Nationalmannschaft spielt nur 1:1 gegen Dänemark
Ob das schon das erste Resultat der intensiven Arbeit im Trainingslager war? Der Freistoß von der rechten Seite rauschte schnittig in den Fünfmeterraum der Dänen, und um ein Haar hätte er der deutschen Fußball-Nationalmannschaft die Führung eingebracht. Gleich drei Spieler in der Mitte verpassten nur hauchzart die Hereingabe von Joshua Kimmich.
Standardsituationen sind in der Vorbereitung der Nationalmannschaft auf die Europameisterschaft in diesem Sommer eines der Schwerpunktthemen, und zumindest in dieser Szene zehn Minuten vor der Pause war zu erahnen, dass sich die Arbeit auszahlen könnte. Ein bisschen was aber fehlt noch.
Und das gilt nicht nur für Standardsituationen. Auch wenn es alles in allem ein anständiger Auftritt der deutschen Mannschaft war, reichte es im vorletzten Testspiel vor der EM nur zu einem 1:1 (0:0) gegen Dänemark. Nicht nur wegen insgesamt drei Pfosten- und Lattentreffern wäre für das Team von Bundestrainer Joachim Löw mehr drin gewesen.
Die Partie in Innsbruck, gut 25 Kilometer vom Trainingscamp der Deutschen in Seefeld entfernt, stand im Zeichen des Comebacks von Thomas Müller und Mats Hummels. Im November 2018, vor exakt 926 Tagen, hatten beide zuletzt für die Nationalmannschaft gespielt; gegen die Dänen standen sie wie erwartet in der Startelf. So wie es wohl auch bei der EM der Fall sein wird.
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Sonst aber hatte die Aufstellung, für die sich Bundestrainer Löw entschieden hatte, noch etwas Provisorisches. Gerade im Mittelfeld fehlte mit Toni Kroos, Leon Goretzka und Ilkay Gündogan viel prominentes Personal. Alle drei haben bei der EM berechtigte Ansprüche auf einen Stammplatz. Löw ließ mit Dreierkette verteidigen, in der Hummels wie bei Borussia Dortmund links spielte, vorne bot er die drei Münchner Leroy Sané, Serge Gnabry und Thomas Müller auf, die munter ihre Positionen tauschten.
Anfänglich fehlte der deutschen Offensive der letzte Punch, aber es war Müller, der die erste gute Chance für seine Mannschaft hatte. Nach einem Chipball seines Münchner Teamkollegen Kimmich startete er in den dänischen Strafraum, stand dadurch völlig frei, doch Müller ließ den Ball mehr über seinen Scheitel rutschen, als ihn zielgerichtet zu köpfen, so dass Torhüter Kasper Schmeichel wenig Mühe hatte.
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Der Münchner war in seinem 101. Länderspiel gewohnt aktiv, löste immer wieder im Vollsprint das Pressing aus, animierte seine Kollegen mit rudernden Armen, ihm zu folgen. Aber dem Angriffsspiel der Deutschen fehlte noch das Feintuning. Ab Mitte der ersten Halbzeit spielte sich das Geschehen zwar weitgehend in der dänischen Hälfte ab, in echte Schwierigkeiten gerieten die Dänen aber nicht. Sané hatte nach einer Flanke von Florian Neuhaus eine gute Gelegenheit, setzte den Ball jedoch aus fünf Metern über das Tor. Kurz vor der Pause traf Gnabry mit einem Schlenzer aus 18 Metern das Lattenkreuz.
Auch diese Gelegenheit hatte Neuhaus eingeleitet. Der Gladbacher dürfte es schwer haben, im hochklassig besetzten Mittelfeld einen Platz zu finden, aber er nutzte die Abwesenheit der vermeintlichen Stammkräfte, um Werbung in eigener Sache zu betreiben. Neuhaus war es auch, der zwei Minuten nach der Pause das 1:0 erzielte – mit einem profanen Abstauber aus fünf Metern.
Ziemlich genau zwei Monate ist es her, dass die Dänen zuletzt in Österreich gespielt haben – und in der WM-Qualifikation einen deutlichen 4:0-Erfolg gegen Österreich feierten. Die Mannschaft des früheren Mainzer Trainers Kasper Hjulmand ist also keineswegs zu unterschätzen. Dafür machten es die Deutschen über weite Strecken sehr ordentlich, verteidigten insgesamt sehr seriös und kassierten trotzdem 20 Minuten vor dem Ende durch den Leipziger Yussuf Poulsen den Ausgleich zum 1:1-Endstand. Christian Eriksen hatte genau die Lücke zwischen Mats Hummels und Niklas Süle gefunden. Stefan Hermanns