This is not a punk song

Vermutlich hatte sich das mit Punk schon erledigt, als die Sex Pistols 1978 nach einer US-Tour ihre Auflösung bekannt gaben. 

Ganz sicher aber war Punk sehr tot, als die achtziger Jahre begannen und überall in den Fußgängerzonen gerade auch bundesrepublikanischer Klein- und Großstädte ihre nicht musizierenden Epigonen herumsaßen, Hansa Pils tranken, „No Future“ skandierten und bettelten.

Zukunft hatten diese Punks wirklich keine, zumindest nicht als Lotterpunks – anders als ihre Helden, die sich wie alle alten Punk- oder Rockhelden irgendwann wieder zusammentaten, die Sex Pistols 2008, und auf Tour gingen. Geld schweißt halt zusammen.

Lydon wollte die Songs nicht freigeben

Doch Johnny Rotten, der einstige Frontmann der Sex Pistols, der eigentlich John Lydon heißt, gibt immer noch gern den Punk und Rebel Boy. Er wehrte sich dagegen, dass der „Trainspotting“-Regisseur Danny Boyle die Songs der Sex Pistols in einer sechsteiligen Serie über die Band verwendet, „Lonely Boy: Tales From A Sex Pistol“, so der Titel der Serie, die auf den Erinnerungen des Sex-Pistols-Gitarristen Steve Jones beruhen.

Lydon, der auch eine Zusammenarbeit mit den Produzenten von „The Crown“ verweigert hatte, sprach davon, dass diese Serie eine Beleidigung für ihn sei, ja, „Gift“ gar.

Jones und der andere noch lebende Mitstreiter der Band, Schlagzeuger Paul Cook, sahen das anders und erteilten Boyle die Erlaubnis, die Songs einzusetzen.

Die Folge: Die Sex Pistols trafen sich in London vor Gericht. Diese gab nun am Montag den Anwälten von Jones und Cook recht. Der Grund: Es habe 1998 eine Abmachung unter den Bandmitgliedern gegeben, dass ihre Musik per Mehrheitsbeschluss für Produktionen dieser Art freigegeben werden dürfe.

Ob es noch eine Sex-Pistols-Reunion geben wird?

Zwei gegen einen, klare Mehrheitsverhältnisse. Aber auch die Vertreter des 1979 verstorbenen Bassisten Sid Vicious und Originalbandmitglied Glen Matlock (der seinerzeit von Sid Vicious ersetzt wurde) waren auf der Seite von Cook und Jones.

Ob es jetzt noch einmal eine Reunion geben wird? Ob das überhaupt jemand will? Zwei Fragen, die sich sehr leicht beantworten lassen: nein.

So bleibt John Lydon nichts anderes über, als die Serie von Boyle zu ignorieren und sich weiterhin auf seine eigene Sex-Pistols-Nachfolgeband zu konzentrieren und mit der sein Gnadenbrot verzehren, P.I.L. Deren größter Hit hieß: „This is not a love song“.