“Jeder Raum ist eine Bühne”
Tina Wentrup, gerade haben Sie und Ihr Mann Jan Wentrup am Feenteich in Hamburg eine Dependance Ihrer Berliner Galerie eröffnet. Weshalb in Hamburg?
Wir haben zu Hamburg eine sehr persönliche Beziehung. Die Nähe zum Wasser und die Architektur stellen einen Kontrast zu Berlin dar. Wir sind sehr herzlich in Hamburg aufgenommen worden. Darüber hinaus verfügt die Stadt über eine ausgezeichnete institutionelle Szene.
Sie beziehen eine Jugendstil-Villa mit Gartengrundstück im noblen Stadtteil Uhlenhorst. Inwiefern spielt die Architektur für kommende Ausstellungen und Veranstaltungen eine Rolle?
Die Architektur hat automatisch einen Einfluss auf die Kunst. Deshalb haben wir versucht, die Innenräume so klar wie möglich zu gestalten, um einen Kontrast zur opulenten Fassade herzustellen und das Zusammenspiel von Design und Kunst, das ja im Fokus unseres Projektes steht, in den Vordergrund zu rücken.
In der Eröffnungsausstellung werden 27 Werke von rund einem Dutzend Künstler:innen Ihrer Galerie gezeigt; drunter Nevin Aladag, Gregor Hildebrandt oder Olaf Metzel. Etliche Werke sind extra für den Anlass entstanden. Gibt es einen Leitgedanken?
Jeder Raum funktioniert wie eine Bühne. Die Konzeption haben wir an einem dafür entworfenen Modell entwickelt. Vor Ort wurden dann aber einige Umplanungen vorgenommen, weil Kunst im Raum anders wirkt. Diese Erfahrung machen wir immer wieder. Zwischen Innen- und Außenraum gibt es inhaltliche Korrespondenzen, so dass wir bewusst Künstler gewählt haben, die in der Villa und im Garten vertreten sind.
Das Programm von Wentrup in Hamburg mit Ausstellungen, Skulpturengarten, Diskussionen und Filmprogramm gleicht eher einem Salon. Wentrup am Feenteich wird damit zu einem hybriden Ort und relevanten Player im Hamburger Kulturleben.
Für uns steht das Gespräch über Kunst im Mittelpunkt. Daher haben wir uns für Hamburg auch gegen ein klassisches Galeriemodell entschieden. Wir möchten, dass hier Menschen aus den verschiedensten Bereichen zusammenkommen. Darüber hinaus sollen Besucher bei privaten Rundgängen die Möglichkeit haben, Gespräche zu führen und auch bei einem Tee oder Kaffee zu verweilen.
Zielen Sie mit dem Programm vornehmlich auf ein Hamburger oder auf ein internationales Kunstpublikum?
Das Hamburger Publikum liegt uns sehr am Herzen, aber natürlich soll die Villa am Feenteich auch nationalen wie internationalen Gästen offen stehen. Der Gedanke ist ja gerade, Menschen unterschiedlichster Nationalität und aus verschiedenen Bereichen zusammenzubringen.
Steht Wentrup am Feenteich für eine neue strategische Ausrichtung Ihrer Galerie in postpandemischen Zeiten?
Wir haben das Konzept bereits vor der Pandemie als Addition zur Galerie in Berlin angelegt. Dass nun Deutschland und noch dazu Hamburg die erste Station von mehreren Wentrup-Projekten geworden ist, haben wir den vielen inspirierenden Begegnungen mit Menschen aus Hamburg zu verdanken, die das Projekt mitgetragen haben.
Der Designer Sebastian Herkner hat bereits 2019 Ihre Berliner Galerie eingerichtet. Auch in Hamburg ist er wieder für die Innenarchitektur verantwortlich. Was macht seine Handschrift aus?
Sebastian hat ein ausgezeichnetes Kunstverständnis, und so entwickelt sich automatisch ein Zusammenspiel zwischen der Kunst und seinem Design. Seine klare Formensprache entspricht uns, zugleich vermitteln seine Möbel genau das richtige Maß an Sich-Niederlassen-Wollen, dass die Gesprächsatmosphäre, um die es uns geht, unterstrichen wird.
Könnten Sie sich vorstellen, Ihr Galerieprogramm auch noch auf andere Städte mit weiteren Dependancen auszudehnen, vielleicht sogar über Deutschland hinaus?
Weitere Projekte im In- und Ausland sind bereits in Planung.
[Galerie Wentrup, Wentrup am Feenteich, Am Feenteich 18, Hamburg; bis 31. Oktober nach Vereinbarung]
Interview: Nicole Büsing & Heiko Klaas