Neues Show-Format des Youtubers: Mit Rezos „Fake Train“ gegen Fake News
Wollte Comedian Parshad früher mal Politikerin werden? Hat Parshad ein Nippel-Piercing? Ist das DFB-Trikot mit der Nummer 44 wegen Ähnlichkeit mit SS-Runen aus dem Verkauf genommen worden? Fragen, die man so nebeneinander nicht unbedingt im Umfeld von Aufklärung gegen Fake News erwartet. Es sei denn, Rezo ist mit dabei. Eine neue Gameshow mit dem Youtuber im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb will wappnen gegen Desinformation im Netz. Der Ansatz: Warum nicht mal spielerisch über Fake News aufklären?
Am Mittwoch sind die ersten beiden von insgesamt sechs Folgen bei Amazon Freevee und in der Mediathek der bpb gestreamt wurden. „Einsteigen, bitte!“ ruft Rezo und begrüßt Sängerin Naomi Jon und Comedienne Parshad Esmaeili im Zugwaggon voll mit jungen Gästen. Der Youtuber stellt zunächst Einschätzungs- und Wissens-Fragen („Ist Naomi ein Katzenmensch?“) und manövriert seine Passagiere dabei durch die Untiefen des Internets.
Das ist alles halbwegs informativ und unterhaltsam. „Bravo“-Niveau, denkt man. Wo bleiben Handreichungen und Fingerzeige gegen Fake News, wo bleibt Rezos Biss? Nachhaltiger wird es mit dem Verweis auf seriöse Nachrichtenquellen und ethische Standards für den Journalismus, die im Pressekodex gesetzt werden: Richtlinien für die journalistische Arbeit. Von der Achtung der Menschenwürde bis zur Unschuldsvermutung, vom Opferschutz bis zur Trennung von Werbung und Redaktion. Die meisten deutschen Verlage bekennen sich dazu, den Pressekodex zu achten.
Geht Donald Trump durch den Zug?
Inzwischen ist der „Fake Train“ ein paar Stationen weiter gefahren, ein Mann mit Donald-Trump-Maske geht durch den Zugwagen. Das Streaming-Format zu Desinformation nimmt in Rezo-Manier Fahrt auf. Nun heißt es: „Auf der Hut vor Fake News“. Die Kandidatinnen müssen unterscheiden zwischen seriösen und unseriösen Quellen, verteilen grüne und gelbe Hüte. Merke: Deutschlandfunk und „heute-journal“ sind gut, Parteienwerbung (Eigeninteresse!), Katzenvideos, das Magazin „Compact“ und „Sputnik“ eher nicht.
„Die Verbreitung von Desinformationen beansprucht einen zunehmend größer werdenden Platz im Internet, insbesondere in sozialen Medien. Social-Media-Plattformen wie TikTok, Instagram & Co. sind inzwischen Informationsquelle Nummer Eins bei vielen jungen Menschen. Neben Entertainment und verlässlichen Informationen ist hier aber auch der Ort, an dem Desinformationen bewusst gestreut werden“, erklärt Thomas Krüger, Präsident der bpb, das flotte Format.
Desinformationen stellten Zivilgesellschaft, Politik und Medien vor große Herausforderungen, weil der Zusammenhalt und das Vertrauen in demokratische Institutionen und Verfahren untergraben werden sollen. „Im Superwahljahr 2024 wird in Deutschland bei mehreren Landtags- und Kommunalwahlen an die Wahlurne gebeten. Bei der EU-Wahl dürfen erstmals auch 16- und 17-Jährige ihre Stimme abgeben.“ „Fake Train“ solle anregen, die eigene Informationsbeschaffung und Meinungsbildung zu reflektieren und gleichzeitig die Urteils- und Handlungskompetenz fördern, so Krüger weiter.
Das gelingt in den ersten 30 Minuten mit den B-Promis dann doch erstaunlich gut. Ach so, wollte Comedian Parshad früher mal Politikerin werden? Hat sie ein Nippelpiercing? Und ist die Nr. 44 im DFB-Trikot gestrichen? Ja und nein und ja. Das belegen eine Zeitungsquellen und die Aussage der Comedian. Gegencheck und richtige Quellensuche helfen bei Verdacht auf Fake News – das weiß das junge Zielpublikum nach ein paar Rezo-Spielchen jetzt noch ein bisschen besser.