Mehr Action in der Offensive von Hertha BSC
Die neue Woche hat für Krzysztof Piatek denkbar positiv begonnen. Im „Kicker“ ist an diesem Montag ein Interview mit Paulo Sousa erschienen, in dem sich der Trainer der polnischen Fußball- Nationalmannschaft auffallend wohlwollend über den Stürmer von Hertha BSC ausgelassen hat. Piatek sei – im positiven Sinn – ein Killer, hat Sousa gesagt. „Er hat so was wie eine natürliche Gier.“
Die alte Woche hingegen ist für Krzysztof Piatek denkbar schlecht zu Ende gegangen. Nach drei Startelfeinsätzen hintereinander war er bei Herthas Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen nur Ersatz – und blieb es auch bis zum Schlusspfiff. Seitdem Piatek seine schwere Sprunggelenksverletzung aus der vergangenen Saison auskuriert hat, war es das erste Mal, dass er bei einem Pflichtspiel der Berliner gar nicht zum Einsatz kam.
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Herthas Trainer Pal Dardai hatte sich gegen die Leverkusener für Stevan Jovetic als zentralen Stürmer entschieden. Und es war, wie er am nächsten Tag erklärte, nicht nur eine Entscheidung pro Jovetic, sondern zumindest indirekt auch eine gegen Piatek. „Ich war nicht ganz zufrieden“, sagte Dardai über die Offensivdarbietungen seines Teams. „Ich brauche da vorne Spieler, die nicht nur irgendwie warten auf den Knipsermoment.“
Piatek ist bekanntermaßen jemand, „der darauf lauert, dass ein Pass in den Sechzehner kommt“, sagte Dardai. Dann ist er auch richtig gut, eiskalt im Abschluss. Aber zuletzt kamen die Pässe nicht, weil Hertha immer noch Schwierigkeiten hat, ein druckvolles Offensivspiel aufzuziehen.
Keiner der 18 Bundesligisten hat so wenige Ballaktionen im gegnerischen Strafraum wie die Berliner. Und deshalb ist Piatek zuletzt weitgehend unsichtbar geblieben. Ein Tor – als Joker gegen Freiburg – hat der Pole in dieser Saison bisher erzielt, in insgesamt sechs Pflichtspieleinsätzen.
Jovetic spielte erstmals zentral im Sturm
Vor der Partie gegen Leverkusen war Dardai zu der Erkenntnis gelangt, dass im Sturm „mehr Action“ von Nöten sei. Daran mangelt es in Herthas Angriffsspiel bisher genauso wie an einem verlässlichen Torschützen. Also bot Dardai erstmals Stevan Jovetic als zentrale Spitze auf: „In meinem Kopf war: Ich brauche jemanden, der Freistöße rausholt, der Technik hat, der sich die Bälle holt und nicht nur auf die Bälle wartet.“
Jovetic, im Sommer aus Monaco zu Hertha gewechselt, hatte zuvor nur auf der rechten Außenbahn oder als Zehner hinter den Spitzen gespielt, aber Dardai erinnerte sich daran, dass der Montenegriner eigentlich auch Stürmer ist. Zur Sicherheit ließ er seinen Assistenten Admir Hamzagic in dieser Sache noch einmal mit Jovetic in der gemeinsamen Muttersprache konferieren. Einwände gab es offenbar nicht.
„Jove ist ein Spieler, der gut fintieren kann, beidfüßig ist. Ich glaube, es hat gut funktioniert“, sagte Dardai über Jovetics Auftritt gegen Leverkusen. Der 32-Jährige hatte am Ende nicht nur die meisten Torschüsse (vier) abgegeben; er war es auch, der Hertha mit seinem zweiten Saisontor kurz vor der Pause in Führung brachte.
Dardai lobte auch das Anlaufverhalten, bei dem Jovetic von Vladimir Darida in seinem Rücken entsprechend gecoacht wurde. „Vladi hat das überragend gemacht“, sagte Herthas Trainer.
Nach der Pause vergab Jovetic die Chance zum 2:0
Mehr als überragend wäre es für Hertha gewesen, wenn Jovetic zu Beginn der zweiten Hälfte seine Chance zum vermutlich vorentscheidenden 2:0 genutzt hätte. „Wenn er nach dem Pass von Niklas Stark eine bessere Entscheidung trifft und den Ball nicht volley nimmt, dann hätte er zwei Tore gemacht“, sagte Dardai. „Denn den Ball macht er sicher rein.“ Jovetic aber versuchte es direkt und schoss den Ball allzu hektisch Richtung Seitenlinie. So blieb Leverkusen im Spiel und erzielte in letzter Minute doch noch den Treffer zum 1:1-Endstand.
Das 1:0 aber war ein Tor von ausgesuchter Schönheit. Nach der Kopfballvorlage von Maximilian Mittelstädt nahm Jovetic den Ball mit rechts an und jagte ihn dann mit links aus 15 Metern in den Winkel des Leverkusener Tores. „Das ist ein Ausnahmemoment“, sagte Dardai. Einer, wie er ihn bei seiner Mannschaft zuletzt schmerzlich vermisst hatte.
Jovetic, der unter anderem Inter Mailand und Manchester City in seinem Lebenslauf stehen hat und der in jeder der fünf europäischen Top-Ligen getroffen hat, ist sehr wohl in der Lage, diese besondere individuelle Note in das Spiel seiner Mannschaft einzubringen. Aber zu Beginn der Saison war er noch nicht richtig fit und anschließend verletzt. „Die Wadenprobleme sind auskuriert“, sagte Dardai jetzt. „Er hat sich im Training filigran bewegt, viele Tore gemacht, eine gute Körpersprache gezeigt.“ Und er hat diese Eindrücke im Spiel bestätigt.
Generell spricht also nichts dagegen, an der Variante mit Jovetic als zentralem Stürmer erst einmal festzuhalten. Ob er auch gegen Union wieder dort auflaufen werde, ist Pal Dardai am Montag gefragt worden. Dardai antwortete: „Union ist wieder ein anderes Spiel.“