Koala als Maskottchen: Das steckt hinter dem Häkel-Hype bei der WM

Wenn ein Profi sich im Sport verletzt und bei einem wichtigen Spiel nicht einsatzfähig ist, dann braucht es manchmal Trost. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft, die derzeit in Australien und Neuseeland ausgetragen wird, spendet diesen Trost ein kleiner gehäkelter Koala im Deutschland-Trikot. Während des ersten WM-Spiels gegen Marokko trug Lena Oberdorf, die mit muskulären Problemen ausfiel, ihn eingeklemmt in ihrer Jacke. Beim zweiten Gruppenspiel half er der verletzten Felicitas Rauch, die Niederlage gegen Kolumbien zu verdauen.

Nationalspielerin Klara Bühl hat den Koala im Deutschland-Trikot bereits vor Beginn des Turniers gehäkelt. Mittlerweile ist er nicht nur zum Glücksbringer des gesamten Teams avanciert, sondern ein echter Star in den sozialen Medien geworden. „Das Maskottchen hat uns in der ganzen Vorbereitung begleitet“, sagte Svenja Huth in einem Interview mit der Sportschau. „Es gibt zusätzliche Unterstützung und zeigt Zusammenhalt. Es hat für uns eine schöne Bedeutung.“

Bei der Niederlage gegen Kolumbien leistete der Koala Felicitas Rauch mentale Unterstützung.
Bei der Niederlage gegen Kolumbien leistete der Koala Felicitas Rauch mentale Unterstützung.
© IMAGO/Eibner

Bereits bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr hatte Bühl in der Corona-Quarantäne für jede Spielerin ein kleines Herz gehäkelt. „Dadurch hatte ich das Gefühl, ich konnte der Mannschaft eine Kleinigkeit für das Finale mitgeben“, sagte Bühl in einem Interview mit dieser Zeitung. Bei der WM hat sie nicht nur ihrem Team, sondern auch etlichen Fans etwas mitgegeben. Auf Twitter und Instagram gibt es hunderte Posts über den Koala, der von den Spielerinnen nach einer internen Abstimmung auf den Namen „Waru“ getauft wurde.

„Waru ist der wahre Star des deutschen Teams“ und „Waru ist mein Highlight“, schrieben User auf Twitter. Ein anderer User forderte: „Nächstes mal bitte Waru in die Startelf, für mentalen Support.“

Dass der Koala sich so großer Beliebtheit erfreut, dürfte einen zentralen Grund haben: Er symbolisiert die Nahbarkeit und Authentizität der Spielerinnen. Sie nehmen sich selbst nicht zu ernst. Auch Bühl sagte gegenüber dem Tagesspiegel, dass sie manchmal etwas verpeilt und immer für einen Spaß zu haben sei.

Spaßeshalber hielt Lina Magull dem Koala ein Mikrofon vor den Mund, als sie bei der WM zum Interview gebeten wurde. Laura Freigang setzte Waru in einem Video kurzerhand eine Sonnenbrille auf. Und Kapitänin Alexandra Popp hielt ihn eng umschlungen, als sie auf der Reise im Flugzeug schlief. Solche Szenen sind im Profifußball ungewöhnlich und bei den Männern nur schwer vorstellbar.

Ungewöhnliche Szenen im Profifußball

„Stelle mir gerade vor, dass Leroy Sané einen Koala gehäkelt hätte, der während der WM-Spiele bei Jamal Musiala und Timo Werner in der Trainingsjacke als Maskottchen lebt“, schrieb ein User auf Twitter. Im Fußball der Männer dienen die Maskottchen bei internationalen Turnieren zwar ebenfalls als Glücksbringer. Sie spielen überdies aber auch eine wichtige Rolle bei der Vermarktung und Entwicklung von Werbekampagnen.

Das deutsche Maskottchen Goleo VI, ein Löwe ohne Hose und mit Ball in der Hand, spülte bei der WM 2006 zwar nicht so hohe Summen wie erhofft in die Kassen. Er erzielte statt der erwarteten 35 Millionen Euro aber immerhin einen Umsatz von 14 Millionen Euro.

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Auch bei den Fans des Frauenteams wird vermehrt der Wunsch geäußert, den Koala in den Fanshop des Deutschen Fußball-Bundes aufzunehmen. Die Spielerinnen wollen die Kommerzialisierung in ihrer Sportart aber offenbar nicht weiter vorantreiben und so hat Bühl sich etwas anderes einfallen lassen: Auf Instagram hat sie die Anleitung zum Häkeln eines eigenen Koalas gepostet. Ihr Rat: „Feste Maschen helfen euch zu überleben.“ Über die vielen Anfragen in den sozialen Medien freut sie sich. Häkeln sei vielleicht ein altmodisches Hobby, sagte sie gegenüber Sportbuzzer, dafür aber entspannend. Einige Mitspielerinnen nennen die 22-Jährige deshalb liebevoll „Oma“.

Viele Fans hat Bühl mit ihrer Leidenschaft bereits angesteckt. Sie posten Bilder von ihren eigenen, selbstgehäkelten Warus. Diejenigen, die weniger begabt in Handarbeit sind, teilen stattdessen bunte Zeichnungen ihres Koalas.

„Waru“ heißt übersetzt übrigens so viel wie Feuer. „Er ist ein Zeichen für das Feuer, das wir entfachen und für die WM-Geschichte, die wir schreiben wollen“, sagte Lena Lattwein gegenüber der Sportschau. Nach der Enttäuschung gegen Kolumbien soll Waru nun dazu beitragen, das Feuer im Team wieder zu entflammen und gegen Südkorea am Donnerstagmittag den Einzug in das Achtelfinale zu schaffen. Dann hält auch der Hype um Waru noch eine Weile an.