Im Labyrinth des Humboldt Forums: Hartmut Dorgerlohs Vertrag verlängert

Die Nachricht kommt in dieser Form ein wenig überraschend. Hartmut Dorgerloh bleibt bis 2028 Generalintendant des Humboldt Forums. Der Stiftungsrat unter dem Vorsitz von Claudia Roth hat seinen Vertrag um fünf Jahre verlängert. Wollte die Kulturstaatsministerin nicht die Strukturen im hochkomplizierten Schlosskomplex verändern?

Von Anfang an schwierig

Hartmut Dorgerloh, seit Juni 2018 im Amt, ist ein ausgewiesener Kulturmanager und ein gewandter Pragmatiker. Ein Visionär eher nicht: Aber mit hochfliegenden Plänen wurde schon die Gründungsintendanz nicht glücklich. Dorgerloh hat in den zurückliegenden fünf Jahren stets versucht, das Beste aus der Situation zu machen; und da war ja auch noch die Pandemie.

Wie der lange Name schon sagt, liegt dem Humboldt Forum im Berliner Schloss ein grundsätzliches Planungsproblem zugrunde. Innen und Außen vertragen sich nur bedingt. Schloss-Nostalgie und zukunftsweisende Kulturinstitution: Das passt gedanklich schlecht. Und noch weniger seit dem Anbringen von Kreuz und der frömmlerischen Kuppelinschrift.

Ein Dach, viele Akteure. Die Vielstimmigkeit sei bereits in der Zusammenarbeit der Partner angelegt, heißt es in der Mitteilung zu Dorgerlohs weiterem Engagement. Hier wirken die Stiftung Humboldt Forum, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit den Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst, die Humboldt-Universität und das Stadtmuseum. Der Generalintendant hat es mit etlichen Museumsdirektoren zu tun, und die bestimmen das Ausstellungsgeschehen und die Sammlungspolitik.

Kürzlich war noch die Rede davon, das Humboldt Forum in die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu überführen – die ihrerseits in einer langwierigen Reform steckt. Nun bleibt es erst einmal beim Status quo. Der Generalintendant kann trotz des schönen Titels eben nicht frei schalten und walten und dem Riesenhaus zu einer kulturellen corporate identity verhelfen.

Deutschlands größtes Kulturprojekt tröstet auch sich selbst gern damit, dass es nicht vollendet und in einem Lernprozess begriffen sei. Den Humboldt-Brüdern ging die preußische Bürokratie schon vor über 200 Jahren an die Nerven. Sie hielten sich lieber fern von Berlin.