Die Anti-Diva
Als die Defa-Stiftung im Sommer 2000 den Film „1-2-3 Corona“ noch einmal in ein paar Kinos brachte, sorgte der Titel für Aufmerksamkeit. Doch mit Viren hat der Trümmerfilm, der 1947 in Berlin entstand, nichts zu tun. Es geht um einen Zirkus, der sein Zelt in der zerbombten Stadt aufschlägt, seine Hauptattraktion ist eine junge Trapezkünstlerin namens Corona.
Nachdem sie sich bei einem Sturz vom Hochseil verletzt hat, lässt die Wandertruppe sie im Stich. Aber die Mitglieder zweier Jugendbanden päppeln die Artistin wieder auf und improvisieren mit ihr eine Show, die zum Triumph wird. Von den elternlos aufwachsenden Kriegskindern erzählt der vom Neorealismus beeinflusste Film mit Leichtigkeit und Witz.
Talentschmiede Schlossparktheater
Die Hauptrolle spielte Eva-Ingeborg Scholz, die bei den Dreharbeiten 19 war. Sie war mit ihren Eltern in Berlin mehrfach ausgebombt worden und stand ab 1947 auf der Bühne des Schlossparktheaters, zu dessen Ensemble auch künftige Stars wie Hildegard Knef und Klaus Kinski gehörten. Divenhaftigkeit war Scholz fremd, mit ihrem Rollentyp der bodenständigen, lebenshungrigen Frau stieg sie zur gefragten Nebendarstellerin im deutschen Nachkriegskino auf.
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Sie war im von Nazi-Verbrechen handelnden Drama „Der Verlorene“ – der einzigen Regiearbeit des aus Hollywood zurückgekehrten Schauspielers Peter Lorre – und in Helmut Käutners Zuckmayer-Verfilmung „Des Teufels General“ zu sehen, aber auch in Klamotten wie „Durch dick und dünn“ oder Krimis wie „Banditen der Autobahn“.
Rainer Werner Fassbinder besetzte sie in seinem Gangsterfilm „Der amerikanische Soldat“ (1970), Helmut Dietl in der Schickeria-Satire „Rossini“ (1997). Ihre Filmografie verzeichnet rund hundert Rollen, noch 2018 erhielt sie für einen „Tatort“-Auftritt den Deutschen Schauspielpreis.
Zuletzt lebte Eva-Ingeborg Scholz in Gräfelfing bei München. Nun ist sie, wie ihre Agentur bekanntgab, gestorben. Sie wurde 94 Jahre alt.