Was von den deutschen Profis in der NBA zu erwarten ist
Kinder orientieren sich oft an ihren älteren Geschwistern und entscheiden sich für die gleiche Schule, das gleiche Instrument oder die gleiche Sportart. Dass beide Geschwister erfolgreich Basketball spielen und es in die NBA schaffen, hat es schon gegeben.
Doch die Berliner Franz und Moritz Wagner sind das erste deutsche Brüderpaar in der besten Basketballliga der Welt. Um 1.30 Uhr in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch beginnt die 75. NBA-Saison. Die Brooklyn Nets treffen auf den amtierenden Meister Milwaukee Bucks, die sieben deutschen Profis haben ihre Auftaktspiele in den folgenden Tagen. Der Streamingdienst Dazn überträgt das Eröffnungsspiel sowie 182 andere Partien der regulären Saison.
Der inzwischen 20 Jahre alte Franz Wagner gab einst mit 16 Jahren sein Debüt für das Profiteam von Alba Berlin. Nachdem er sein Abitur gemacht hatte, entschied er sich gegen einen Profivertrag bei Alba und wechselte nach Michigan ans College. Nach zwei erfolgreichen Jahren meldete er sich für den diesjährigen NBA-Draft an und wurde an Position acht von den Orlando Magic ausgewählt.
Den Weg, von Alba Berlin über Michigan bis in die NBA hat sein vier Jahre älterer Bruder Moritz Wagner schon hinter sich. Er spielte in seinen drei NBA-Saisons schon für die Los Angeles Lakers, Washington Wizards und Boston Celtics, und kam zum Ende der letzten Saison zu den Orlando Magic. Dort unterschrieb er nach seiner Olympia-Teilnahme einen neuen Vertrag und spielt somit nun gemeinsam mit seinem Bruder Franz im selben Team.
“In Orlando den Arsch aufreißen”
„Ich und mein Bruder haben eine sehr, sehr enge Beziehung“, sagte Moritz Wagner vor dem Saisonstart. Um die Meisterschaft mitspielen werden die Wagner- Brüder vorerst nicht. Der Fokus bei den Magic ist klar die Entwicklung junger Spieler. „Ich werde mir in Orlando den Arsch aufreißen, um der beste Basketballspieler zu werden, der ich sein kann“, sagt Neuling Franz Wagner.
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Der bestbezahlte deutsche NBA-Spieler mit rund 7,8 Millionen US-Dollar Gehalt ist aktuell Maximilian Kleber. Er geht in seine fünfte Saison bei den Dallas Mavericks. Kleber ist kein Spieler, der durch viele Punkte oder andere Statistiken auffällt. Für das Spiel der Mavericks mit deren Superstar Luka Doncic ist er aber ungemein wichtig. „Die Play-offs sind ein ganz klares Ziel für uns und da fängt dann eine neue Saison an“, hofft Kleber.
Für den 29-jährigen Daniel Theis geht es ebenfalls in die fünfte NBA-Saison. Der Center spielte vor seiner Zeit in den USA bereits sieben Jahre in der deutschen Bundesliga. In diesem Sommer unterschrieb er einen Vertrag bei den Houston Rockets. Die Rockets sind nach dem Abgang von James Harden im Januar kein Topteam mehr. Als erfahrenem Spieler kommt Theis die Rolle als Mentor für die Talente vor, auf der Centerposition dürfte er viel Einsatzzeit bekommen.
Aufbauspieler Dennis Schröder stand in diesem Sommer mehrfach im Fokus. Ein Vertragsangebot über 84 Millionen Dollar der Los Angeles Lakers hatte er zunächst abgelehnt, weil er hoffte, im Sommer ein besseres Angebot zu bekommen. Doch damit verpokerte sich Schröder gewaltig.
Neues Kapitel für Dennis Schröder
Zudem verpasste er aus versicherungsrechtlichen Gründen auch noch die Olympischen Spiele mit der deutschen Nationalmannschaft. Schlussendlich landete er bei den Boston Celtics, wo er im kommenden Jahr vergleichsweise überschaubare 5,9 Millionen Dollar verdienen wird. „Ich bin 28 Jahre alt und werde noch lange Zeit in der NBA spielen. Geld ist nicht alles“, sagte Schröder. Und tatsächlich könnte der Wechsel nach Boston sportlich gut passen, das junge ambitionierte Team der Celtics will in der Eastern Conference um den Titel mitspielen.
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Auch für Isaac Bonga steht ein neues Kapitel bei einem neuen Klub an. Der 21 Jahre alte Flügelspieler war in den vergangenen Jahren bei den Washington Wizards angestellt. In diesem Sommer wechselte er nun zum einzigen kanadischen Team in der NBA, den Toronto Raptors. Welche Rolle er dort in dieser Saison spielen wird, ist allerdings ungewiss. Durch gute Leistungen in der Vorbereitung und im Trainingscamp konnte er er sich zunächst einmal den letzten Platz im Kader der Raptors sichern. Auch bei Isaiah Hartenstein war lange nicht klar, ob er es endgültig ins Team der Los Angeles Clippers schafft.
Alle NBA-Mannschaften haben in der Vorbereitung einen erweiterten Kader, zum Saisonstart dürfen aber nur noch 15 Spieler zur Mannschaft gehören, die anderen werden aus dem Team gestrichen oder müssen sich in der G-League, der Ausbildungsliga, beweisen. Hartenstein konnte die Clippers letzten Endes überzeugen und erhielt wie Bonga in Toronto ebenfalls den letzten Kaderplatz.
Insgesamt stehen in dieser Spielzeit damit sieben deutsche Spieler in der NBA unter Vertrag. Das erste deutsche Brüderpaar wird in Orlando Erfahrung sammeln und sich entwickeln können. Kleber, Schröder und Hartenstein dürfen mit ihren Klubs zumindest auf die Play-offs hoffen und haben dort dann vielleicht sogar Titelchancen.