermutlich in Mannschaftsstärke am und im eigenen Strafraum versammeln.

Hertha setzt auf ein Prinzip, das sich in der Vergangenheit schon oft bewährt hat. Man könnte es das „Prinzip Terodde“ nennen. Simon Terodde vom FC Schalke 04 ist so etwas wie der Prototyp des erfolgreichen Zweitligastürmers. Er ist nicht nur Rekordtorschütze in der Zweiten Liga, er war auch viermal Torschützenkönig – mit vier verschiedenen Vereinen. Mit drei dieser vier Klubs ist Terodde aufgestiegen.

Robert Glatzel trifft zuverlässig für den HSV

Die jüngste Wendung in seiner Karriere ist bezeichnend. Im April, als Schalke noch auf den Verbleib in der Bundesliga hoffte, hieß es, dass der Vertrag des inzwischen 35-Jährigen nicht verlängert werde. Nach dem Abstieg aber besann sich der Klub eines Besseren. Wer würde in der Zweiten Liga schon freiwillig auf Simon Terodde verzichten?

Einen treffsicheren Mittelstürmer zu haben ist für den Aufstieg die halbe Miete. Mindestens, wie ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt. Michael Preetz bei Hertha BSC, Marek Mintal beim 1. FC Nürnberg, Rob Friend bei Borussia Mönchengladbach, Niclas Füllkrug in Bremen oder in der vergangenen Saison Tim Kleindienst beim 1. FC Heidenheim: Sie alle haben mit ihren Toren in erheblichem Maße dazu beigetragen, dass ihre Mannschaften in die Bundesliga aufgestiegen sind.

Auch Herthas nächster Gegner, der Hamburger SV, hat einen Stürmer in seinen Reihen, der eine stattliche Anzahl an Toren garantiert. Dass es mit dem Aufstieg für den HSV bisher nicht geklappt hat, liegt jedenfalls nicht an Robert Glatzel, sondern vor allem an den Defiziten in der Defensive. In seiner ersten Saison beim HSV hat Glatzel 22 Tore erzielt, in seiner zweiten waren es 19, und aktuell führt er mit drei Treffern aus zwei Spielen schon wieder die Torschützenliste der Zweiten Liga an.

Haris Tabakovic von Hertha BSC sagt über den Fußball in Deutschland: „Es ist hart. Man spielt gegen Männer.“ Und in der Zweiten Liga ist es vielleicht noch ein bisschen härter. Aber er macht bisher nicht den Eindruck, sich allzu sehr davon einschüchtern zu lassen. „Ich brenne hier.“

Tabakovic weiß sich zu wehren. Er ist anspielbar, auch in engen Räumen und mit dem Rücken zum Tor. Und er kann den Ball behaupten. „Wenn du so einen Stürmer vorne hast, müssen sich zwei Innenverteidiger mit ihm beschäftigen. Das eröffnet Spielräume“, sagt Herthas Trainer Pal Dardai. „Ich setze sehr große Hoffnungen in ihn.“