Mit schwedischer Philosphie : Roger Hansson und das Düsseldorfer Modell

Es sollte ein x-beliebiges Hauptrundenspiel der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) werden an jenen 17. Januar 1999. Aber es kam anders. Die Anwesenden durchlitten an diesem Sonntag im Sportforum Hohenschönhausen Schocksekunden: In der zwölften Minute des Spiels zwischen den Eisbären und den Kassel Huskies schlug Roger Hansson nach einem fairen Check des Berliners Derek Mayer mit dem Kopf auf die Eisfläche, verschluckte dabei seine Zunge.

Dank des schnellen Eingreifens der damaligen Eisbären-Ärzte Jürgen Bentzin und Sabine Sonntag konnte verhindert werden, dass dem Schweden Schlimmeres widerfuhr. Wenig später ging es ihm trotz Gehirnerschütterung und Nasenbeinbruch relativ gut, das Spiel aber wurde abgebrochen.

Was Hansson erlitt, passiert im Sport schon mal und ist an sich nicht lebensgefährdend – wenn Ärzte sofort eingreifen. Hansson erinnert sich: „Ich bin sehr dankbar, dass es damals so gelaufen ist, die Ärzte waren sofort da. Für mich als Spieler war die Zeit danach eine andere. Ich wurde nicht mehr der auf dem Eis, der ich einmal war, die Szene hat sich im Kopf eingebrannt.“ Das Erlebnis habe ihn schon dauerhaft bewegt.

Hansson war Weltmeister und Olympiasieger mit Schweden

Roger Hansson, der insgesamt fünf Jahre in Kassel spielte, hatte vor seinem Sturz schon eine erfolgreiche Karriere hinter sich, er war Weltmeister und Olympiasieger mit Schweden. Nach der Zeit als Profi hat er als Geschäftsführer von Rögle BK und als Trainer bei verschiedenen Klubs gearbeitet, zuletzt in der Schweiz bei der nach der vergangrnen Saison aufgelösten Akademie des EV Zug.

Jetzt ist Hansson nach 21 Jahren als Trainer in der DEL zurück, hat einen Zwei-Jahres-Vertag in Düsseldorf unterschrieben und das lässt sich gut an: Unter ihm ist die DEG mit vier Siegen aus fünf Spielen gestartet, Hanssons Handschrift ist klar. In seinem Kader sind viele junge Spieler, für DEL-Verhältnisse wenige Nordamerikaner, einige Nordeuropäer und der Trainer hat den Mut, einen jüngeren deutschen Spieler wie Josef Eham in den vorderen Sturmreihen einzusetzen, Eham dankte es am Freitag beim 4:1 gegen Iserlohn mit seinem ersten Tor.

Angeführt wird das Team von Evergreen Alexander Barta, der Berliner stürmte schon in Hanssons Zeit in Ängelholm für Rögle BK in der ersten schwedischen Liga. Hansson sagt: „Wir haben bei der DEG noch nicht mit vollen Kader spielen können, weil uns drei wichtige Spieler verletzt fehlen.“ Besonders die Ausfälle von Vicor Svensson und Kyle Cumiskey würden weh tun. „Aber ich bin es so aus Schweden gewöhnt, dass man in so einem Fall junge Spieler einsetzt und sieht, ob die sich dann bewähren.“ Insofern sei diese Philosphie für ihn nicht neu.

Nach dem unglücklichen Sturz in Berlin war ich nicht mehr der Spieler von früher

Roger Hansson

Die Liga gefällt ihm übrigens besser als seinerzeit als Aktiver. „In meinem zweiten Jahr kamen damals plötzlih all die Kanadier in die Liga.“ Es waren die Folgen des Bosman-Urteils. „Das war komisch und schlecht für die LIga. Heute sieht es da schon wieder anders aus und es ist wichtig für die Liga, dass die jungen deutschen Spieler ihre Chancen bekommen, sich zu entwickeln. Das ist für mich der richtige Weg und auch gut fürs deutsche Eishockey.“

Am Sonntag treten die Düsseldorfer bei den Eisbären an (15.15 Uhr, Mercedes-Benz-Arena/live auf Magentasport). Die in die Saison gestolperten Berliner sind gewaltig unter Druck und wollen „unbedingt“ ihren ersten Drei-Punkte-Erfolg einfahren, wie ihr Kapitän Frank Hördler am Freitag nach der 2:4-Heimniederlage gegen Adler Mannheim sagte. Roger Hansson ist sich der Situation in Berlin bewusst. „Natürlich wissen wir, was uns erwartet und werden darauf gut vorbereitet sein“, sagt er.

Es gibt übigens noch eine andere Anekdote, eine eher erfreulichere für ihn, die ihn mit den Eisbären verbindet. Im August 2003 schauten die Berliner im Rahmen der Vorbereitung beim damaligen Zweitligisten Rögle BK vorbei und verloren in einer absurd chaotischen Partie 0:2. An dieses Spiel, sagt Roger Hansson, „kann ich mich allerdings nicht mehr erinnern“. Was auch nicht so schlimm ist.

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