Szenenbildner Rolf Zehetbauer gestorben

Er schuf eine hochdramatische Welt auf engstem Raum, verlieh der Fantasie Flügel und beamte sich in die Zukunft hinein: Als Filmarchitekt hat Rolf Zehetbauer Klassiker wie „Das Boot“, das Reich von Phantasien in Wolfgang Petersens Adaption von Michael Endes „Unendliche Geschichte“ und die Science- Fiction-Kultserie „Raumpatrouille Orion“ ausgestattet.

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der Szenenbildner und Oscar-Preisträger im Alter von 92 Jahren gestorben, er starb am 23. Januar. Die “Süddeutsche Zeitung” hatte zuerst berichtet, dort erschien auch eine Traueranzeige.

Zehetbauers legendäres, originalgetreues U- Boot-Modell in Wolfgang Petersens Kriegsfilm von 1981, das er zwecks Wellengang auf eine riesige Wippe stellte, ist bis heute in der Münchner Bavaria zu sehen.

International hatte sich Zehetbauer 1973 mit „Cabaret“ einen Namen gemacht. Bob Fosses Musical mit Liza Minelli erhielt acht Oscars – den fürs beste Szenenbild nahm Zehetbauer für sich und seine Kollegen in Los Angeles entgegen. Nach Hollywood zog es ihn trotzdem nicht. 1929 in München geboren, blieb er seiner Heimatstadt zeitlebens treu.

Nachdem er zunächst Architekt werden wollte, verschlug es ihn während eines Baupraktikums bereits mit 18 an die Filmstudios am Geiselgasteig. 1963 stieg er dort zum Chefbühnenbildner auf.

Die Kultserie “Raumpatrouille Orion”, 1965, mit Wolfgang Völz, Eva Pflug, Claus Holm (v.l.) und am Tisch Dietmar Schönherr.Foto: dpa/Bavaria Rilm

Dass er Filmgeschichte schrieb, indem er unermüdlich Räume für die kollektiven Fantasien des Publikums erfand, verdankt sich seinem Improvisations- wie seinem Organisationstalent. Für das Raumschiff Orion funktionierte er Badewanneneinläufe, Bügeleisen und Bleistiftspitzer um; für Joseph Vilsmaiers Bauernsaga „Schlafes Bruder“ errichtete er im abgelegenen Garneratal in Vorarlberg ein komplettes Alpendorf. Mit Joseph Vilsmaier realisierte er auch den Musikfilm „Comedian Harmonists“, der wie „Cabaret“ im Berlin der frühen 1930er Jahre angesiedelt ist. Das Bajuwarische, die deutsche Geschichte, die historischen Bauten lagen ihm immer besonders am Herzen.

Rolf Zehetbauer mit der Medaille “München leuchtet” , die er 2004 von Oberbürgermeister Christian Ude erhielt.Foto: dpa/Johannes Ring

Zehetbauers Spektrum ist gleichwohl groß. Seine Filmographie umfasst Robert Siodmaks „Nachts, wenn der Teufel kam“ mit Mario Adorf von 1957, „Das Schlangenei“ von Ingmar Bergman, die Fassbinder-Filme „Lili Marleen“, „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ und „Querelle“, die Loriot-Komödie „Ödipussi“ und „Otto – Der Katastrofenfilm.

Und auch als Innenarchitekt diesseits der Filmwelt war Zehetbauer tätig. 1995 richtete er das Bonner Museum für Deutsche Geschichte ein, ebenso Restaurants in Berlin. Und 2004 ein Festzelt beim Münchner Oktoberfest – Hommage eines leidenschaftlichen Bajuwaren.