Die Finals sind eine Chance für die Abgehängten
Was sind die Finals?
An den Begriff dürfen sich die Sportfans gewöhnen (er wird im Übrigen fi · nals und nicht nach dem Englischen fai · nels ausgesprochen). Künftig wird es wohl mehrere Sportevents unter diesem Label geben. Die Finals sind die Ansammlung von Meisterschaften aus unterschiedlichen Sportarten, die allesamt in wenigen Tagen ausgetragen werden. 2019 tauchte der Begriff zum ersten Mal in diesem Kontext auf. In diesem Jahr sind es 140 Meistertitel, die in 18 Sportarten gewonnen werden können.
Was soll diese Veranstaltung überhaupt?
Die Finals sind auch die Folge des permanenten Bedeutungsverlustes vieler sogenannter Randsportarten im leistungssportlichen Bereich. Der Sportraum hierzulande wird dominiert von König Fußball. Für die meisten anderen Sportarten fällt medial immer weniger ab. Die gebündelten Meisterschaften sind eine Chance für Sportarten wie Tischtennis oder Turnen, zumindest ein bisschen ins öffentliche Licht gerückt zu werden. Zum anderen spielen die Öffentlich-Rechtlichen eine große Rolle. Sie sind die eigentlichen Geburtshelfer dieses Konzeptes. Gebündelte Sportevents mit schnell wechselnden Schalten sind ein bewährtes Konzept, gute Einschaltquoten scheinen garantiert.
Welche Sportarten werden ausgetragen?
Bogensport, Kanu, Leichtathletik, Moderner Fünfkampf, Reiten, Schwimmen, Tischtennis, Triathlon, Gerätturnen, Rhythmische Sportgymnastik und Wasserspringen. Hinzu kommen Kanu-Polo, Karate, Klettern, Stand-Up-Paddling, Taekwondo, 3×3 Basketball und Trial. In den Sportarten Bogensport, Tischtennis und Triathlon werden zudem Para-Wettbewerbe ausgetragen.
Wo werden die Finals ausgetragen?
Sie werden in Berlin, Nordrhein-Westfalen sowie in Braunschweig stattfinden. Der Hintergrund ist, dass die Finals ursprünglich im vergangenen Jahr komplett in Nordrhein-Westfalen hätten ausgetragen werden sollen. Doch pandemiebedingt musste das Event auf dieses Jahr verschoben werden. Der Veranstaltungskalender in Nordrhein-Westfalen ließ die Finals in vollem Umfang in diesem Jahr nicht mehr zu. So sprangen Berlin und Braunschweig (hier werden die Leichtathletik-Meisterschaften an diesem Wochenende durchgeführt) ein. Berlin hatte die Finals erstmals 2019 organisiert und durchgeführt.
Wann sind die Finals?
Heute geht es los. In Berlin zum Beispiel werden die Meisterschaften mit dem Bogenschießen eingeleitet. Um 9 Uhr beginnt am Donnerstag im Olympiapark Berlin der erste Wettbewerb. Schlusstag der Finals an allen Austragungsorten ist der Sonntag.
Sind Zuschauer erlaubt?
Ja, aber nur wenige. Im Berliner Olympiapark etwa werden am Samstag und Sonntag jeweils 340 Zuschauerinnen und Zuschauer, aufgeteilt in zwei Sessions für die Wettkämpfe, zugelassen. Bei den deutschen Meisterschaften der Dressur- und Springreiter in Balve dürfen bis zu 1000 Besucher dabei sein – jeweils 500 getestete und 500 vollständig immunisierte Zuschauer. Die meisten Sportfans dürfen den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Braunschweig beiwohnen. Im Rahmen eines Modellprojekts sind im Eintracht-Stadion 2000 Menschen zugelassenen. Alle Besucher müssen entweder vollständig geimpft, nachweislich genesen sein oder einen tagesaktuellen Schnelltest vorweisen.
Werden die Finals im TV übertragen?
Und wie. Die ARD und das ZDF zeigen die Finals rund 25 Stunden in ihren Programmen sowie zusätzlich in Livestreams und begleiten die Wettkämpfe auch in ihren Social-Media-Kanälen. Laut ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky arbeiten bei der ARD und ZDF insgesamt 700 Personen nur für dieses Event. „Trotz Olympia, Fußball-Euro und Tour de France sind die Finals das Sportereignis dieses Sommers, für das die ARD den größten Aufwand betreibt“, sagt Balkausky. Man wolle dem Sport die Chance geben, sich wieder zu zeigen.
Wie teuer sind die Finals?
Der Berliner Sportstaatssekretär Aleksander Dzembritzki bezifferte die Kosten für das Land Berlin auf 1,3 Millionen Euro. Hinzu kommt, dass der Senat den Veranstaltern die Sportstätten kostenfrei zur Verfügung stellt. In Nordrhein-Westfalen beträgt die öffentliche Förderung 1,25 Millionen Euro. Der mit Abstand größte Batzen für die Finals dürfte aber von den Gebührenzahlerinnen und -zahlern kommen. 700 Personen plus die aufwendige Logistik für die TV-Produktion sind extrem kostenintensiv.