Vierte Saison nacheinander in der Regionalliga: Neue Zeiten und alte Ziele bei Lichtenberg 47

Uwe Lehmann kam 2007 zu Lichtenberg 47, Benjamin Plötz ein Jahr später. Plötz musste 2011 verletzungsbedingt früh aufhören, wurde erst Teammanager und später Sportlicher Leiter im Verein. Lehmann übernahm 2013 mit Anfang 30 das Traineramt des damaligen Oberligisten. Die beiden sind seit langem befreundet – und zeichneten maßgeblich verantwortlich für die Erfolge in den vergangenen Jahren. Lichtenberg spielt aktuell die vierte Saison nacheinander in der Fußball-Regionalliga Nordost.

Seit dieser Spielzeit gibt es allerdings einen großen Unterschied zu früher: Uwe Lehmann ist nicht mehr dabei. Schon im vorigen Jahr hatte er den Gedanken geäußert, erzählt Plötz.

Im Frühjahr, wenige Tage vor Lehmanns 40. Geburtstag, gab es die offizielle Mitteilung vom Verein. „Eine Ära geht zu Ende“, lautete die Überschrift. „Es ist einfach Zeit“, sagte Lehmann, „seit knapp 35 Jahren gibt es für mich keine freien Nachmittage und Wochenenden.“

Vom Erfolgsduo Lehmann/Plötz ist also nur noch einer da. Der 35 Jahre alte Plötz zeigt dafür volles Verständnis: „Ich konnte das total nachvollziehen. Er hat fast ein Jahrzehnt als Trainer die Mannschaft und den Klub geprägt.“

Der Sportliche Leiter Benjamin Plötz (li.) und Trainer Uwe Lehmann (Mi.) bildeten über viele Jahre ein sehr erfolgreiches Duo bei Lichtenberg 47.
Der Sportliche Leiter Benjamin Plötz (li.) und Trainer Uwe Lehmann (Mi.) bildeten über viele Jahre ein sehr erfolgreiches Duo bei Lichtenberg 47.
© Foto: imago images/Matthias Koch

Lehmanns Nachfolger ist Murat Tik, 48. „Ich kenne ihn schon lange und arbeite sehr eng mit ihm zusammen, wie vorher mit Uwe. Murat ist menschlich top und hat eine hohe Fachexpertise“, sagt Plötz. Für Tik, der zuvor beim Oberligisten Hertha 06 war, ist es die erste Station in der Regionalliga. Auch die anderen Positionen im Trainerteam wurden neu besetzt.

Nicht nur neben dem Platz gab es Veränderungen. Für Lichtenberger Verhältnisse ungewöhnlich viele Spieler verließen das Team. Teilweise beendeten sie ihre Laufbahn, teilweise wollten sie sich sportlich verändern. So wie Tarik Gözüsirin. Der beste Torschütze der 47er in der vorigen Saison spielt inzwischen beim VfB Lübeck, dem Tabellenführer der Regionalliga Nord.

Unser Umbruch war in der Größenordnung nicht geplant, hatte sich aber früh abgezeichnet.

Benjamin Plötz, Sportlicher Leiter

„Unser Umbruch war in der Größenordnung nicht geplant, hatte sich aber früh abgezeichnet“, sagt Plötz, der fast ein Dutzend neue Spieler holte. Zu den wenigen erfahrenen Zugängen gehört Efraim Gakpeto vom SC Staaken. Dort war er vorige Saison in der Oberliga 17 Mal erfolgreich. Nun spielt er im Alter von 30 Jahren erstmals in der Regionalliga und hat schon vier Treffer gemacht.

Die meisten Neuen sind aber erst Anfang 20 oder jünger. Einer ist Niklas Kaus, 19, der lange im Nachwuchs des 1. FC Union spielte. Zuletzt rettete Kaus mit dem Tor zum 2:2 einen Punkt bei Babelsberg 03.

Nach sieben Spielen liegt Lichtenberg mit sechs Zählern auf Rang 14, woanders würde dieser Zwischenstand mit Besorgnis registriert werden. Plötz sagt: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bin ich sehr zufrieden.“ Aufgrund der großen Veränderungen vor der Saison. Und wegen der größtenteils ordentlichen Leistungen. Wobei die Kurve in den letzten zwei Spielen noch einmal nach oben zeigte.

Am Sonntag kommt der punktgleiche ZFC Meuselwitz ins Hans-Zoschke-Stadion (13 Uhr). Meuselwitz gehört sehr wahrscheinlich zu den Kontrahenten, die auch um den Klassenerhalt kämpfen. Nur darum geht es für Lichtenberg in dieser Saison erneut. „Wir wollen mindestens vier Mannschaften hinter uns lassen“, sagt Plötz. So viele Teams müssen eventuell runter. Wie viele genau, hängt von der Zahl der Drittliga-Absteiger aus dem NOFV-Bereich ab und davon, ob sich der Nordost-Meister in den Spielen gegen den Meister aus Bayern durchsetzt.

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Punkte hat Lichtenberg 47 bisher in dieser Saison geholt.

Die Klubs der Nordost-Staffel kommen zusammengerechnet auf über 200 Saisons in der DDR-Oberliga. Mit Lok Leipzig und Carl Zeiss Jena spielen sogar ehemalige Europapokalfinalisten mit, sowie DDR-Rekordmeister BFC Dynamo und mehrere frühere Bundes- und Zweitligisten.

Viele Vereine sind aktuell bei einer Initiative engagiert, die die umstrittene Aufstiegsregelung reformieren will. Auch Lichtenberg 47. „Das wird uns sicher nicht betreffen. Aber wer Erster wird, muss dafür belohnt werden“, sagt Plötz.

Insgesamt haben die Schwergewichte der Liga natürlich völlig andere Ambitionen als etwa Meuselwitz, der FSV Luckenwalde oder eben Lichtenberg. Selbst von Halbprofibedingungen sei man weit entfernt, sagt Plötz. In keiner anderen Spielklasse in Deutschland ist die Bandbreite so groß wie in den Regionalligen.

Nach dem Aufstieg im Jahr 2019 hatte er seinen Klub als einen Oberligisten bezeichnet, der in der Regionalliga zu Gast ist. Gut drei Jahre später ist der Gast immer noch da. Und die Sichtweise auf die eigene Stellung hat sich etwas geändert. Plötz fasst sie wie folgt zusammen: „Wir sind noch kein Dauergast, aber ein Bestandteil der Regionalliga und das wollen wir bleiben.“

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