Interview mit Wotan Wilke Möhring: „Leugner des Klimawandels haben Angst, Verantwortung zu übernehmen“

Herr Möhring, wann haben Sie sich zuletzt über die Deutsche Bahn geärgert?
Das tue ich ständig. Gerade auch auf den ICE-Strecken von meinem Wohnort Köln nach Hamburg oder Berlin. Eine Verspätung, ein Ausfall nach dem Anderen. Ich sage mir nach jeder Bahnfahrt: Das war meine Letzte.

Und Sie lassen sich weiter drauf ein?
Was bleibt mir denn Anderes übrig? Die Menschen versuche es ja, für teures Geld. Und die Bahn? Kümmert sich um Manager-Boni, nicht um Pünktlichkeit. Da stimmt was nicht.

Ich frage, weil Sie mit Ihrer Reportage im populären „Terra X“-Format auf Island Folgen des Klimawandels anmahnen. Um gegen diesen etwas zu tun, sollte man zum Beispiel auch nicht mehr fliegen.
Innerhalb Deutschlands auf keinen Fall. Ich bin mir durchaus bewusst, was das Kerosin da oben macht.

Nach Island ging‘s ja nicht anders. Waren Sie vorher schon mal da?
Ja, vor Jahren für den Kinofilm „Nichts als Gespenster“, zuletzt für „Gletschergrab“.

Was es Ihre Idee, dort eine ZDF-Reportage über die Klimakrise zu machen?
Ich wurde darauf angesprochen, zu welchem Thema ich das gerne machen würde. Eigentlich wollte ich in die Arktis, das war aber organisatorisch zu kompliziert. Ich wollte wissen, wo das mit der Klimaerwärmung anfängt. Wie gefährlich werden die schlummernden Vulkane unter dem schmelzenden Eis? Island ist ja eine Art Labor für die ganze Welt.

Hatten Sie sich vorher besonders mit dem Thema beschäftigt?
Ja, nicht zuletzt durch meine drei Kinder, die mich fragen, warum es zu Weihnachten immer warm ist, und wo der Schnee bleibt. Wir reden zuhause auch darüber, warum wir zum Beispiel so viel mehr extreme Wetter haben.

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Wir sehen in dem Film: das Überleben von Fuchswelpen, Sie im Helikopter über Gletschern, Wale vor Island. Erliegt man dabei nicht allzu sehr der „Faszination Erde“, oder kann man die Botschaft mit der Warnung vor den Folgen des Klimawandel nur so an die Zuschauer bringen?
Die Insel ist natürlich erst mal wunderschön. Wenn aber von den Gletschern, die die Isländer in ihren Balladen für ewig besingen und die ich vor zehn Jahren noch selbst gesehen habe, nur noch die Hälfte da sind, oder wenn der See, auf dem du paddelst, gar nicht da sein dürfte, weil da früher Eis war, dann stellt sich nicht nur die Frage nach der Faszination, sondern die nach unserer Zerstörungswut auf diesem Planeten.

Warum soll unsere Meinung wichtiger sein als die anderer? 

Wotan Wilke Möhring

Nun sind Sie nicht der erste Schauspieler, der sich für Natur- und Tierschutz vor der Kamera einsetzt. Ich denke da an Hannes Jaennicke. Haben Sie da als Prominenter eine besondere Verantwortung? Taugen Sie als moralisches Vorbild?
Nein. Warum soll unsere Meinung wichtiger sein als die anderer? Ohne Wissenschaftler wären wir da draußen genauso aufgeschmissen wie jeder andere auch. Meine Funktion ist die, dass die Leute, die sich das anschauen, mich vom Bildschirm kennen und sich darüberhinaus vielleicht mehr Gedanken zum Klimawandel machen.

Was halten Sie von Last-Chance-Tourism? Im Grunde waren Sie als ZDF-Reporter selbst Tourist, fahren im SUV-Auto rum, um die Gletscher zu sehen, so lange die noch da sind.
Da kann ich Ihnen nur das Argument mit der Macht des Bildes entgegen halten. Der Mensch braucht immer wieder Anstöße, Bilder. Und ich wollte selber sehen, nicht aus dem Internet erfahren. Wir sind übrigens mit dem kleinstmöglichen Team nach Island, mit vier Leuten. Und ohne so einen Pickup kommt man nicht weit. SUV war das keiner.

Julia Grosz (Franziska Weisz) und Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) im Neujahrs-„Tatort“.
Julia Grosz (Franziska Weisz) und Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) im Neujahrs-„Tatort“.

© NDR/Georges Pauly/NDR/Georges Pauly

Wie gehen Sie mit Leugnern des Klimawandels um? Im Film sagen Sie etwas larmoyant, die würden Sie am liebsten dort oben ins kalte Wasser werfen.
Wenn ich mit dem TV-Format nur fünf weitere Menschen überzeugen kann, die vorher nicht an Folgen des Klimawandels geglaubt haben, dann hat es sich gelohnt. Und bei den Anderen: Ich bin durchaus streitbar, diskutierte auch mit Ignoranten und Leugnern des Klimawandels. Die haben Angst, eine Verantwortung zu übernehmen. Die wollen gar nicht wissen, woher die Lithium-Batterie aus ihrem Handy kommt. Der Mensch neigt in seiner Bequemlichkeit dazu, erst an den Klimawandel zu glauben, wenn das Wasser ins Wohnzimmer schwappt.

Sie sagen auch, wir müssen einfach nur tun, was wir tun können, mit allen Mitteln. Dann haben wir die Chance, dass es vielleicht gut ausgeht. Das klingt so einfach.
Tja. Das ist es eigentlich auch. Die Klimakonferenz allerdings, die diese Woche zuende gegangen ist, offenbart schon mal wieder den reinsten Lobbyismus. Profit vor dem Erhalt unseres Planeten. Trotzdem, ich habe natürlich noch Hoffnung. Sonst würde ich nicht jeden Morgen aufstehen.

Was können Sie tun bei Ihrer Arbeit: beim Film-Dreh? Stichwort grüner Dreh.
Genau, so drehen wir den „Tatort“ in Hamburg. Da gibt es sogar ein Zertifikat. Zusätzliche Anreize wären hier noch wünschenswert.

Sie sollten Ihren Kommissar Falke im „Tatort“ mal Umwelt-Verbrechen auf die Spur kommen lassen.
Gute Idee. Umweltskandale, Kapitalverbrechen, der Tod eines Journalisten, der was rausgefunden hat, so was.