Josef Hader in Berlin: Hier werden Sie eiskalt abserviert

Ein coronabedingter Nachholtermin, wie es derzeit so viele gibt: Am 21. Oktober sollte Josef Hader im Konzertsaal der Universität der Künste an der Hardenbergstraße sein Programm „Hader on Ice“ spielen. Doch dann bekommen die Fans ein Mail von der Adresse servicenews@eventim.de, in der ihnen mitgeteilt wird, dass sich der Veranstalter gezwungen sieht, den Abend ersatzlos abzusagen. Weil die UdK den Empfehlungen der Senatsverwaltung für Wissenschaft und Forschung zum Schutz der Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden folge.

Aha, und was bedeutet das? Eine Nachfrage bei der zuständigen Senatspressestelle wird erst einmal mit einem Arbeitsauftrag beantwortet: „Bitte wenden Sie sich an die UdK als Veranstalterin und fragen dort nach, worauf genau sich die UdK beruft. Mit dem Wissen können Sie sich gerne wieder an uns wenden.“ Bitte sehr, bitte gleich, als Journalist erledigt man ja gerne Hilfstätigkeiten für jene öffentlich Bediensteten, die ihr Gehalt für die Betreuung der Presse bekommen.

Der Senat erlaubt die Vollbelegung der Säle

Bei der UdK ist zu erfahren, dass „aufgrund der Pandemie“ der hochschuleigene Konzertsaal nur für die Hälfte des möglichen Publikums zugelassen ist. Was erstaunlich ist, verfahren doch alle übrigen Veranstalter der Stadt seit Monaten anders – und sind sogar froh darüber, wieder die volle Platzkapazität anbieten zu können. In der Wissenschaftsverwaltung bestätigt man, dass es seitens des Senats jedenfalls „keine Einschränkungen der Personenanzahl oder besondere Zugangsvoraussetzungen für Veranstaltungen im Kultur-, Sport oder Freizeitbereich“ gebe. Dies gelte auch für Darbietungen an Hochschulen.

Die UdK macht in Sachen 50-Prozent- Beschränkung also von ihrem Hausrecht Gebrauch. Man habe Josef Hader angeboten, die vor der Corona-Verschiebung ausverkaufte Vorstellung nun auf zwei Abende zu strecken, je zum halben Mietpreis. Nur hatte der Kabarettist offensichtlich keine Lust, doppelt vor gelichteten Reihen zu performen. Dann lieber ganz absagen.

Den enttäuschten Ticketbesitzern des UdK-Abends wurde von Eventim angeboten, sich Tickets für einen anderen Berliner Hader-Auftritt zu besorgen, gleich tags drauf nämlich, am 22. Oktober im Admiralspalast, der auf Vollauslastung fährt. „Aus systemtechnischen Gründen“ sei es nur leider nicht möglich, eine kostenlose Umbuchung der Eintrittskarten vorzunehmen. Also müsse man seine Karten für den ausgefallenen Abend erst zurückgeben und könne sich dann mit dem Aktionscode „Hader X Original“ neue kaufen – zum aktuellen, inzwischen angepassten Preisniveau.

Und das alles, weil sich die UdK mit ihrem Halbleerer-Saal-Dogma als gallisches Dorf innerhalb der Berliner Kulturszene geriert. Bei einer staatlichen Institution, die der Ausbildung junger Menschen dient, die später ihr Geld als Musiker und Schauspieler mit Live-Auftritten verdienen wollen, ist das doch sehr befremdlich.

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