Final Four um die Golf-Meisterschaft: Zweimal Bronze für Wannsee

Es war ein Schlag, wie er selbst im Golf nicht oft gelingt. Philipp Mejow lochte den Ball aus rund 100 Metern direkt ein. Ein Eagle – und das auch noch im Stechen des Halbfinales um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Der Jubel im Team des Golf- und Landclubs Berlin-Wannsee hätte in diesem Moment kaum größer sein können. Doch wenige Minuten später spielte Yannick Köhnen vom GC Mannheim-Viernheim ähnlich spektakulär im alles entscheidenden Einzel im Play-off gegen den Berliner Max Fischer. Mit seinem Annäherungsschlag legte Fischer den Golfball tot an die Fahne, Berlin konnte nicht mehr kontern und so zogen die Mannheimer nach einem hochdramatischen Halbfinale ins Endspiel um den Titel ein.

Und Wannsee? „Die Enttäuschung am Abend war natürlich groß“, sagte Sportdirektorin Miriam Hiller schon mit etwas Abstand. Und doch gab es nach dem Drama vom Samstag einen Tag später gleich doppelten Grund zur Freude. In den kleinen Finals um Bronze setzten sich sowohl die Berliner Frauen als auch die Männer durch. „Mit beiden Mannschaften eine Medaille zu holen, ist ein großer Erfolg. Das macht mich stolz“, so Hiller. Männer-Trainer Felix Katzy ging es ähnlich. Er habe seine Jungs nach der bitteren Halbfinal-Niederlage erst einmal wieder aufrichten müssen: „Das ist aber auch eine Qualität, sich dann wieder neu zu motivieren und Rekordmeister Hubbelrath im kleinen Finale zu besiegen“, sagte er nach dem souveränen 8:4 am Sonntag.

Die Wannsee-Frauen hatten am Samstag gegen den GC St. Leon-Roth im Halbfinale 3,5 zu 5,5 verloren. St. Leon-Rot sicherte sich später sowohl bei den Damen als auch bei den Herren den Titel. Die Berlinerinnen erlebten im Spiel um Bronze ein ähnliches Drama wie ihre männlichen Kollegen tags zuvor im Halbfinale. Allerdings mit einem glücklichen Ende. Nach drei Vierern und fünf Einzeln stand es gegen den Münchener GC 4:4. Alina Bingel lag in ihrem Einzel vier Löcher vor dem Ende der Runde 2 down, musste also mindestens auf zwei der verbleibenden Spielbahnen ein besseres Ergebnis einfahren als Münchens Theresa Steinberg, um ein Stechen zu erzwingen. Die Berlinerin schaffte das beinahe Unmögliche – und nicht nur das: Auf der 18 gelang ihr sogar die komplette Wende und damit durfte sie mit ihren Kolleginnen am Ende doch jubeln.

Alina Bingel gelang ein unglaubliches Comeback

„Das war hochspannend. Man hat gesehen, wie eng es sein kann“, sagte Sportdirektorin Hiller. Natürlich hätte sie im Vorfeld gehofft, zumindest mit einem Team das Finale zu erreichen. Den Grundstein dafür hätte das Frauenteam vielleicht schon in der Hauptrunde legen können, wenn es in der Nordstaffel den ersten Platz belegt hätte. „So hatten wir als Zweiter mit Südsieger St. Leon-Rot den vermeintlich härteren Brocken im Halbfinale und das hat es natürlich schwieriger gemacht.“

Andererseits hat Wannsee noch nie mit beiden Teams in einer Saison Medaillen geholt, für die Männer war es sogar die beste Platzierung in ihrer Geschichte. Rund 6000 Zuschauer hatten sich die Endrunde um die deutsche Golf-Mannschaftsmeisterschaft am Wochenende beim GC Pfalz live angesehen, darunter war auch eine große Delegation aus Berlin. „Wir hatten bestimmt 100 Fans dabei: Präsident, Mitglieder sowie Eltern und Freunde der Spielerinnen und Spieler“, berichtete Hiller.

Und auch für die Zukunft sind die Aussichten für die Teams vom Wannsee gut. „Die Nächsten stehen in den Startlöchern und rücken nach, der Generationswechsel läuft bei uns fließend“, ist sich die Sportdirektorin sicher. Die Zukunft sieht also weiterhin grün aus für Berlin, was allerdings einen Nachteil hat. Der Golf- und Landclub Berlin-Wannsee wird wohl auch in Zukunft nicht Gastgeber des Final Four sein, denn die Endrunde findet immer auf einem neutralen Platz statt. Im nächsten Jahr wird das auf der Anlage des Golfclubs München-Riedhof der Fall sein. Auch dann will Wannsee wieder mit beiden Teams um Medaillen spielen – am Finalsonntag dann gern auch mindestens einmal um Gold.