Tennis Borussia stehen harte Wochen bevor

Am späten Montagvormittag ist noch alles in Ordnung. Es gibt keine besorgniserregenden Nachrichten, weder aus Charlottenburg noch aus Altglienicke. Aber was heißt das schon? Zu diesem Zeitpunkt sind es immerhin noch mehr als 30 Stunden bis zum Anpfiff des Regionalligaspiels von Tennis Borussia gegen die VSG Altglienicke. „Wir wollen’s nicht beschreien“, sagt Claudio Offenberg, Sportlicher Leiter von TeBe. „Aber bis jetzt ist alles gut.“

Tennis Borussia ist in dieser Hinsicht ein gebranntes Kind. Zweimal schon musste die komplette Mannschaft in dieser Saison in Quarantäne. Als nach deren Ablauf dann vorigen Freitag endlich das zweite Heimspiel der Saison stattfinden sollte, da gab es beim Gegner Tasmania einen Coronafall – und für TeBe gleich den nächsten Spielausfall. „Das war für uns ein neuer Schlag“, sagt Offenberg.

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Zehn Spieltage sind in der Fußball-Regionalliga Nordost bereits absolviert, TeBe hingegen hat seit dem Saisonstart Ende Juli gerade mal vier Begegnungen bestritten – so wenige wie kein anderer der 20 Klubs. Insgesamt dreizehn Spiele sind in der Nordoststaffel coronabedingt ausgefallen, davon alleine sechs von Tennis Borussia.

Die Partie gegen Altglienicke an diesem Dienstag im Mommsenstadion (19 Uhr) ist nun der Auftakt von drei englischen Wochen hintereinander, das erste von sieben Spielen binnen 23 Tagen. „Das ist schon ein Nachteil gegenüber anderen“, sagt Offenberg, „aber es ist nicht zu ändern.“

Nur 60 Prozent des Kaders durchgeimpft

Vor einem Jahr ist Tennis Borussia in die viertklassige Regionalliga aufgestiegen. Doch weil die Saison wegen Corona früh abgebrochen werden musste, sind dem Klub nahezu die kompletten Zuschauereinnahmen weggebrochen. Auch einige eigentlich zugesagte Sponsorenzahlungen blieben in der Folge aus. Anders als in den vergangenen Jahren arbeitet das Regionalligateam daher jetzt nicht mehr unter Profibedingungen: Trainiert wird nur noch am Nachmittag – damit die Spieler vormittags arbeiten oder studieren können. „An sich sind wir ein Zwittergebilde zwischen Amateur- und Halbprofitum“, sagt Offenberg. „Aber die nächsten Wochen fordern uns komplett als Profis.“

Seit dem 25. August hat Tennis Borussia kein Spiel mehr bestritten, und erst am vergangenen Donnerstag stand der komplette Kader erstmals wieder gemeinsam auf dem Trainingsplatz, nachdem zuvor nur die durchgeimpften und genesenen Spieler von der Quarantäne befreit waren. Rund 60 Prozent des Kaders besitzt bisher den kompletten Impfschutz. „Das ist seit Wochen das Hauptthema“, sagt Offenberg. „Wir haben schon verschiedene Anläufe unternommen, um die Spieler zu überzeugen.“

Das Tabellenbild ist noch recht freundlich

Es gab eine Zoom-Konferenz mit dem Mannschaftsarzt, der versucht hat, mögliche Bedenken zu zerstreuen, und erst am vergangenen Freitag ist noch einmal auf die Bedeutung des Spielbetriebs und der damit verbundenen Einnahmen für die Existenz des Vereins hingewiesen worden. Der Appell an die Solidarität der Spieler „ist ganz gut angekommen“, sagt Offenburg. Eine ganze Reihe von Spielern habe sich inzwischen zum ersten Mal impfen lassen, bis Ende Oktober, so schätzt er, werde die Quote der komplett Geimpften bei 85 bis 90 Prozent liegen.

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Darüber hinaus hat der Klub die Hygienevorschriften verschärft. Die Spieler kommen umgezogen zum Training und fahren danach ungeduscht wieder nach Hause. Der Kabinentrakt darf gar nicht erst betreten werden. Bei den Heimspielen im Mommsenstadion verteilt sich die Mannschaft auf drei Umkleiden; Besprechungen finden nur in großen, durchlüfteten Räumen statt, dazu gilt in allen Innenräumen Maskenpflicht.

Gemessen an den schwierigen Umständen für Tennis Borussia, sieht das Tabellenbild sogar noch halbwegs erträglich aus. Die Mannschaft steht mit sechs Punkten aus vier Spielen immer noch über dem Strich, obwohl die drei Klubs dahinter schon vier (Auerbach), fünf (Meuselwitz) und sogar sechs Spiele mehr (Eilenburg) bestritten haben. „Da haben wir noch ein bisschen Luft. Aber man darf sich natürlich auch nichts vormachen“, sagt Claudio Offenburg. „Die Dinge, die jetzt auf uns zukommen, werden ein echter Härtetest.“