Kahlschlag bei Gruner + Jahr: Verfehlte Standortpolitik?
Der Schock über die Einstellung und den Verkauf zahlreicher Magazintitel von Gruner + Jahr ist gewaltig, besonders in Hamburg. Mediensenator Carsten Brosda hofft zwar, dass die in Hamburg betroffenen Mitarbeiter angesichts des Fachkräftemangels zügig neue Anstellungen finden. Doch zugleich befürchtet er in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“, dass sich nach der „hochsymbolischen Entscheidung“ andere Verlag fragen, ob sich Investitionen in Journalismus noch lohnen.
Der Hamburger Medienwissenschaftler Stephan Weichert ist nicht der Einzige, der angesichts des Kahlschlags bei Gruner + Jahr, der auch eine Vielzahl freier Mitarbeiter betrifft, Fragen an die Medien- und Standortpolitik der Elbmetropole stellt. Warum hat man den D-Zug nicht früher gesehen, der auf den in Hamburg beheimateten Verlag zugerast ist? Wurde womöglich versäumt, ein innovationsfreudigeres Umfeld zu schaffen, wie es in anderen Bundesländern geschehen ist?
Keine Subventionen, aber Förderung, wo sie nötig ist
Sicher ist: Eine offensive Förderung wie bei Film-, Fernseh- und Streamingproduktionen oder in der Games-Wirtschaft verbietet sich in der Medienpolitik. Stichwort Staatsferne. Sie untersagt Subventionen, die zu einer Beeinflussung der redaktionellen Arbeit führen können.
Wenn Förderung, dann nicht mit Finanzspritzen für einzelne Medienhäuser, sondern für die Branche insgesamt. Und damit wird der Fall Gruner + Jahr zum bundespolitischen Thema. Seit Jahren wird nach Wegen gesucht, mit der Zustellförderung die Versorgung der ländlichen Bevölkerung mit gedruckten Zeitungen und Zeitschriften auch in Zukunft sicherzustellen.
Gerade erst hat eine Umfrage unter Zeitungsverlagen ergeben, dass zwei Drittel von ihnen die Zustellung in unwirtschaftlichen Bereichen in den nächsten drei Jahren aus Kostengründen infrage stellen. Es wird Zeit, dass die Politik bei diesem Thema Ergebnisse vorlegt.
Die Kolumne „Was mit Medien“ erscheint immer sonntags.
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