Küsse, Kaugummis und Konkurrenz: BR Volleys mühen sich gegen Friedrichshafen zum 3:1-Sieg
Wenn Joel Banks und Adam Swaczyna am Spielfeldrand stehen, dann weisen sie ähnliche Verhaltensmuster auf. Der Trainer der BR Volleys und der Trainer des VfB Friedrichshafen kauen Kaugummi, tragen Sneakers, stecken meist eine Hand in die Hosentasche und wirken auch sonst ziemlich lässig – zumindest den Großteil der Zeit.
Wenn es allerdings eng wird für ihr Team, so wie am Sonnabend, als die beiden in der Bundesliga zum ersten Mal aufeinandertrafen, können sie emotional werden. Sie schreien dann oder recken ihre Faust siegessicher in die Luft. Am Sonnabend war es Banks, der triumphierte, als die Volleys sich daheim in der Max-Schmeling-Halle mit 3:1 (25:22; 19:25; 25:22; 26:24) durchsetzen konnten. Swaczyna hingegen sah frustriert aus.
Der 35-jährige polnische Trainer kam in dieser Saison an den Bodensee als Nachfolger von Mark Lebedew. Er soll frischen Wind bringen und dabei helfen, endlich wieder eine Trophäe zu gewinnen. Bereits von 2017 bis 2019 war er dort aktiv, damals als Co-Trainer. Außerdem ist er Co-Trainer des polnischen Nationalteams, mit dem er im Sommer die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Paris holte.
Für den 49-jährigen Briten Joel Banks ist es bereits die zweite Saison in Berlin. Das erste Aufeinandertreffen im Finale des Ligacups konnte er mit den Volleys 3:0 für sich entscheiden. Nun folgte der zweite Sieg für Berlin.
Haben die Volleys also auch in dieser Saison die Nase vorn? Nicht unbedingt. Zu Beginn des Spiels hatten die Häfler, auf ihren Stammzuspieler Aleksa Batak verzichten mussten, zwar Probleme, ins Spiel zu finden. Doch als sie sich im Aufschlag steigerten und im Angriff clever die Lücken in der Berliner Abwehr ausnutzten, lagen die Volleys plötzlich mit vier Punkten zurück und mussten den zweiten Satz abgeben.
Die Berliner hatten anfangs immer wieder Probleme im Zusammenspiel und kamen nur schwer mit ihren Angriffen durch. Dass sie Satz drei und vier für sich entscheiden konnten, hatten sie vor allem ihrem breiten Kader zu verdanken. Spieler wie Florian Krage und Simon Plaskie setzten neue Impulse und trugen dazu bei, dass das Momentum plötzlich auf Seite der Gastgeber war. Die Breite des Kaders hatte Manager Kaweh Niroomand bereits vor der Saison immer wieder als große Stärke hervorgehoben. Sie dürfte den Volleys auch künftig helfen, wenn neben der Liga Spiele in der Champions League und im Pokal anstehen.
Am Sonnabend zeigte sich einmal mehr die Bedeutung der Heimkulisse. Insgesamt 6336 Zuschauende machten Lärm mit Klatschpappen und Pauken und trugen dazu bei, dass die Mannschaft auch in schwierigen Situationen die Nerven behielt.
Für besondere Begeisterung sorgt in dieser Saison die neu eingeführte „Kiss-Cam“. Immer wieder animierte der Hallensprecher die Fans, sich Küsse auf die Wange oder sogar auf den Mund zu geben. „Noch einer, noch einer!“, brüllt er lachend ins Mikrofon. Besonders laut wurde der Jubel am Sonnabend, als plötzlich der ehemalige Volleys-Spieler Timothée Carle mit seiner Verlobten Pricilla Klein im Publikum zu sehen war und sich auch küsste.
Insgesamt machte das spannungsreiche Duell am Sonnabend Lust auf mehr. „Friedrichshafen hat deutlich besser gespielt als noch beim Ligacup. Scheinbar animiert unsere Halle auch die Gegner“, meinte Volleys-Manager Niroomand. „Wir hatten immer wieder Probleme in der Annahme und irgendwann ließ die Konzentration nach. Das können wir besser.“
Friedrichshafens Trainer Swaczyna wirkte indes verstimmt. „Immer wenn wir gegen Berlin spielen, sind wir ganz nah dran, aber etwas fehlt zum Sieg. Wir haben gekämpft, darauf bin ich stolz. Ich hoffe, die Spieler nutzen das knappe Ergebnis künftig als Motivation.“ Er führt die Niederlage auch auf einige Schiedsrichterentscheidungen zurück. „Meiner Meinung nach waren einige Ballkontakte des Gegners nicht sauber.“
Doch trotz seines Unmuts tauschte er sich am Ende des Abends mit Joel Banks aus. Die beiden Trainer standen nebeneinander und besprachen einige umstrittene Situationen. „Ich habe großen Respekt für ihn. Es ist normal, dass wir auch mal diskutieren. Wir wollen beide gewinnen.“ Und beide Trainer wollen in dieser Saison die Meisterschaft gewinnen – eine ihrer vielen Gemeinsamkeiten.