Zwei Männer, eine Frau

Claire Denis ist eine Regisseurin des Augenblicks. Seit jeher erkundet die französische Filmemacherin das erotische Spiel von Männern und Frauen, kreiert Körperbilder, Momente der Nähe wie der Entfremdung.

Kein Wunder also, dass ausgerechnet sie bei dieser Berlinale der Frauen – auf Isabelle Adjani im Eröffnungsfilm “Peter von Kant” und Valeria Bruni Tedeschi in Ursula Meiers “La ligne” folgen in den nächsten Tagen Charlotte Gainsbourg, Elizabeth Banks, Sophie Rois und die Ehrenpreis-Trägerin Isabelle Huppert – eine Diva mit Corona-Maske zeigt.

Die Pandemie, bigger than life: Das ikonische, halb verdeckte Antlitz von Juliette Binoche, jener Actrice, die im französischen Kino die reine Gegenwart verkörpert, die Schönheit, oft das Begehren schlechthin, füllt die gesamte Leinwand.

Eine Frau zwischen zwei Männern, ein Klassiker seit „Jules et Jim“: Die Radiomoderatorin Sara (Juliette Binoche) ist mit Jean (Vincent Lindon) liiert, einem früheren Rugby-Star, der im Knast saß. Warum, spielt keine Rolle in „Both Sides of the Blade“.

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 Das Paar lebt im Loft über den Dächern von Paris, sie geht zur Arbeit in den Sender, er geht einkaufen, mit Maske natürlich, meistens im Supermarkt im Vorort Vitry. Dort lebt seine Mutter (Bulle Ogier) mit seinem jugendlichen, verstockten Sohn aus erster Ehe. Als Sara auf der Straße ihren Ex-Mann François (Grégoire Colin) sieht, ist ihre Ruhe dahin. Erst recht, als Jean, den sie vor zehn Jahren über François kennenlernte, mit diesem eine Sportler-Agentur aufmacht.

[Auf der Berlinale am 13.2., 18 Uhr (Friedrichstadt-Palast), am 17.2., 15 Uhr (Berlinale Palast) und am 18.2., 15 Uhr (Friedrichstadt-Palast]

Mon amour, das sagt Sara zu beiden, bei dem einen ist es mehr die Vertrautheit, bei dem anderen mehr die Begierde. Vor zehn Jahren war es vielleicht umgekehrt.

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Die Kamera von Eric Gautier lässt sich Zeit, wenn sie die Körper einhegt, die nackte Haut, den Sex, die Blicke, immer etwas näher als üblich. Auch diesmal möchte Denis die Liebe jenseits der Moral ansiedeln und baut in der ersten Filmhälfte eine fast unmerkliche Spannung auf, die latente Bedrohung der Zweisamkeit. Ein Lauern liegt über den Bildern.

Als der Konflikt manifest wird, folgt jedoch das Übliche: heimliche Rendezvous, Misstrauen, Eifersucht, Szenen einer Ehe, ach ja. Jean ermannt sich und geht seinen Vaterpflichten nach, Sara weint viel und sieht sich von sich selbst um ihr Glück betrogen. Ärgerlich, wie der Film seine Heldin am Ende verrät.
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