BR Volleys solidarisieren sich mit Protesten im Iran: „Die Unterdrückung muss enden“
Mit Sport und Politik ist es ja bekanntermaßen so eine Sache. Einige weigern sich, einen Zusammenhang zu erkennen und beschweren sich, dass die Jahreshauptversammlung des FC Bayern München keine Menschenrechtsversammlung sei, so wie Uli Hoeneß. Und andere nutzen die Plattform, die der Sport bietet, um auf Missstände oder Protestbewegungen aufmerksam zu machen, so wie die BR Volleys.
Am Sonntag, noch vor dem Spitzenspiel gegen den VfB Friedrichshafen, bekundete der Hallensprecher Solidarität mit „der feministischen Revolution im Iran“ und forderte: „Die Unterdrückung muss enden.“ Denn im Iran kämpfen seit September tausende Frauen um Selbstbestimmung und fundamentale Rechte – wissend, das sie dabei ihr Leben aufs Spiel setzen.
Diesem Thema widmeten die BR Volleys die Minuten vor dem Spiel gegen Friedrichshafen, das sie am Ende knapp mit 3:1 (24:26; 30:28; 25:16; 25:22) gewannen, und erhielten von den 5238 Zuschauenden viel Applaus für das politische Statement.
Probleme in der Abwehr
Im Gegensatz zum Bouncehouse Cup vor wenigen Wochen, bei dem die Berliner souverän gegen den Dauerrivalen gewannen, hatten sie beim ersten Heimspiel der Saison noch Probleme sich durchzusetzen. Bereits im ersten Satz haperte es immer wieder im Block und in der Abwehr. Die Gegner hingegen traten selbstbewusst auf und kämpften um jeden Ball, sodass sie sich mit einem Aufschlagpunkt den Satz sicherten.
Das ließen die Volleys aber nicht auf sich sitzen und steigerten sich deutlich. Vor allem zum Ende des zweiten Satzes zeigten sie Nervenstärke, indem sie mehrere Satzbälle erfolgreich abwehrten und den Satz sogar drehten. Im dritten Satz tat sich besonders Diagonalangreifer Marek Sotola hervor, der die Volleys mit einem Ass 16:9 in Führung brachte. Unterstützt von den Gesängen der Fans wirkten die Berliner zunehmend selbstbewusst.
Solche Aktionen erreichen über die sozialen Medien auch diejenigen, die im Iran und im Ausland aktiv sind.
Kaweh Niroomand
Im letzten Satz konnten die Volleys sich dank einer Aufschlagserie von Ruben Schott frühzeitig absetzen. Anschließend war die Stimmung auf ihrer Seite, womit die Gegner nur schwer umgehen konnten. Nikola Pekovic verlieh seinem Unmut für die Schiedsrichterentscheidungen emotional Ausdruck und kassierte dafür erst Gelb, dann Rot.
Das brachte Friedrichshafen aber keineswegs aus der Fassung, sondern schien sie noch weiter anzuspornen. Am Ende war es aber Anton Brehme, der den Matchball verwandelte und sich nach langer Verletzungspause wieder von den Zuschauenden feiern ließ.
Volleys-Geschäftsführer Kaweh Niroomand zeigte sich nach dem Spiel zufrieden mit der Leistung des Teams, betonte aber dennoch, dass es sich nur um eine Momentaufnahme handle. Für die Proteste im Iran fand Niroomand, der in Teheran geboren wurde und als Jugendlicher nach Deutschland kam, deutliche Worte: „Wenn man im Sport ein Leuchtturm ist, zählt die eigene Stimme. Solche Aktionen erreichen über die sozialen Medien auch diejenigen, die im Iran und im Ausland aktiv sind. Das ist eine moralische Unterstützung.“
Die Bevölkerung habe es nicht verdient, über „so viele Jahre auf brutalste Art und Weise unterdrückt und ausgebeutet zu werden“. Weiter sagte er: „Das geht immer so weiter. Die selben werden reicher und wohlhabender unter dem Deckmantel des Islams.“ Vor allem die iranischen Frauen seien in der Vergangenheit bereits Vorreiterinnen gewesen. „Und jetzt schnappt das über. Man kann nur hoffen, dass es eine Wendung zur Demokratie und besseren Verhältnissen gibt.“
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