Alba Berlin gewinnt ein fast schon verlorenes Spiel

Luke Sikma war ganz nah dran an Jeremy Morgan, doch der Bonner bekam mit Ablauf der Spielzeit einen ziemlich passablen Wurf zustande. Der Ball flog in hohem Boden in Richtung Korb, guckte kurz mal hinein – und sprang dann wieder hinaus. Die 3115 Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof atmeten kollektiv auf. Alba Berlin hatte sich in einem schon verloren geglaubten Spiel irgendwie in die Verlängerung gerettet. Dort setzte sich die Mannschaft von Trainer Israel Gonzalez schließlich durch und verhinderte das frühe Pokalaus.

In den vergangenen vier Jahren hatte Alba stets das Finale erreicht, in den vergangenen neun immer mindestens das Halbfinale. Durch das 83:80 (14:17, 17:21, 19:19, 20:13/13:10) nach Verlängerung stehen die Berliner nun im Viertelfinale. „Das war ein Do-or-die-Spiel, deswegen ist dieser Sieg extrem wichtig. Wir wollen den Pokal gewinnen“, sagte Malte Delow. „So etwas schweißt eine Mannschaft zusammen.“

Die Ausgangslage für Alba war alles andere als einfach. Gegen das unter dem neuen Trainer Tuomas Iisalo stark gestartete Bonner Team hatten die Berliner schon vor zehn Tagen zum BBL-Auftakt verloren und personell hat sich die ohnehin nicht einfache Situation seitdem sogar noch verschlechtert. Bei der klaren Niederlage im ersten Euroleague-Spiel am Freitag in Barcelona zog sich der schwedische Dreierspezialist Marcus Eriksson eine Rippenprellung zu und musste neben den länger verletzten Christ Koumadje, Johannes Thiemann und Kresimir Nikic Platz nehmen. Auch Nachwuchscenter Christoph Tilly fiel aus und so blieb in Albas Kader eine Stelle frei.

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Im Ligaspiel gegen Bonn waren die Berliner sehr gut gestartet, hatten dann aber nach und nach den Rhythmus verloren. Dieses Mal fehlte dieser von Beginn an. Teilweise gelangen zwar schöne Spielzüge, die miserable Wurfquote sorgte in der Halle aber immer wieder für enttäuschtes Stöhnen. Gonzalez versuchte es schon früh mit Impulsen von außen und wechselte Mitte des ersten Viertels die gesamte Fünf auf einmal aus, das zeigte aber ebenfalls keine positive Wirkung.

Die Gäste taten sich zwar offensiv ebenfalls schwer, lagen aber fast durchgehend in Führung. Nach einem ruhigen Start war es dann wieder der kleine Point Guard Parker Jackson-Cartwright, der Alba mit seiner enormen Schnelligkeit große Probleme bereitete. Vor zehn Tagen war er mit 25 Punkten der überragende Spieler gewesen und am Sonntagnachmittag standen für ihn sogar 26 Zähler auf dem Videowürfel.

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Bei Alba kam im zweiten Viertel der erst am Donnerstag verpflichtete Oscar da Silva erstmals zum Einsatz und führte sich mit einem Dunk ein, den der Hallensprecher mit einem enthusiastischen „Willkommen in Berlin!“ quittierte. Viel mehr Grund zur Euphorie gab es aus Sicht der Gastgeber aber nicht. Angesichts von 13 teilweise völlig vermeidbaren Ballverlusten und einer schwachen Dreierquote war Alba zur Pause mit dem 31:38 noch ganz gut bedient.

Zu Beginn der zweiten Hälfte sah es kurz danach aus, als würden die Berliner nun ihren Rhythmus finden. Doch in einem echten Pokalfight, der nichts für Basketballästheten war, fand Bonn stets eine Antwort. Das Spiel wogte nun hin und her und den Berlinern lief die Zeit davon. Doch mit einem Dreier des bis dahin unauffälligen Maodo Lo und einem schwierigen Wurf von Sikma zum Ende eines 7:0-Laufs retteten sie sich jedoch in die Verlängerung – und letztlich in die nächste Pokalrunde.

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