Mehr als ein gut gemeintes Zeichen
Es ist einfach, ein nicht akzeptables Ereignis zu kritisieren. Es dann besser oder gut machen zu wollen, ist dagegen gar nicht so einfach. Radsport-Funktionär Patrick Moster hatte bei den Olympischen Spielen einem seiner Fahrer hinterhergerufen, die „Kameltreiber“ vor ihm einzuholen – unter anderem hatte er den algerischen Fahrer Azzedine Lagab gemeint.
Der deutsche Funktionär musste nach seinem rassistischen Anfeuerungsfehltritt aus Tokio abreisen und wurde vom Weltverband UCI für den Rest des Jahres gesperrt. Lagab hingegen wird nun bei der am Donnerstag beginnenden Deutschland Tour an den Start gehen. Er wurde von einem deutschen Team kurzfristig verpflichtet. Das Continental-Team „Bike Aid“ will mit der Aktion ein Zeichen gegen Rassismus setzten, wie es heißt.
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Nun kann man auch das kritisieren. Womöglich reichen Lagabs Qualitäten nicht für eine Rundfahrt dieser Güte; zudem hat ihm nun Moster ja quasi indirekt zu dieser Chance verholfen. Dann fährt Lagab, etwas weiter hergeholt, auch noch mit dem Signet des Diskriminanten über die Straße. Insofern hatten die Verantwortlichen seines neues Teams auch die Befürchtung, dass der algerische Radprofi die „Annäherung als plump empfinden“ könne. So war es aber nicht, der Mann, der immer noch auf eine Entschuldigung von Moster wartet, will fahren. Es gehe auch darum, jungen Fahrern in der Heimat von Lagab Mut zu machen, heißt es von seinem Team bei der Deutschland Tour. Neben Lagab wird auch Dawit Yemane, der Meister Eritreas, für den Rennstall bei der viertägigen Rundfahrt starten.
Der Fehltritt von Patrick Moster hat etwas bewegt. Wobei es damit nicht so ist, dass er im Nachhinein etwas Gutes hätte. Besser wäre es, wenn es nicht so weit hätte kommen müssen – auch wenn besagter Funktionär nun spätestens auch etwas gelernt haben sollte