Es wird eng im Abstiegskampf: Der 1. FC Union sucht die Balance zwischen Druck und Lockerheit
Auf Rechenspiele oder Taktiererei will sich Nenad Bjelica nicht einlassen. „Es ist schwer zu sagen, wie viele Punkte wir noch brauchen. Wir fokussieren uns auf das nächste Spiel“, sagte der Trainer des 1. FC Union Berlin vor dem Auswärtsspiel am Sonntag (15.30 Uhr, Dazn) gegen Borussia Mönchengladbach. Auf die Nachfrage, ob er sich mit einem Unentschieden beim Tabellennachbarn zufriedengeben würde, antwortete er: „Wir spielen immer auf Sieg.“
Zuletzt war Union dabei nicht sonderlich erfolgreich. Drei Niederlagen in Folge haben die Mannschaft wieder mitten in den akuten Abstiegskampf befördert, der Vorsprung auf Mainz 05 auf dem Relegationsplatz beträgt nur noch zwei Punkte. „Wir haben uns gewünscht, vier Spieltage vor Schluss nicht in diese Situation zu kommen, aber wir bleiben positiv“, sagte Bjelica.
Auch die Gladbacher sind bisher weit hinter ihren eigenen Ansprüchen zurückgeblieben. Mit 53 Toren haben sie zwar mehr als doppelt so viele erzielt wie die offensiv harmlosen Berliner, mit nur zwei Punkten mehr sind sie aber ebenfalls noch nicht gerettet.
Während Union vor allem wegen der desolaten Hinrunde, die in der Trennung von Erfolgstrainer Urs Fischer kulminierte, noch um den Klassenerhalt bangen muss, leidet die Borussia vor allem unter ihrem Wankelmut.
Zwei Siege in Folge gelangen Borussia bisher nicht
Die Mannschaft von Trainer Gerardo Seoane hat in dieser Saison nie mehr als zwei Spiele in Folge verloren – allerdings ist die längste Erfolgsserie ebenfalls sehr überschaubar: Zwei Siege am Stück gelangen der Borussia bisher noch nicht. „Gladbach hat eine gute Mannschaft mit einem guten Trainer“, sagte Bjelica. „Aber wenn solche Vereine es nicht gewohnt sind, gegen den Abstieg zu spielen, ist es nicht einfach.“
Das gilt jedoch auch für diese Berliner Mannschaft. Union hat zwar in jeder der mittlerweile fünf Bundesliga-Spielzeiten vom Klassenerhalt als Ziel gesprochen, ernsthaft in Gefahr war dieser aber nie. In den letzten drei Jahren qualifizierten sich die Berliner für den Europapokal. Dass die Situation die Spieler und Verantwortlichen mental fordert, dass der Abstiegskampf eine gewisse Gereiztheit mit sich bringt, ist unübersehbar.
Union hat noch drei direkte Duelle
Bjelica, der am Sonntag auf die verletzten Jerome Roussillon und Jakob Busk verzichten muss, sucht noch nach der Balance zwischen Druck und Lockerheit. Im öffentlichen Training am Mittwoch wurde der Kroate sehr laut, in der Pressekonferenz versuchte er hingegen, Ruhe auszustrahlen. „Wir brauchen eine gewisse Lockerheit, sonst gibt es eine Blockade“, sagte Bjelica.
Einen Anlass für Panik oder große Veränderungen sieht er nicht, schließlich seien zwei der drei letzten Niederlagen gegen Meister Bayer Leverkusen und Champions-League-Halbfinalist FC Bayern München zustande gekommen. „Es gibt keinen Grund dafür, jetzt alles umzukrempeln“, sagte Bjelica. „Egal, was am Sonntag passiert, wir werden noch nicht gerettet sein, aber wir werden es weiter in der eigenen Hand haben.“
Das liegt vor allem am Restprogramm der Berliner. Nach dem Spiel in Gladbach warten mit dem VfL Bochum und dem 1. FC Köln noch zwei weitere direkte Konkurrenten im Tabellenkeller, bevor die Saison mit einem Heimspiel gegen Freiburg endet.