Kolumne Berliner Trüffel (28): Frauen aus der Nachbarschaft bemalen das Grau
Eben erst ist es fertig geworden. Das „Mural für den Kiez“. Gemeinsam mit Anwohnerinnen vom Mehringplatz-Kiez haben die Künstler:innengruppe Peira und die im Filmbusiness tätige Klara Mohammadi ein Wandbild gestaltet. In einer Unterführung an der Brandesstraße unter einem großen Häuserblock leuchtet es bunt, vier violette Arme treffen sich im gelben Kreis einer Sonne, auf den Armen stehen in arabischen Schriftzeichen und auf Deutsch die Worte: Solidarität, Frieden, Freiheit, Liebe und Leben.
Die Künstler:innen wählten Worte, die ihnen Kraft geben, auch sollten verschiedene Collage- und Drucktechniken, Kalligrafie und Graffiti ausprobiert werden. Ein ornamentales Muster umrahmt das Bild. Es bringt Fröhlichkeit in die raue, von Beton und Wohnblocks dominierte Gegend am Mehringplatz, der direkt am U-Bahnausgang schon zwei eindrückliche Murals hat. Das neue allerdings ist nicht von Profis gemacht, sondern von Frauen und Mädchen, die in der Nachbarschaft wohnen.
Bereits im Frühjahr 2021 begann die Gruppe Peira gemeinsam mit Frauen aus der Südlichen Friedrichstadt, dem Theater Hebbel am Ufer und dem „Wafaa Khattab“, dem Quartiersmanagement, zusammenzuarbeiten. Sie überlegten, wie die Anwohnerinnen in ihrem Kiez, den sie tagtäglich durchqueren, aktiv werden können, wie sie im wahrsten Sinne des Wortes Raum gewinnen können, „jenseits von Platzzuweisungen und Zuschreibungen“, wie sie selbst sagen.
Das Künstlerkollektiv Peira ist unter anderem für die feministische Rap-Plattform „Sisterqueens“ mehrfach ausgezeichnet worden. Die vier Mitglieder haben sich beim Studium am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft Gießen kennengelernt und organisieren seitdem künstlerische Projekte in Kollaboration unter anderem mit lokalen Communities oder mit Theatern. Entstanden ist das neue Wandbild im Rahmen des Festivals „¡PROTAGONISTAS! Resistance.Feminisms. Revolution“, das bis zum 2.7. im Hebbel am Ufer läuft.