Kaum bekannte Regel: “Mensch ärgere dich nicht”: Die meisten spielen es völlig falsch

  • “Mensch ärgere dich nicht” ist extrem beliebt
  • In vielen Haushalten werden eigene Regeln genutzt
  • Eine Regel zum Start des Spiels ignorieren fast alle

Die Überraschung ist groß, wenn man einen Blick in die offizielle Spielanleitung wirft. Viele tradierte “Regeln”, die in Familien von Generation zu Generation weitergegeben wurden, entsprechen nicht immer dem ursprünglichen Regelwerk. Besonders beim Spielstart weichen die meisten Menschen von den offiziellen Vorgaben ab.

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In fast allen Haushalten beginnt das Spiel damit, dass alle Figuren im “Häuschen” stehen und jeder Spieler dreimal würfeln darf, um mit einer Sechs die erste Figur ins Spiel zu bringen. Doch diese vermeintliche Grundregel sucht man in der offiziellen Anleitung vergebens – denn eigentlich funktioniert der Spielstart tatsächlich viel schneller als gedacht.

Die überraschende Wahrheit über den Spielstart

Laut der offiziellen Spielanleitung beginnt “Mensch ärgere dich nicht” ganz anders: Jeder Spieler setzt bereits zu Beginn eine Figur auf das Startfeld. Diese Figur ist sofort im Rennen und kann ohne das berüchtigte “Warten auf die Sechs” loslegen. Das Spiel startet damit deutlich schneller und flüssiger als in der verbreiteten Variante. Auch bei “T-Online” und “RTL.de” wird dies als eine der am häufigsten ignorierten Regeln bezeichnet. Stattdessen hat sich die “Start mit Sechs”-Methode durchgesetzt, bei der alle Figuren zunächst im Häuschen verbleiben und erst durch Würfeln einer Sechs ins Spiel kommen dürfen.

Der Unterschied ist signifikant: Während die offizielle Regel einen sofortigen Spielbeginn ermöglicht, sorgt die populäre Variante oft für Frustration, wenn die ersehnte Sechs nicht fallen will. Denn diese Hausregel schafft bereits zu Beginn einen rein auf Glück basierenden Vorteil, der den Start eher unfair macht.

Warum sich die “Start mit Sechs”-Variante durchgesetzt hat

Warum spielen so viele Menschen mit der inoffiziellen Regel? Die Antwort liegt vermutlich in der mündlichen Überlieferung. Über Generationen hinweg wurde diese Spielvariante weitergegeben, ohne dass jemand die Originalanleitung konsultierte. Der Reiz dieser Abweichung liegt möglicherweise auch im zusätzlichen Spannungselement: So gehört es für viele schlicht und ergreifend dazu, schon am Anfang schon für jede Menge Ärger zu sorgen. Die Frustration gehört schließlich für viele zum Spielerlebnis dazu – ganz im Sinne des Spielnamens. Die Variante verlangsamt zwar den Spielbeginn, fügt aber ein Element des Glücks hinzu, das den Spielverlauf unvorhersehbarer macht. Letztlich zeigt sich hier, wie Brettspiele durch kulturelle Überlieferung eigene Dynamiken entwickeln können – auch, wenn diese nicht ganz im Sinne der ursprünglichen Entwickler sind.

Weitere Regelabweichungen sorgen für Diskussionen

Neben dem Spielstart gibt es weitere Regeln, die häufig unterschiedlich interpretiert werden. Eine davon betrifft das “Rausschmeißen” gegnerischer Figuren. Laut offizieller Anleitung besteht kein Schlagzwang: “Man muss nicht unbedingt die Figur nutzen, die einem anderen Spieler schadet. Man kann aber.” In manchen Haushalten wird jedoch eine Variante mit Schlagpflicht gespielt. Wer eine gegnerische Figur rauswerfen könnte und dies nicht tut, riskiert sogar, dass die eigene Figur zurück an den Start muss. Auch beim Zieleinlauf gibt es Unterschiede. Die offizielle Regel erlaubt das Überspringen eigener Figuren im Zielbereich. Viele Familien spielen jedoch mit der Variante, dass Figuren im Ziel vorrücken müssen, damit nachfolgende Figuren Platz finden. Letztlich macht gerade diese Vielfalt an Spielvarianten den Reiz aus – solange sich alle Mitspielenden auf dieselben Regeln einigen.

Ein Brettspiel mit Geschichte und Beständigkeit

“Mensch ärgere dich nicht” blickt auf eine bemerkenswerte Geschichte zurück. Josef Friedrich Schmidt entwickelte das Spiel um 1907 ursprünglich für seine drei Söhne auf einer alten Hutschachtel. Der große Durchbruch kam während des Ersten Weltkriegs, als 3.000 Exemplare an Lazarette geliefert wurden. Trotz der jährlichen Flut neuer Brettspiele bleibt der Klassiker beliebt. Die Regeln sind kurz, klar und leicht zu merken – auch wenn viele ihre eigenen Varianten entwickelt haben. Kinder lernen dabei zählen, Regeln befolgen und mit Frustration umzugehen – wichtige Fähigkeiten, die den zeitlosen Charakter des Spiels unterstreichen.

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