Klassik und Dresscode: Mal kurz ins Konzert

Zu den hartnäckigsten Vorurteilen über klassische Musik gehört die Behauptung, dass sie elitär sei. Nur was für Anzugträger und ihre Gattinnen in bodenlanger Abendrobe. Die bloße Vorstellung, dass man sich aufbrezeln muss, um in der Philharmonie oder dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt Einlass zu finden, wirkt abschreckend. Dabei würde ein einziger Versuch ausreichen, um Menschen, die potenziell an der Musik von Bach, Beethoven, Brahms & Co interessiert sind, vom Gegenteil zu überzeugen.

In der Provinz mag das anders sein, aber in Berliner Musentempeln kann jeder so aufkreuzen, wie er Lust hat. Jeans und Sportschuhe sorgen hier nicht für hochgezogene Augenbrauen. Ja, es hat sich in diesem heißen, endlosen Sommer ein neuer Trend etabliert: mit kurzen Hosen ins Konzert zu gehen.

Auch jetzt, beim „Musikfest Berlin“, einem Festival, bei dem sich internationale Spitzenorchester und weltberühmte Künstler die Philharmonie-Klinke in die Hand geben, trifft man jeden Abend junge Männer, die frisch vom Joggen zu kommen scheinen oder von einem Seeufer.

So geht Klassik in Berlin. Es kommt nicht darauf an, wie du aussiehst, sondern ob du bereit bist, aufmerksam zuzuhören. Wenn demnächst mal wieder wer behaupten sollte, er könne nicht ins Sinfoniekonzert mitkommen, weil er nicht das Passende zum Anziehen habe, antworten Sie ihm einfach: Mach mal halblang.

Zur Startseite