Konzert-Abos: Vertrauen ist gut, Neugier ist besser

55 Euro. So viel, nein, so wenig kostet in der kommenden Saison ein Abonnement für fünf Konzerte beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Wenn man sich mit der günstigsten Preiskategorie zufriedengibt.

Wer auf im Konzerthaus oder der Philharmonie den besten Plätzen sitzen will, muss 205 Euro investieren, also 41 Euro pro Abend.  Und auch das ist noch sensationell billig, wenn man bedenkt, dass hier nicht einfach ein Film abgespielt wird, sondern dass bis zu 100 Profis live auf der Bühne sitzen – um (mit höchster Konzentration und größter Hingabe) ein Unikat zu erschaffen, ein Klangerlebnis, das so nur in diesem einen einzigen, unwiederbringlichen Moment existiert.

Im Zweifelsfall wird Altbekanntes gewählt

Abos, heißt es immer wieder, seien ein Auslaufmodell. Weil sich die Leute angeblich nicht mehr Monate im Voraus festlegen wollen, an welchem Tag sie ins Konzert gehen. Angeblich entscheiden sie lieber spontan. Doch was passiert dann meistens? Sie gehen auf Nummer sicher, kaufen Tickets für Werke oder Künstler, die sie schon kennen. Und lernen dadurch nichts Neues kennen.

Denn, Hand aufs Herz, wer hat schon den Überblick über das gesamte Klassik-Angebot der Hauptstadt? Selbst ich, als hauptberuflicher Kritiker, fühle mich oft geradezu erschlagen von der fantastischen Vielfalt.

Natürlich ist so ein Abo ein Blankoscheck, den man dem Orchester seiner Wahl ausstellt – verbunden mit einem Vertrauensvorschuss: dass nämlich die Macher spannende Programme zusammenstellen und spannende Solist:innen engagieren werden. Positive Überraschungen und Horizonterweiterungen eingeschlossen.

Um beim Beispiel des RSB zu bleiben: Wer das Abo „5 Kh A“ wählt, also fünf Abende im Konzerthaus, bekommt in Sachen Romantik statt der altbekannten „Pathétique“ mal Edward Elgars 1. Sinfonie zu hören, entdeckt den ukrainischen Nationalkomponisten Borys Ljatoschinsky, lernt die junge Dirigentin Elim Chan kennen, entspannt bei einer Soiree mit Filmmusik von Charlie Chaplin und erlebt die künstlerische Kreativität des RSB-Chefdirigenten Vladimir bei einem Programm mit „Don-Quichotterien“ vom Barock bis zu Richard Strauss.

Und das ab 55 Euro. Dem deutschen Kultursubventionssystem sei Dank.